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Fennelly, Tony

Fennelly, Tony

Titel: Fennelly, Tony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf der Klappe
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anstrengend, also nahm ich den Jungen hierher und - er klopfte den Tisch anstelle seiner eigenen Schulter - „bereute es nie. Nicht eine Minute.“
    „Wie gut kannten Sie Loomis?“
    „Ich betrachtete ihn als meinen besten Freund.“
    „Oh Gott. Nicht noch einer.“
    „Wie bitte?“
    „Sie sind der dreizehnte beste Freund, den wir bis jetzt vernommen haben.“
    Ob dieses Zweifels an seiner Behauptung zeigte er die Zähne. „Ich kannte H. R. schon, als wir in Tulane waren. Er war Erstsemester, und ich war schon Jurastudent in höheren Semestern. Aber schon damals erkannte ich sein großes Potenzial.“
    „Für was?“
    „Na ...“ Das brachte ihn einen Augenblick lang aus der Fassung.
    „Ehrgeiz zum Beispiel. Er ließ sich durch nichts zurückhalten. Er kam aus einer armen Familie, aber er wuchs über sie hinaus.“
    „Über seine Familie?“
    „Ich weiß noch, wie er jeden Nachmittag im Sprachlabor saß und Blut schwitzte, weil er diesen Asozialenakzent loswerden wollte. Heute würde keiner merken, dass er vom Lande ist. Klingt wie jeder andere.“
    „Wie seine Vorbilder.“
    „Sogar besser. H. R. wusste, wie man mit Leuten umgeht. Er gewann jede Studentenwahl, bei der er antrat. Der Junge war ein Naturtalent.“
    „Klingt wie ein Politiker.“
    „Hätte er auch sein können. Der hätte eines Tages sehr großen Einfluss im öffentlichen Leben haben können. Aber er wollte sich erst eine solide finanzielle Grundlage aufbauen.“
    Mein Rekorder lief noch. „Und?“
    „Und deshalb habe ich ihm eine tüchtige Summe geliehen, damit er die Firma aufbauen konnte, als er sein Diplom hatte.“
    „Sie haben Loomis Corp. finanziert?“
    „Als stiller Teilhaber. Wir dachten, dass die Ölzulieferindustrie der schnellste Weg wäre, es hierzulande zu was zu bringen. Kundendienst für die Anlagen. Erst hat er sich die Füße nass gemacht und in Red Jessups Firma in Morgan City gearbeitet. Und dann, nach ein paar Monaten, war er so weit, sein eigenes Geschäft zu gründen.“
    „So schnell ist er ein Experte für Bohrkräne geworden?“
    „Nee.“ Tibbet gluckste bei dem Gedanken. „Ganz unter uns, H. R. wusste nicht mal, wie man einen Schraubenzieher hält. Aber er hatte diese zwei Brüder auf dem Lande, Cyril und Verbus, die begnadete Mechaniker waren. Genies auf ihre Art.“
    „Und das war alles, womit er anfing? Ihr Geld und seine beiden Spezi-Brüder?“
    „Sieht aus wie eine ziemlich riskante Investition, nicht? Aber ich wusste, ich würde mein Geld zurückkriegen. Der Junge war der klassische Unternehmer.“
    „Ich habe erfahren, dass es seine Spezialität war, Leute zu manipulieren.“
    „Und welch ein Verkäufer! Das erste, was er anschaffte, war bedrucktes Briefpapier. Das feinste Bütten, mit dem neuen Firmensignet in Hellrot.“
    „Erscheinung zählt.“
    „Genau das hat H. R. auch immer gesagt. Wenn du was erreichen willst, musst du so aussehen, als ob du es bereits hättest. Deshalb hat er sich in die teuerste Garderobe geschmissen, verschuldete sich für einen neuen Lincoln und besuchte alle großen Ölfirmen.“
    „ War das denn einfach?
    „Oh, er tauchte da auf wie LBJ, Fred Astaire und der Chef von AT&T in einer Person. Er schmeichelte den Ingenieuren, die für den Einkauf zuständig waren, ging mit ihnen in Viersternerestaurants essen und trinken. Schickte sogar ihren Sekretärinnen Blumen. Und in der ganzen Zeit musste Millicent bei den Alten Überstunden machen, nur damit Bohnen und Reis auf dem Tisch standen und die Miete bezahlt wurde.“
    „Die herrliche Welt des Scheins.“
    „Aber es funktionierte. H. R. brachte diese Ingenieure dazu, ihm praktisch aus der Hand zu fressen. Er zog Verträge an Land und ließ seine Brüder Bohrtürme von hier bis Mexiko warten. Er machte aus diesem kleinen halbseidenen Schuppen im nächsten Rechnungsjahr schon einen ernstzunehmenden Konkurrenten.“
    „Nur Kraft seiner Persönlichkeit?“
    „Das war alles, was er auf der Welt zu verkaufen hatte. Er quasselte sich eine fabelhafte Scheibe vom Markt zusammen und machte seine Brüder zu Juniorpartnern. Er gab ihnen ein Stück vom Geschäft. Mit meiner Einwilligung, versteht sich.“ Er nahm den Freien-Unternehmer-Ton an. „Wenn die Arbeiter ein Interesse an der Firma haben, dann arbeiten sie besser.“
    „So heißt es in der Theorie.“
    Tibbet lehnte sich zurück und sah aus, als ob er eine Zigarette wollte. Aber er zündete sich keine an. „Nach drei Jahren konnten H. R. und seine Brüder

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