Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
mehr existieren.«
Die Frau verzog keine Miene. Die war wohl übergeschnappt! Sie würde nicht nachgeben, er konnte argumentieren, wie er wollte.
»Na schön«, sagte er, wartete, so lange er konnte, und stand schließlich auf. Er hob die Hände. »Na schön.«
Wenn er auf dieser Reise eines gelernt hatte, dann, einen Schlag einzukassieren. Schließlich war er immer noch ein König, verdammt nochmal. Auch kein schlechtes Schicksal. Er konnte sich nicht beklagen. Abenteuer hatte er genug erlebt, das wusste er. Quentin ging hinüber zu Poppy, der Frau, die er soeben hatte verlassen wollen. Sie legte ihm den Arm um die Taille und küsste ihn auf die Wange.
»Du wirst schon drüber hinwegkommen«, tröstete sie ihn. Ihre Hände lagen kühl auf seinen. Elaine schloss die Tür.
»Augenblick!«, sagte Julia. »Ich will auch gehen.«
Die Zöllnerin hielt widerwillig inne, als fühle sie sich im Recht.
»Ich gehe«, wiederholte Julia. »Mein Baum wartet dort auf mich, ich fühle es.«
Elaine beriet sich leise mit ihrem Partner, doch anschließend schüttelten beide die Köpfe.
»Julia, Sie müssen eine gewisse Verantwortung für die Katastrophe übernehmen, die beinahe geschehen wäre. Sie und Ihre Freunde haben die Götter heraufbeschworen, ihre Aufmerksamkeit auf uns gezogen und sie zurückgeholt. Sie haben diese Welt aufs Spiel gesetzt, wenn auch unwissentlich, um sich selbst mehr Macht zu verschaffen. Das muss Konsequenzen haben.«
Lange stand Julia da wie angewurzelt und starrte nicht die Zöllnerin, sondern die offene Tür an. Ihre Haut begann zu leuchten, und ihr Haar knisterte. Die Zeichen waren nicht schwer zu deuten. Sie bereitete sich darauf vor, sich notfalls den Zutritt zu erkämpfen.
»Moment«, sagte Quentin. »Einen Augenblick. Ich glaube, Ihnen entgeht da etwas.« Es war inzwischen fast dunkel und der Himmel von einem Sternenmeer bedeckt. »Haben Sie auch nur die geringste Ahnung von dem, was sie durchgemacht hat? Sie hat ihre Schuld bereits zu Genüge gesühnt. Ach, und nebenbei bemerkt, obwohl es anscheinend nicht viel zählt: Auch sie hat die Welt gerettet. Da hat sie sich doch wohl eine kleine Belohnung verdient, oder?«
»Sie hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen«, erwiderte der Mann, der neben der Tür saß. »Die Bilanz ist ausgeglichen.«
»Ich finde, dass Sie, wer immer Sie auch sein mögen, ziemlich anmaßend in Ihrem Urteil sind. Übrigens hätte Julia niemals so gehandelt, wenn ich ihr dabei geholfen hätte, das Zaubern zu lernen.«
»Quentin«, sagte Julia. »Lass das.« Sie war noch immer voller Energie und bereit loszuschlagen.
»Wenn wir schon dabei sind, jeden zur Rechenschaft zu ziehen, dann los! Julia hat nur meinetwegen so gehandelt. Wenn Sie also jemanden beschuldigen wollen, dann nehmen Sie mich. Schieben Sie die Schuld auf den Richtigen und lassen Sie sie hinüber auf die andere Seite gehen. Dorthin, wo ihre Bestimmung liegt.«
Wieder legte sich Stille über den Strand am Ende der Welt. Die Szenerie wurde jetzt nur noch vom Sternenlicht, den Strahlen des aufgehenden Mondes, die durch die offene Tür fielen, sowie Julias Licht erhellt. Sie erstrahlte in einem warmen, weißen Leuchten, das ihre Schatten hinter sie auf den Sand warf und auf dem Wasser schimmerte.
Elaine und der elegant gekleidete Mann berieten sich erneut ausführlich. Wenigstens stellten sie sich nicht wegen eines Passes an. Julia schien ihren in der Unterwelt ja nicht benötigt zu haben, sondern war unbemerkt hineingelangt.
»Na schön«, sagte der Mann am Ende. »Wir sind einverstanden. Julias Fehler wird dir angerechnet, und sie kann durchgehen.«
»Gut«, sagte Quentin. Manchmal siegt man, wenn man es am wenigsten erwartet hat. Er fühlte sich seltsam leicht. Beschwingt. »Großartig. Danke.«
Julia drehte ihm den Kopf zu und lächelte ihr wunderbares, überirdisches Lächeln. Quentin fühlte sich befreit. Er hatte befürchtet, seinen Anteil an diesem Unglück für immer auf dem Herzen zu tragen, doch jetzt hatte er diese Bürde abgeworfen, als er am wenigsten damit gerechnet hatte. Er fühlte sich, als könne er schweben. Er hatte es wiedergutgemacht, das war das richtige Wort dafür.
Julia nahm seine Hände in ihre und küsste ihn auf den Mund, lang und innig, endlich mit einem Ausdruck wahrer Liebe. Ob Halbgöttin oder nicht, in diesem Moment erschien sie ihm ganz sie selbst, so wie es seit Jahren nicht gewesen war, nicht seit ihrem letzten gemeinsamen Tag in Brooklyn, als sich für sie
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