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Fennelly, Tony

Fennelly, Tony

Titel: Fennelly, Tony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf der Klappe
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kann Rico nicht umgebracht haben. Denk dran, dass ganz New Orleans ihn gesehen hat, wie er auf Channel Four live telefonische Fragen beantwortet hat.“
    „Ja, Robin hat auch versucht, mit einer Frage zum Sexualstrafrecht durchzukommen, und ist abgewiesen worden. Das aber hatte nichts mit seiner Frage zu tun.“
    „Womit denn?“
    „Bedenk die Wunder der modernen Technologie, meine Liebe. Die Fragen waren live, aber die Antworten nicht, verstehst du?“
    „Die waren vorher aufgenommen?“
    „Die Ansagerin hat die Anrufe gesiebt und nur die ausgesucht, für die sie die passenden Reden hatte. Dann hat sie das zusammengespielt. Niemand hat auch nur gemerkt, dass die Antworten nicht ganz zu den Fragen passten, weil das bei Politikern ja immer so ist.“
    „Wie hat er die arme Frau dazu gekriegt, bei einem Mord mitzuspielen? Hat Wayne ihr gesagt, er brauchte ein Alibi, um schnell ins Ramrod rüberzuschlüpfen ?“
    „War nicht nötig. Diese Art von Video-Zauber ist bei Wahlkampf-Sendungen gang und gäbe. Das ist wahrscheinlich Wochen vorher geplant worden.“
    „Und keiner hat das überprüft, weil er ja erst mal kein Verdächtiger war.“
    „Genau. Aber dann - das Allerschlimmste! - hat er beschlossen auch moi umzubringen“, sagte ich. „Was ich persönlich nehme. Und da hat Chico Manguno einige Fäden gezogen.“
    „Warum hat Manguno sich dafür interessiert?“
    „Weil alles, was er vom Leben noch wollte, war, aus dem Staatsgefängnis raus und nach Italien geschickt zu werden, wo er seine letzten goldenen Jahre in Frieden und Wohlstand verbringen konnte. Tibbet versuchte das gerade für ihn zu arrangieren.“
    „Nein, Matty. Italien war das Letzte, was Manguno wollte. Er sagte immer, dass er um nichts in der Welt dorthin zurückwollte.“
    „Eine Schutzbehauptung: genau andersherum. Und ich konnte nicht vergessen, dass Tibbet diesen kleinen nuttigen Profikiller auf mich gehetzt hatte.“
    „Er nahm eben an, dass du diesem saftigen Ärschchen nicht widerstehen konntest.“
    „Ich bin nicht aus Stein. Aber es war leicht, den Mann zu unterschätzen. Diese Pistolen schwingenden Reaktionäre kommen uns Kindern der Sechziger alle vor wie Pausenclowns. Dann fiel mir wieder ein, dass seine Sekretärin was gefaselt hatte, er sei in der Sondereinheit gewesen.“
    „Ein Green Beret !“
    „Genau. Und selbst nach fünfzehn Jahren müssen diese Typen ziemlich zäh sein. Das einzige, was mich verunsichert hat, war der Mord an Eddis. Ich wusste, dass unser Junge das nicht war, weil er die ganze Zeit mit mir zusammen war. Aber als Ned es gestanden hatte ...“
    „Blieb Wayne übrig für die anderen. Aber wie konntest du das furchtbare Risiko auf dich nehmen und ihn allein treffen?“
    „Er hätte nicht aufgehört, hinter mir her zu sein, also hätte ich früher oder später mit ihm zusammentreffen müssen. Mir war es lieber, es mit einer kugelsicheren Weste und Frank und seinen Jungs in Rufnähe zu tun.“
    „Die kugelsichere Weste hat nur deinen Rumpf geschützt. Was
    wäre gewesen, wenn Wayne dich in den Kopf geschossen hätte?“
    „Bitte fang nicht davon an.“
    Sie lächelte. „Mission erledigt jedenfalls, mein Ritter in glänzender Rüstung. Zieh dich aus, wir feiern jetzt.“
    „Tut mir leid, ich kann nicht; meine Woche für Mädchen ist vorbei. Übrigens bin ich nicht hergekommen, um mir eine Belohnung zu holen, sondern um deine Geister zu vertreiben.“
    „Meine Geister?“
    Ich zog den kleinen Packen Kodak-Fotos aus meiner Hemdtasche. „Die Fotos aus dem Labor, die du wolltest. Die endgültige Entwürdigung von H. R. Loomis, in lebhaftem Kodak-Color von vier Seiten her eingefangen. So anschaulich und blutrünstig, wie du nur hoffen kannst.“
    Brandi kicherte erst ungläubig. Dann hielt sie eine Sekunde lang den Umschlag zwischen den Händen, bevor sie ihn auf die Erde fallen ließ. „Nein. Ich glaube, ich brauche die nicht mehr.“
    „Alle Rachegelüste verschwunden?“
    „Hm. Vielleicht hast du mir geholfen, meinen Geschmack zu entwickeln. Lass uns was Netteres trinken. Einen Sazerac vielleicht?“
    „Fabelhaft.“
    „Ich habe extra Bitter für dich gekauft.“ Sie ging zur Küche. In diesem Moment hatte sie die fatalen Fotos schon vergessen. Bis ihr zierlicher kleiner Fuß geradewegs auf dem viereckigen Päckchen landete. Da schaute sie nach unten und lachte. „Weißt du was? Trotz allem: Es hätte keinen netteren Typen treffen können.“
     
     
    ENDE

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    © 2012 Bruno

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