Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Position bewerben Sie sich?«
Prompt ist dieser unmögliche Hassblick zurück, und sie sieht eilig zu Boden. Andrew runzelt die Stirn. Warum kommuniziert sie nur nicht mit ihm? »Und?«
Kaum fährt sie zusammen, bereut er seinen scharfen Ton auch schon – zumindest bis sein privater Folterknecht erneut auf ihn einbrüllt.
Norton, du Idiot! Das Essen! Alzheimer?
Keineswegs, doch er kann das Mädchen ja nicht einfach stehen lassen, oder? Der Gedanke ist noch nicht vollständig zu Ende gedacht, da fragt er sich bereits einigermaßen ratlos, wieso denn nicht? Eine Antwort will sich nicht einstellen, und deshalb mustert er die Kleine abermals in der Hoffnung auf Erleuchtung. Nun ja, sie erscheint sehr zart. Ihr dunkles Haar – außerordentlich langes und in unzählige, kaum gebändigte Locken gewelltes, wie er am Rande registriert – ist im Nacken zusammengebunden, und im Dämmerlicht der weiträumigen Tiefgarage wirkt sie sogar äußerst fragil. Alles in allem kein Grund, weshalb er sich mit ihr beschäftigen sollte. Und selbst wenn die zukünftige Miss World vor ihm posieren würde, wäre es nicht von Interesse. Andrew Norton pflegt derartige Belange strikt voneinander zu trennen: Es gibt eine Zeit für die Arbeit – die macht ungefähr neunzig Prozent seines Daseins aus – und es existiert eine Periode für die anderen Dinge. Die werden heute Abend aktuell, sobald er in Dallas eintreffen wird …
Als das Mädchen nach wie vor nicht die geringsten Anstalten unternimmt, ihm auf vernünftige Weise Auskunft zu erteilen, fährt er es wieder an. »Ich hatte gefragt, um welche Position Sie sich bemühen! Antworten Sie gefälligst!« Dabei wird er keineswegs laut, in Wahrheit erhebt Andrew niemals die Stimme. Doch wie üblich verfehlt der abweisende, herablassende und dennoch völlig unbeteiligte Tonfall seine Wirkung nicht.
Denn wieder geht ein sichtlicher Ruck durch sie, dann hebt sich überraschend das kleine Kinn und ihm funkelt glühender Hass entgegen. Als sie antwortet, klingt sie fest und bestimmt. »Ich bewerbe mich um eine ausgeschriebene Stelle als Assistentin. Mein Termin ist in fünfzehn Minuten bei Mrs. Shore von der Personalabteilung, ich heiße Josephine Kent, und wer bitte sind Sie? «
Das verschlägt Andrew für die Dauer eines Wimpernschlages die Sprache, obwohl er die Ursache nicht exakt benennen kann. Ist es ihre offensive Art oder diese Augen, die ihn zunehmend und absolut irrational faszinieren? Womöglich liegt es an der Tatsache, dass dieses Mädchen in der Tat Miss World sein könnte? Mit der makellosen Haut, dem dichten, unendlich langen Haar und den sanft geschwungenen zart rosa Lippen? Auf jeden Fall ist Andrews Interesse, dass genau sie genommen wird, mit einem Mal exorbitant. Und zwar nicht als die Gehilfin irgendeines Chefs …
Als sein innerer Planwächter sich abermals meldet, wischt er ihn entschlossen beiseite und reicht ihr die Hand. »Bitte verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Andrew Norton. Und wenn ich das richtig verstanden habe, beabsichtigen Sie, meine neue Assistentin zu werden.
Je blasser und entsetzter sie wirkt, desto breiter gestaltet sich sein Lächeln.
Miss Kent schluckt, der Hass in ihrem Blick nimmt noch einmal zu. Doch schließlich scheint sie sich zu besinnen und mit den jüngsten, höchst unangenehmen Entwicklungen zu arrangieren. Worauf Andrew nur gewartet hat. Er kennt die Frauen und deren Fähigkeit zur Genüge, sich den Gegebenheiten optimal anzupassen. Zögernd greift sie nach seiner Hand.
Die folgende Berührung besiegelt das, was Andrews Unterbewusstsein bereits längst akzeptiert hat: Dieses Mädchen wird ihm gehören.
Alles Weitere ist ausschließlich eine Frage von P&T.
Planung und Taktik
Endlich befindet er sich wieder in alten und vertrauten Gefilden. Eile ist geboten, und dennoch muss er dafür sorgen, dass er sie nicht verliert. Prompt verzieht sich Andrews Mund zu einem charmanten, verbindlichen Lächeln. Es erscheint immer dann, wenn er gezwungen ist, eine Person für sich einzunehmen. Häufig kommt so etwas nicht mehr vor. Je erfolgreicher man ist, desto seltener sieht man sich genötigt, um das Wohlwollen seiner Mitmenschen zu buhlen. »Ich denke, Sie sollten sich jetzt in die zweiundzwanzigste Etage begeben, vorausgesetzt, Sie wollen Ihren Termin nicht versäumen.«
»Ja, ... Sir.« Heiser räuspert sie sich, versucht, ihre – für ihn unerklärliche – Ablehnung zu zähmen. »Einen schönen Tag noch, Sir.«
Andrew
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