Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
Tagebuch
Ich muss es einfach versuchen … Ich bin mir sicher, dass Aurelia es irgendwann in meinen Gedanken lesen und mir dieses Tagebuch wegnehmen wird. Aber es ist so viel geschehen … und ich soll alles davon vergessen. Alles, was hier passiert ist, wird ausgelöscht werden. Wer weiß, ob ich jemals gerufen werde? Was wäre, wenn nicht?
Ist dies nicht die beste Gelegenheit, ein Tagebuch zu beginnen? Vielleicht kehren nach dem Ruf nicht alle Erinnerungen wieder? Vielleicht bleibt etwas vergessen? Etwas Wichtiges …
Ich will meine Erlebnisse des letzten Halbjahres festhalten. Eine Zeit, die alles verändert hat: mich, mein Umfeld, ja nicht zuletzt mein ganzes Weltbild.
Aber beginnen wir am Anfang:
Vor einem halben Jahr wurde ich wiedergeboren. Die Wiedergeburt ist bei uns Kindern des Mondes das Einführungsritual, bei dem wir unsere magischen Fähigkeiten und vielleicht auch noch andere Talente erhalten. Ich wurde mit der Gabe der Telepathie beschenkt, kann Gedankenlesen und durch eine Erweiterung nach meiner Bestimmung zur Debütantin auch in die Zukunft sehen. Meine Kräfte sind für einen Neuling sehr ausgeprägt. Ich kann oft die stärksten Barrieren ganz leicht durchdringen … Manchmal jedoch fühlt es sich an, als würde mich etwas zurückhalten, einschränken. Aber vielleicht kommt es mir auch nur so vor.
Das war wohl der angenehme Teil der letzten Monate. Denn ab dem Moment, in dem mir mein Freund und Mit-Neuling Darian von der dunklen Seite der Kinder des Mondes erzählte, geriet ich immer tiefer in die ganze Sache: Ich habe das »Umbrae Lunae« oder auch »Grimoire Lunaris« gefunden, das mächtigste Zauberbuch der Welt. Es in meinem Besitz zu haben, lockte daraufhin die Dunkelheit an. Hätte ich damals schon gewusst, dass Darian zu dieser Seite gehörte, dass er der Sohn des mächtigsten Hexenmeisters der Welt war, wäre vieles vielleicht anders verlaufen. Aber vielleicht hätte sich Darian dann auch nie von der Dunkelheit abgewandt?
Mit seiner Fähigkeit, die dunkle Magie und deren Machtträger, den Onyx, zu sehen, konnten wir potentielle Verräter enttarnen und uns gegen einen Angriff seines Vaters Balthasar wappnen.
Darians Fähigkeit wurde ebenfalls erweitert und er konnte die alten Mächte heraufbeschwören, um meine beste Freundin Sina aus der Gefangenschaft von Balthasar und seinen Hexen zu befreien.
In einer Vision erfuhr ich, dass Balthasar nicht nur ein einfacher Hexenmeister war. Nein, die Gattin unseres Gottes persönlich hat mir erzählt, dass er die manifestierte Dunkelheit war. Das Urböse, das schon seit Anbeginn der Zeit versuchte, in unserer Welt Fuß zu fassen.
Unseren Sieg, wenn man es denn so nennen kann, wenn ein Kampf nie stattfand, hatten wir allein der Tatsache zu verdanken, dass Balthasar aus Wut seine beste Seherin und Prophetin Tabea dazu gezwungen hat, sich mit dem Schwarzen Rauch selbst hinzurichten. Somit war die Zukunft für ihn nicht absehbar und er zog sich vorerst zurück.
Ich glaube aber nicht, dass er aufgegeben hat. Er wird seine Kräfte neu bündeln und versuchen, die Macht des »Grimoire Lunaris« in die Finger zu bekommen. Das Buch selbst ist wertlos geworden. Als Auserwählte trage ich das gesamte Wissen in mir – und mache mich damit zum erklärten Ziel aller Feinde der Gemeinschaft.
Könnte ich all das wirklich vergessen?
Sobald die Kinder des Mondes nach ihrer einjährigen Ausbildung in den Schlaf geschickt werden, wird ein Vergessenszauber gesprochen. Erst Jahre später werden die ehemaligen Neulinge gerufen und wieder Teil der Gemeinschaft. Manche von ihnen nie.
Ich selbst glaube nicht, dass ich Darian vergessen könnte. Niemals. Er ist mein Seelenverwandter, mein von unserem Gott zur Seite gestellter Gemahl und gemeinsam mit meiner besten Freundin Sina, die sich nach dem Chaos der letzten Tage zur Fee vereidigen ließ, der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Ich werde nicht vergessen.
Niemals.
Prolog
Victoria
Ich versinke in den strahlenden Augen von Alex, bis sich die Realität erneut mit den Erinnerungen vermischt. Der Strom an Bildern aus meiner Vergangenheit wird langsamer, deutlicher. Alex‘ letzte Worte hängen noch in der Luft wie ein Echo, zeigen mir auf, dass ich noch längst nicht von all meinen Erlebnissen weiß.
»Du erinnerst dich noch nicht daran, wie wir uns wirklich kennengelernt haben?« Ein ungutes Gefühl mischt sich unter den Schwindel des Erinnerungsstromes, der mich zu
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