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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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den Rest seines Lebens in einem Tropenparadies verbringen können. Golfstunden, Segeln auf dem Pazifischen Ozean und Expeditionen ins Amazonasgebiet – alles das würde er nun nicht erleben.
    Er holte aus dem Rucksack eine Pillendose heraus und legte sie neben sich auf den Sitz. Dann nahm er aus seiner Brieftasche das Foto von Siiri. Die großen Hände zitterten, als der Generalmajor seine Tochter betrachtete. Zu dem Telefongespräch |353| war es nicht gekommen. Auch für seine Tochter wäre er ein Ungeheuer.
    Auf dem Bahnsteig waren Stimmen zu hören. Siren zählte die Soldaten in schwerer Kommandoausrüstung, es waren sechs Mann. Der erste von ihnen, wahrscheinlich der Leiter der Gruppe, entdeckte ihn. Der Mann betrachtete durch das getönte Visier seines Helms ein Foto und dann ihn. Dann gab er mit der Hand ein paar Zeichen, und die Soldaten nahmen ihre Ausgangspositionen ein, um den Wagen zu stürmen.
    Siren wußte, daß alles vorbei war. Sakari Pekkanen hatte recht gehabt – Der Tod ist der Sünde Sold. Komisch war nur, daß er plötzlich gar keine Angst mehr vor dem Sterben hatte. Endlich würden die Bedrängnis und die Albträume aufhören. Er schüttete aus der Dose Pillen auf die Hand, schaute Siiris Foto an und schloß seine Augen zum letzten Mal. Als er eine Handvoll Kaliumchlorid- und Amphetamintabletten in den Mund steckte, wünschte er sich, er hätte den »Schwan von Tuonela« hören können.

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    Die totenblasse Nelli schlief tief und schnaufte leise. Nachdem man sie versorgt hatte, war sie durch die Wirkung starker Medikamente schon bald eingeschlafen. Dicke Verbände bedeckten ihre Ohren, und im Gesicht hatte sie viele kleine Schnittwunden.
    Ratamo strich ihr übers Haar und dankte seinem Schöpfer, daß sein Kind am Leben war. Es schien ihm so, als wäre auch sein eigenes Leben gerettet worden. Er fühlte eine Leere, die alles erfaßte. Im Moment hatte nichts von dem, was geschehen war oder künftig geschehen würde, irgendeine Bedeutung. Dieser Augenblick neben Nelli war sein ganzes Leben.
    »Ich soll Sie ins Gebäude der SUPO zum Verhör bringen, wenn Sie Ihre Tochter gesehen haben. Wäre das jetzt der passende Augenblick, da sie schläft?« fragte die Polizistin, die in der Tür wartete. »Sie können dann später wieder hierherkommen.«
    Ratamo küßte Nelli auf beiden Wangen und sagte, er sei bereit.
    Der heftige Regen prasselte auf das Polizeiauto, und das Dröhnen des Donners überdeckte hin und wieder das Motorengeräusch. Es hatte sich so abgekühlt, daß der Fahrer die Heizung einschalten mußte. Anscheinend war der Sommer vorbei.
    Ketonen sprach am Telefon und drückte gerade eine Zigarette aus, als Ratamo ins Zimmer gebracht wurde. Musti erhob sich aus ihrem Korb, um den Gast zu begrüßen.
    |355| Die Luft war von dem Zigarettenrauch so dick, daß Ratamo husten mußte. Er bückte sich, um den zottligen Hund zu kraulen, und wunderte sich, warum der in dem Büro herumlief. Dann nahm er unaufgefordert Platz. Sein Kopf war so leer wie die Staatskasse von Angola. Am liebsten wäre er ins Marien-Krankenhaus zurückgekehrt und hätte neben Nelli eine ganze Woche ohne Unterbrechung geschlafen.
    Ketonen kam um seinen Schreibtisch herum und reichte Ratamo die Hand. »Ich bin Jussi Ketonen, der Chef der Sicherheitspolizei. Alles, was passiert ist, tut mir wirklich sehr leid. Schaffst du es, dich eine Weile mit mir zu unterhalten? Das wäre sehr wichtig.«
    Ratamo nickte. Er hatte sowieso keine Lust und keine Energie, irgend etwas anderes zu tun.
    Als Ratamo weder Kaffee noch Erfrischungsgetränke wollte, schob Ketonen die Hände unter die Hosenträger und begann: »Ich muß dir erst etwas über die Hintergründe erzählen. Nach allem, was du in den letzten Tagen erlebt hast, steht dir das Recht zu, zumindest die grundlegenden Dinge zu erfahren, obgleich sie geheim sind und auch bleiben. Wie du vielleicht schon bemerkt hast, ist Pirkko Jalava eine Ermittlerin der SUPO. Ihr richtiger Name ist Riitta Kuurma.«
    Ketonen erzählte von seiner Angewohnheit, einen neuen Ermittler in irgendeinem Regionalbüro versteckt zu halten für den Fall, daß bei einer Operation im Inland ein unbekanntes Gesicht gebraucht wurde. Deshalb hatten die Aufklärungsabteilung und der SVR die Frau nicht zuordnen können.
    Es stellte sich heraus, daß die SUPO Ratamo am Donnerstagmorgen in der Nähe der Wohnung von Manneraho erkannt hatte. Ein Ermittler der SUPO war Ratamo bis zum Hotel »Torni« gefolgt und hatte der

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