Ferne Galaxis (Chronik der Sternenkrieger 9-12, Sammelband - 500 Seiten Science Fiction Abenteuer) (German Edition)
Möglichkeit, diese Kontrolle auch über längere Zeit wirksam auszuüben«, gab Sunfrost zu bedenken.
Von Schlichten verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln. »In Kürze werden sie dazu in der Lage sein. Ihre Industrieproduktion ist hoch effizient, und was den Flottenbau angeht werden sie sehr bald aufholen.«
»Das wird noch eine Weile dauern, wie ich vermute.«
»Ein Grund mehr, um anzunehmen, dass sie die Besatzung der Station auf ihre Seite gezogen und verhindert haben, dass wichtige Messergebnisse die Erde erreichen.« Von Schlichten zuckte mit den Schultern. »Das ist doch so leicht, Captain. Die Männer und Frauen an Bord der Alpha Picus Station sind Wissenschaftler. Man braucht denen doch nur zu versprechen, dass sie optimale Arbeitsbedingungen und einen unerschöpflichen Etat bekommen. Vielleicht hat der eine oder andere auch ein gesundheitliches Problem, das sich auf Genet lösen lässt. Oder es gibt Angehörige, denen es nicht so gut geht, und die vielleicht auf diese Weise in den Genuss einer lebensrettenden Behandlung kommen können, die ansonsten einfach unbezahlbar wäre. Es gibt da so viele Möglichkeiten.«
Sunfrost nickte. »Ich will hoffen, dass Sie sich irren, Professor von Schlichten…«
Von Schlichten verzog das Gesicht zu einem zynischen Lächeln. »Glauben Sie, mir geht es da anders, Captain?«
*
Gator hatte Augen und Ohren geschlossen. Etwas Ähnliches galt für seinen speziellen Sinn für kurzwellige elektromagnetische Strahlung. Das dafür vorgesehene Organ hob sich an der Oberseite des Kopfes leicht unter den Tüchern ab, die sein Gesicht verhüllten.
Das Spektrum, das er damit wahrzunehmen vermochte, reichte vom ultravioletten Licht bis hin zu den Gammastrahlen.
Viele Spezies verfügten über einen mehr oder minder ausgeprägten Sinn für kurzwellige Strahlung. Die – nach Erkenntnissen des Naarash-Handelsherrn nicht sonderlich üppig mit leistungsfähigen Sinnesorganen ausgestatteten – Menschen beispielsweise hatten sich durch die Ausprägung eines schwachen, im Stirnbereich beheimateten UV-Sinns ihre innere Uhr an die Rotationsintervalle ihres Heimatplaneten um sich selbst und um sein Zentralgestirn angepasst. Zumindest behaupteten das die Datenbanken der Universität von Qatlanor auf Qriidia, aber da diese mit den auf Aradan gesammelten Erkenntnisse übereinstimmten, gab es für Gator keinerlei Grund, an ihrem Wahrheitsgehalt zu zweifeln.
Bei den Naarash war dieses »dritte Auge« einfach um den Faktor tausend stärker ausgeprägt und deckte auch ein sehr viel weiteres Spektrum ab. Der Schluss lag nahe, dass dieser Umstand ebenfalls durch die besonderen Bedingungen jenes unbekannten Sonnensystems geprägt war, aus dem die Naarash ursprünglich stammten.
Eine Heimat, die vergessen schien.
Im Laufe der Äonen, die die Naarash bereits als Nomaden des Weltalls existierten, war dieser Ursprung gleichzeitig vergessen und mythisch verklärt worden. Es sprach jedoch angesichts der körperlichen Ausstattung dieser Spezies einiges dafür, dass ihr Ursprung in einem Gebiet mit hoher Strahlungsintensität lag. Vielleicht eine Welt mit schwachem Magnetfeld, die schlecht gegen die zerstörerische Kraft der energiereichen Strahlung gefeit war.
Möglicherweise war dies der Grund für den Exodus, der vor undenklicher Zeit stattgefunden hat, dachte Gator, der gerne über diese spekulative Frage nachdachte.
Für die Naarash war der Ursprung ihres Volkes ein Geheimnis – ebenso wie das Antlitz des Gottes, an den sie glaubten. Ein Glaube, der die Naarash einte und trotz aller Zersplitterung zusammenhielt. Mochte es sonst auch noch so viele Unterschiede zwischen ihnen geben und jeder Raumkapitän und jedes Handelshaus letztlich seinen eigenen Interessen folgen – für einen Naarash war allein schon der Gedanke an ein Leben ohne Religion undenkbar.
In diesem Punkt ähneln wir den Qriid, stellte Gator fest.
Aber ich werde nie ein willfähriger Diener des Heiligen Imperiums werden, wie so viele andere aus meinem Volk.
Seine Gedanken bildeten ein buntes, glitzerndes Chaos.
Zumindest war dies seine spontane Assoziation während der täglichen Meditation, der sich Gator mindestens zwei Stunden pro Tag hinab. Naarash brauchten kaum Schlaf. Die notwendige Reinigungs- und Ruhephase des Geistes – wie sie zur Aufrechterhaltung der Hirnfunktionen bei nahezu jeder intelligenten Spezies notwendig war – holte sich ein Naarash vor allem während dieser Meditationsphasen, in denen
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