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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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PROLOG
    Der siebenjährige Koldo hockte in einer Ecke des Schlafzimmers und versuchte, so leise wie möglich zu sein. Seine Mutter kämmte sich das Haar, herrliche dunkle Locken, durch die sich zarte Strähnen in reinstem Gold spannten. Voller Vorfreude leise summend, saß sie an ihrem Schminktisch, ihr lächelndes, sommersprossiges Abbild eingefangen in einem ovalen Spiegel. Er konnte nicht anders, als sie fasziniert zu betrachten.
    Cornelia war eines der schönsten Wesen, die je erschaffen worden waren. Das sagten alle. Ihre Augen leuchteten in zartem Veilchenblau, umrahmt von Wimpern in denselben Braun- und Goldtönen wie ihr Haar. Ihre Lippen bildeten eine perfekte Herzform, und ihre Haut strahlte wie die Sonne selbst.
    Mit seinem tintenschwarzen Schopf, den dunklen Augen und der tiefbraunen Haut sah Koldo ihr nicht im Geringsten ähnlich. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen waren ihre Flügel, und vielleicht war das auch der Grund, dass er so stolz auf die schimmernden weißen Federn mit den dichten bernsteinfarbenen Daunen war. Sie waren das einzig Gute an ihm.
    Plötzlich hörte sie auf zu summen.
    Koldo schluckte.
    „Du starrst mich an“, fuhr sie ihn an, und ihr Lächeln war wie weggewischt.
    Sofort schlug er die Augen nieder und starrte zu Boden, wie sie es lieber mochte. „Tut mir leid, Mama.“
    „Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich nicht so nennen.“ Hart knallte sie den Kamm auf die Tischplatte. „Bist du so dämlich, dass du das schon wieder vergessen hast?“
    „Nein“, antwortete er kleinlaut. Alle lobten ihre Lieblichkeit, ihre Sanftheit, genauso sehr wie ihre Schönheit, und sie taten recht daran. Freigiebig verteilte sie Lob und war freundlich zu jedem, der sich an sie wandte – jedem außer Koldo. Er hatte immer eine ganz andere Seite von ihr erlebt. Was er auch tat oder sagte, sie hatte jedes Mal etwas daran auszusetzen. Und trotzdem liebte er sie von ganzem Herzen. Nie hatte er etwas anderes gewollt, als vor ihren Augen Gnade zu finden.
    „Du widerwärtige kleine Kreatur“, murmelte sie und erhob sich, umgeben vom leichten Duft von Jasmin und Geißblatt. Flüsternd schwang der purpurne Stoff ihres Gewands um ihre Knöchel, und die Edelsteine, die in den Saum gewebt waren, funkelten im Licht. „Genau wie dein Vater.“
    Koldo hatte seinen Vater nie kennengelernt, immer nur von ihm gehört.
    Böse.
    Widerwärtig.
    Abstoßend.
    „Ich kriege Besuch von ein paar Freunden“, erklärte sie und warf sich das Haar über die Schulter. „Du bleibst hier oben. Hast du verstanden?“
    „Ja.“ Oh ja. Er verstand. Wenn irgendjemand einen Blick auf ihn erhaschte, würde sie sich schämen, weil er so hässlich war. Sie würde wütend werden. Er würde leiden.
    Einen langen Augenblick sah sie auf ihn herab. Schließlich knurrte sie: „Ich hätte dich in der Badewanne ertränken sollen, als du noch zu klein warst, um dich zu wehren“, und stapfte aus dem Zimmer. Mit einem Knall zog sie die Tür hinter sich zu.
    Die Zurückweisung traf ihn bis ins Mark, und er war sich nicht sicher, wieso. Sie hatte schon unzählige Male weit Schlimmeres gesagt.
    Hab mich einfach lieb, Mama. Bitte.
    Vielleicht … vielleicht konnte sie es nicht. Noch nicht. Hoffnung spross in seinerBrust, und er hob das Kinn. Vielleicht hatte er nicht genug getan, um sich würdig zu erweisen. Wenn er etwas ganz Besonderes für sie tat, würde sie vielleicht endlich erkennen, dass er seinem Vater in nichts glich. Vielleicht wenn er ihr Zimmer aufräumte … und ihr frische Blumen besorgte … und sie in den Schlaf sang … Ja! Zum Dank würde sie ihn umarmen und küssen, wie sie es oft mit den Kindern der Bediensteten tat.
    Aufgeregt faltete Koldo die Laken zusammen, die sein Lager auf dem Boden bildeten, und sprang auf. Flink eilte er durch den Raum und sammelte die liegen gelassenen Gewänder und Sandalen ein, dann klopfte er die Kissen auf, die um den großen Teppich in der Mitte verstreut waren, wo Cornelia sich gern zum Lesen und Entspannen niederließ.
    Die Wand mit den Waffen – die Peitsche, die Dolche, die Schwerter – beachtete er nicht, stattdessen ordnete er die Utensilien auf dem Schminktisch: den Kamm, die Parfümfläschchen, die Cremes für die Haut seiner Mutter und die scharf riechende Flüssigkeit, die sie immer trank. Er polierte jede Kette, jedes Armband und jeden Ring in ihrem Schmuckkästchen.
    Als er fertig war, blitzte und funkelte der Raum mit allem darin wie neu. Er grinste, stolz auf seine

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