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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Vairialas trübsinnige Gedankengänge unterbrach. Er stellte einen Stuhl an das Fußende |336| des Bettes, so daß sie sich in die Augen schauen konnten. Vairiala setzte die Brille auf.
    »Wie fühlst du dich, Pekka?«
    »Was glaubst du wohl? Ich habe literweise gespuckt. Verglichen damit, ist ein Kater ein euphorischer Zustand. Na, hast du mich zum Singen gebracht?« fragte Vairiala verbittert.
    »Ja. Und ich glaube dir jetzt. Aber du mußt mir auch glauben«, sagte Ketonen. Er versuchte so aufrichtig wie möglich zu wirken, obgleich der Streß und der Zeitmangel schon so drückend waren, daß er Vairiala am liebsten einfach ohne große Umwege gezwungen hätte, seine Männer anzurufen.
    Er erklärte ihm in Kurzfassung Sirens Plan und Vairialas Rolle in dem Netz, das Siren geknüpft hatte. Schließlich zog er aus der Brusttasche seines Hemdes eine Kopie von einem der Briefe Sirens.
    Vairialas Gesichtsausdruck wurde immer gequälter, je mehr er las. Sein Instinkt sagte ihm, daß Ketonen die Wahrheit sagte, aber sicher konnte er sich nicht sein. Wenn er doch nur imstande wäre, klar zu denken. »Woher soll ich wissen, wer das geschrieben hat. Möglicherweise hast du die ganze Sache geplant«, sagte er mürrisch.
    »Glaubst du ernsthaft, daß die ganze Sicherheitspolizei an irgendeinem Komplott beteiligt ist? Wenn du jetzt nicht bereit bist zu helfen, dann stirbt womöglich noch ein unschuldiger Mensch. Du mußt den Befehl zur Verhaftung Ratamos sofort aufheben. Ansonsten kann es sein, daß Sirens Pläne bis zum Ende aufgehen.«
    Ketonen hatte ihn also tatsächlich zum Reden gebracht, überlegte Vairiala. »Was ist wirklich los? Willst du Ratamo in die Finger bekommen, um ihn auszuquetschen und die Formel für das Gegenmittel aus ihm herauszuholen, weil ich sie |337| nicht habe?« spottete er und dachte angestrengt nach. Möglicherweise wäre es eine kluge Entscheidung, den Befehl zur Verhaftung Ratamos zurückzunehmen. Aber die SUPO dürfte sich den Mann auch nicht schnappen. Er beschloß, einzuwilligen und den Befehl aufzuheben und zugleich zu testen, ob Ketonens Sorge um Ratamos Sicherheit echt war oder ob er den Wissenschaftler nur haben wollte, um ihn zu verhören.
    Ketonen biß sich auf die Zunge und beschloß, Vairiala noch einmal freundlich zu bitten, aber der kam ihm zuvor.
    »Ich kann den Befehl aufheben, wenn die Fahndung nach Ratamo der Kriminalpolizei übertragen wird.«
    »Gut. Das reicht. Der Mann hat nichts Unrechtes getan«, sagte Ketonen erleichtert und zündete sich eine Zigarette an. Was auch immer sich Siren für Ratamo ausgedacht haben mochte, er hatte nicht damit rechnen können, daß sich der Wissenschaftler in der Gewalt der Kriminalpolizei befand. Ketonen atmete auf, weil er nun keine härteren Mittel gegen den Chef der Aufklärungsabteilung anzuwenden brauchte.
    Vairiala war so verwirrt, daß er die Angelegenheit einfach nur noch schnell erledigen wollte, um sich dann in aller Ruhe zu erholen. Er wischte sich den Schweiß von der Glatze und vom Gesicht und bat Ketonen um das Telefon.
    Unter Parolas Nummer meldete sich Kari Metso.
    Ketonen drehte das Telefon so, daß er hören konnte, was Metso sagte.
    »Hier Vairiala. Wo ist Parola?«
    »Wo zum Teufel steckst du? Hier ist alles mögliche passiert. Kannst du sprechen?« fragte Metso beunruhigt.
    Die Sicherheitsvorschriften interessierten Vairiala jetzt nicht. »Ja.«
    |338| Metso berichtete vom Schicksal Parolas und Leppäs, was dazu führte, daß sich Vairiala noch schlechter fühlte.
    »Wer ist für die Ereignisse von Sandnäsudd verantwortlich?« fragte er Metso.
    »Dieselben Leute, die Ratamos Kind gekidnappt haben. Der Entführer will die Formel für das Gegenmittel gegen Ratamos Tochter eintauschen.«
    Ketonen sprang auf. Um ein Haar hätte er Vairiala das Telefon aus der Hand gerissen, aber im letzten Moment fiel ihm ein, daß der seinen Befehl noch nicht aufgehoben hatte.
    Endlich bekam Vairiala einen echten Beweis dafür, daß Ketonens Geschichten stimmten. Er hätte ihn nicht seine Dienststelle anrufen lassen, wenn die SUPO hinter der Entführung von Ratamos Kind stecken würde. Jetzt hielt er es wirklich für das klügste, Ketonens Bitte zu folgen.
    Vairiala teilte Metso mit, aufgrund neuer Wendungen in dem Fall müsse die Fahndung nach Ratamo an die Kriminalpolizei übertragen werden.
    »Das ist vielleicht nicht mehr möglich. Ratamo sollte die
    Entführer seines Kindes vor zwei Minuten, genau um zwölf, treffen. Unsere Männer

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