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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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wenig zitterte. »Und diese fünf Minuten sind jetzt um.« Er schaute kurz auf die zerstörte SIM-Karte und richtete den Blick dann in die Weite des Raumes, dorthin, wo Clara saß, während er seine Brille zurechtrückte.
    »Clara Vidalis«, sagte der Mann, »ich weiß, dass Ihr Kollege Winterfeld überaus besorgt ist. Ich habe ihn nämlich gerade auf eine Reise nach Nordberlin geschickt, wo er Sie zu treffen erwartet hat. Dummerweise sind wir vierzig Kilometer von Nordberlin entfernt – und Sie sind gefesselt.«
    Clara gelang es erstaunlich gut, ihre Angst unter Kontrolle zu halten. Sie hatte keine Ahnung, was der Mann mit ihr anstellen würde, aber dafür wusste sie fast hundertprozentig, wer er war, auch wenn sie es sich nicht erklären konnte, warum sie gerade in diesem Haus gerade ihm in die Fänge geraten war. Doch irgendetwas sagte ihr, dass es besser war, ihm zuzuhören. Je mehr Zeit verging, desto größer war die Chance, dass Winterfeld sie doch noch fand oder sich ihr die Gelegenheit zur Flucht bot. Wenn es tatsächlich der Mann war, für den sie ihn hielt, musste hier irgendwo Andira sein. Dann musste er seine Show zu Ende bringen, und das erforderte Konzentration.
    Es sei denn , dachte sie, und der Gedanke erfüllte sie mit Grauen, er macht es sich leicht, indem er mich einfach auch tötet.
    Doch würde das zu ihm passen? Sie sollte sein Spiel doch bis zum Ende verfolgen. Das hatte auch MacDeath gesagt. Und das konnte sie nur, wenn sie lebte. So war es doch? Oder redete sie es sich nur ein, um die letzten Minuten ihres Lebens nicht in unbeschreiblicher Furcht zu verbringen? Denn der Mörder hatte keine Maske getragen, hatte ihr direkt ins Gesicht geschaut. Und sie war LKA-Kommissarin. So offen gab man sich doch nur zu erkennen, wenn man seine Geisel später töten wollte, oder?
    Clara hatte sich immer gefragt, wie es sein würde, wenn es sie einmal erwischte. Ein nicht natürlicher Tod, wie die Rechtsmediziner sagten. Ein Messerstich, ein tödlicher Schlag, eine Kugel, ein Sturz aus einem Fenster. So viele Menschen es gab, so viele Todesarten gab es.
    »Wenn es dich erwischen sollte«, hatte Karl damals zu ihr gesagt, der MEK-Mann, der suspendiert worden war, weil er dem Entführer ein Messer in den Oberschenkel gebohrt hatte, »wenn es dich erwischen sollte, dann bete, dass es jemand ist, der gut schießen kann.« Er hatte böse gelächelt. »Ich habe schon zu viele Geschichten gehört von Menschen, die stundenlang verblutet sind, wahnsinnig vor Schmerzen. Und ein Bulle bei der Mordkommission, der seinen Job ernst nimmt, stirbt nicht immer eines natürlichen Todes.«
    Kein natürlicher Tod.
    Clara hatte gewusst, was Karl gemeint hatte: Die Bereitschaft, den Tod auf sich zu nehmen in dem Wissen, dass er unvermeidbar ist und jeden Tag kommen kann. Denn Tag für Tag werden Karten ausgeteilt, die für den, der sie bekommt, das Ende bedeuten. Und irgendwann ist man selbst an der Reihe.
    »Ich habe keine Ahnung, wie Sie hierhergefunden haben, Frau Vidalis«, sagte der Mann, der der Namenlose war, »aber Sie haben es geschafft. Ich bin beeindruckt.«
    Er verließ kurz den Raum und kam zurück, einen Gegenstand in der Hand. Bei näherem Hinsehen sah Clara, dass es ein Tauchsieder war. Angst durchfuhr sie, als wäre sie auf eine Stromleitung getreten. Was hatte dieser Irre vor?
    Er blieb in einer Ecke des Raumes stehen, ohne näher zu kommen. »Sie werden besser«, sagte er. »Vorher haben Sie nur jahrzehntelang vor dem Grab Ihrer Schwester gestanden ... dem leeren Grab Ihrer Schwester wohlgemerkt.«
    Clara verspürte das unbändige Verlangen, diesem Hurensohn mit einem der großen Wandsteine den Schädel einzuschlagen.
    »Ingo M. haben Sie jahrzehntelang nicht gefunden«, sagte er. »Aber jetzt finden Sie mich. Gratulation.«
    Ja, sie hatte ihn gefunden. Aber nicht so, wie sie es sich gedacht hatte. Das Video mit dem toten Ingo M., das ihr vom Killer geschickt worden war, hatte sie auf den Mörder ihrer Schwester gebracht und schließlich auf die Spur des Täters. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr, denn sie befand sich in seiner Gewalt.
    Und niemand wusste, dass sie hier war.
    »Ingo M.«, sagte er und schien es zu genießen, wie viel Schmerz er Clara mit diesem Namen zufügte. »Er wirkte so bieder, so angepasst, so gewöhnlich. Aber das sind sie ja alle.« Clara fiel auf, mit welcher Herablassung er von anderen Mördern und Kriminellen redete. Als wäre er etwas Besseres. Als wäre er bedeutender.
    Der

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