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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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waren ebenfalls kohlschwarz, einschließlich Pupillen und Iris, und man konnte ihrer Physiognomie deshalb kaum eine Gefühlsregung entnehmen. Außerdem besaß sie etwas von einer allwissenden Übermutter, das ihre Gemeindemitglieder geradezu aufforderte, sie als Müllkübel für sämtliche Probleme des Kläfferdaseins zu verwenden. Was sie höchst geschickt für sich zu nutzen verstand.
    Unterstützt wurde Sissi bei ihrem Ränkeschmieden stets von Hinz und Kunz, zwei schweigsamen, jedoch äußerst bösartigen Greyhound-Gebrüdern, die jeder Amateurdetektiv wegen ihres unkontrollierbaren Jagdtriebes als erste des Massenmordes verdächtigt hätte. Greyhounds gelten als die Formel I unter den Kläffern. Sie erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von zirka 60 Stundenkilometern. Praktisch bestehen die Viecher aus einem einzigen gewaltigen Brustkorb mit einer großen Lunge, die ihnen erstaunliche Ausdauer bei der Jagd ermöglicht. Der schmale, wie mittels eines Computertricks absurd langgezogene Kopf durchschneidet dabei pfeilgleich die Luft. Man war geneigt zu glauben, daß in der gegenwärtigen Lage für Hinz und Kunz Weihnachten, Ostern und das große Halali gleichzeitig ausgebrochen wären, denn bestialische Beißereien bedeuteten für ihre Rasse die Regel, nicht die Ausnahme.
    In ihren grauen Pelzen matt in der Sonne leuchtend, durch zinkgelbe Augen starrend, grausamen Sphinxen ähnlich, die noch grausamere Geheimnisse in sich bargen, so leisteten Hinz und Kunz Sissi Gesellschaft, wobei sie nicht nur durch mich, sondern durch die ganze Hysterie um sie herum mit dem Gleichmut von Ölportraits hindurchzuschauen schienen.
    »Ihr alle kennt Francis, unseren genialen Freund in Sachen Kriminalistik, verehrte Freunde und Gäste«, salbaderte Moses, wohl wissend, daß eigentlich niemandem der Sinn nach kriminalistischer Aufklärung stand. Doch man war ja Diplomat, nicht wahr.
    Jetzt erst fiel mir auf, daß neben Kunz ein Müllhaufen lag. Ein recht ansehnlicher Müllhaufen - und offenkundig mit einem Restleben versehen, denn auf seiner Oberfläche bemerkte ich ein sanftes Atembeben. Das Ding , schmutzigbraun, schmutziggelb, dunkel gewolkt, furchtbar zerzaust, höchstwahrscheinlich auch furchtbar stinkend, leise Schnarchlaute absondernd, hatte sich zu einem Kringel gekrümmt und schien sich in einem Stadium zwischen Schlaf, Trance und Tod zu befinden. Jedenfalls schenkte es den brisanten Vorgängen hier offenkundig nicht die erforderliche Beachtung. Aber was kümmerte es mich? Schließlich war ordnungswidrig abgestellter Müll eine Sache der Behörden und nicht meine.
    »Keineswegs!« widersprach Sissi in meine diffizilen Beobachtungen hinein. Sie schlabberte mit der Zunge über die Runzelexplosion ihrer Schnauze und überzog bis zur Plattnase alles mit einem schleimigen Schimmer. Ein Zeichen, daß sie in Fahrt zu kommen gedachte.
    »Euren Freund kennen wir nur vom Hörensagen«, fuhr die Möpsin fort. »Und worauf sich der Ruf von seinem detektivischen Genie gründet, wissen wir auch nicht so genau. Hoffentlich nicht nur aufs Beschnüffeln von Mäuseschiß.«
    Das Kläfferpublikum brach in einen Gelächterorkan aus, als habe es den Witz des Jahrhunderts vernommen. Was wiederum die Gegenseite prompt veranlaßte, aus dem Gefühl der Demütigung heraus einen wütenden Aufschrei gepaart mit Buh-Rufen vom Stapel zu lassen. Einige der Spitzohren hechteten sogar von der Wendeltreppe in die Arena und rissen mit ausgefahrenen Krallen in der Luft schon mal vorsorglich imaginäre Wunden in ihre Feinde. Diese Reaktion meiner Stammesgenossen erschien mir absurd, war ich doch bei den meisten von ihnen alles andere als beliebt.
    So zeigte sich wieder einmal, daß in solcherlei Treibhäusern des Hasses stets eine Kleinigkeit fehlte, die Lebende von Toten unterscheidet, nämlich Hirnaktivität. Und clevere Kerlchen wie Moses und Sissi wußten dafür zu sorgen, daß es auch so blieb.
    Die einzigen, die nicht in den Radau einstimmten, waren Mäxchen und Titus sowie Hinz und Kunz. Mit versteinerter Miene registrierten die vier die feindseligen Entladungen wie Seismographen die Stärke von Erdbeben. Ihre spitzen Visagen und ihre kalten Augen bildeten einen markanten Kontrast zu dem aufgeplusterten Getue ihrer Herren.
    »Wir sind davon ausgegangen, daß auf dieser Konferenz eine Lösung für die Spannungen im Revier gefunden würde«, schnaubte Moses und begann gereizt auf und ab zu gehen. »Doch wenn ihr Mondanheuler glaubt, daß wir

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