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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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Beispiel dieses Wundblasenwasser. Auf der Fensterbank steht ein großer aufgerissener Karton mit Gummihandschuhen. Wohl für Untersuchungen. Hatte der Notz einen an, als er meine Arschblase entjungfert hat? Mist, nicht drauf geachtet. Neben dem Gummihandschuhlager steht eine große durchsichtige Plastikkiste. Eine Tupperdose für Riesen. Vielleicht ist da was drin, was ich zur Selbstreinigung benutzen kann. Mein Bett steht am Fenster. Ganz vorsichtig und langsam strecke ich mich ein wenig, ohne meinen entzündeten Po zu bewegen, und schon komm ich dran. Ich ziehe die Kiste zu mir aufs Bett. Au. Beim Hochheben und Rüberwuppen habe ich meine Bauchmuskeln angespannt, und das stößt ein Messer in die Entzündung. Pause. Augen zu. Tief atmen. Erst mal nicht bewegen. Warten, bis sich der Schmerz verzieht. Augen auf. So.
    Jetzt kann ich den Deckel aufmachen. Wie aufregend. Alles bis oben hin voll mit Riesenbinden, Erwachsenenwindeln, Einmalunterhosen, Mulltüchern und Unterlagen, die auf der einen Seite aus Plastik und auf der anderen aus Watte sind.
    Das hätte ich mal lieber unter mir gehabt, als der Notz reinkam. Dann wäre das Bett jetzt nicht nass. Sehr unangenehm. Von diesen Unterlagen brauche ich zwei. Eine kommt mit der Watteseite nach unten auf die Pfütze. Damit die aufgesogen wird. Dann läge ich aber auf Plastik. Mag ich nicht. Also noch eine Unterlage mit dem Plastik auf das Plastik und mit der Watte nach oben. Gut gemacht, Helen, trotz Höllenschmerzen bist du dir selber die beste Krankenschwester.
    Also, wer sich so gut selbst versorgen kann, wird bestimmt bald wieder gesund. Hier im Krankenhaus muss ich etwas hygienischer sein als in meinem normalen Leben draußen.

Hygiene wird bei mir kleingeschrieben.
    Mir ist irgendwann klar geworden, dass Mädchen und Jungs unterschiedlich beigebracht kriegen, ihren Intimbereich sauber zu halten. Meine Mutter hat auf meine Muschihygiene immer großen Wert gelegt, auf die Penishygiene meines Bruders aber gar nicht. Der darf sogar pinkeln ohne abwischen und den Rest in die Unterhose laufen lassen.
    Aus Muschiwaschen wird bei uns zu Hause eine riesenernste Wissenschaft gemacht. Es ist angeblich sehr schwierig, eine Muschi wirklich sauberzuhalten. Das ist natürlich totaler Unfug. Bisschen Wasser, bisschen Seife, schrubbelschrubbel. Fertig.
    Bloß nicht zu viel waschen. Einmal wegen der wichtigen Muschiflora. Dann aber auch wegen dem für Sex sehr wichtigen Muschigeschmack und -geruch. Das soll ja nicht weg. Ich mache schon lange Experimente mit nicht gewaschener Muschi. Mein Ziel ist, dass es leicht und betörend aus der Hose riecht, auch durch dicke Jeans oder Skihosen. Das wird von Männern dann nicht bewusst wahrgenommen, aber doch unterschwellig, weil wir ja alle Tiere sind, die sich paaren wollen. Am liebsten mit Menschen, die nach Muschi riechen.
    So fängt man leicht einen Flirt an und muss die ganze Zeit grinsen, weil man ja weiß, was die Luft mit diesem
leckeren süßen Geruch erfüllt. Das ist doch eigentlich der
Effekt, den Parfüm erzielen soll. Uns wird immer erzählt, dass man durch Parfüm erotisch auf andere wirkt. Aber warum benutzen wir nicht unser viel wirksameres eigenes Parfüm? In Wirklichkeit werden wir doch alle von Muschi-, Schwanz- und Schweißgerüchen geil. Die meisten sind nur entfremdet und denken, alles Natürliche stinkt und alles Künstliche duftet. Wenn eine einparfümierte Frau an mir vorbeigeht, wird mir kotzübel. Egal, wie dezent es aufgetragen ist. Was hat sie zu verbergen? Frauen sprühen auch, nachdem sie gekackt haben, in öffentlichen Toiletten mit ihrem Parfüm rum. Sie denken, dann riecht alles wieder angenehm. Ich rieche aber immer die Kacke durch. Mir ist jeder alte Kacke- und Pissegeruch lieber als diese ganzen gekauften Ekelparfüms.
    Was noch schlimmer ist als Frauen, die im Klo mit Parfüm rumsprühen, ist eine neue Erfindung, die sich immer mehr ausbreitet.
    Wenn man auf eine öffentliche Toilette geht, egal ob Restaurant oder Bahnhof, zieht man auf dem Weg zum Klo die Kabinentür hinter sich zu und wird von oben nassgespritzt. Beim ersten Mal habe ich mich echt erschreckt. Ich dachte, jemand hätte aus der Kabine nebenan Wasser rübergeschmissen. Aber beim Hochgucken habe ich festgestellt, dass da oben an der Tür eine Art Seifenspender angebracht ist, der ganz offiziell und mit voller Absicht Raumspray der übelsten Sorte auf den unschuldigen Toilettenbesucher runtergießt, sobald man die Tür zuzieht. In die

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