Finstere Versuchung
eine Amerikanerin.«
Sie erreichten die umliegenden Viertel und machten einen Bogen um die diversen Hotels und Läden.
»Ich habe den größten Teil meines Lebens dort verbracht«, antwortete sie. »Bis …«
»Bis?«
»Bis ich von Sklavenhändlern gefangen genommen wurde.«
»Oh.« Levet schauderte. In seiner eigenen tragischen Vergangenheit spielten diese skrupellosen Mistkerle ebenfalls eine Rolle. »Ich hasse Sklavenhändler.«
»Ja.« Die Nymphe bog in eine Wohnstraße ein. Die Umrisse ihres Profils zeichneten sich im Licht der Straßenlaternen ab. »Ich mag sie selbst nicht besonders.«
»Haben sie Ihnen die Verletzung im Gesicht zugefügt?«, fragte der Gargyle.
»Ich war entschlossen zu fliehen.« Sie hob die Schultern. »Selbst wenn das bedeutete, dass ich schwere Verletzungen erleiden würde, wenn ich mich gewaltsam durch die magischen Barrieren zwängte.«
In Levets Hinterkopf tauchte eine schwache Erinnerung auf, die ihm keine Ruhe ließ.
Er meinte, von einer Nymphe gehört zu haben, die von Sklavenhändlern gefangen gehalten wurde …
Ah … oui.
Er erinnerte sich wieder.
»Valla. Die Nymphe«, flüsterte er triumphierend, während er seiner Kameradin eine schmale Gasse entlang und in einen Innenhof mit einem Springbrunnen aus Marmor folgte, der von einem hübschen Rosengarten umgeben war. »Jaelyn hat überall nach Ihnen gesucht.«
»Die Jägerin?« Sie warf ihm überrascht einen Blick über die Schulter zu. »Warum?«
Jaelyn war eine außergewöhnliche Vampirin, die zu einer Jägerin ausgebildet worden war. Während einer ihrer Missionen, bei der sie herausfinden sollte, wer den Mut besaß, Vampire zu entführen, war sie in die Zelle eines Sklavenhändlers gesperrt worden, wo sich auch diese Nymphe befunden hatte. Sie hatte sich nie vergeben, dass sie die hübsche junge Frau zurückgelassen hatte.
»Das Wissen, dass sie Sie in den Zellen des Sklavenhändlers im Stich gelassen hat, quält sie seitdem unablässig«, erzählte Levet Valla. »Sie muss unbedingt erfahren, wie es Ihnen ergangen ist.«
»Oh.« Valla blieb vor etwas stehen, das wie eine Backsteinmauer aussah. »Wissen Sie, ich habe es ihr nie nachgetragen, dass sie mich dort zurückgelassen hat, aber ich habe ihr ihre Weigerung, mich zu töten, übel genommen«, gestand die Nymphe mit freimütiger Ehrlichkeit. Sie schwenkte ihre schlanke Hand, um den Illusionszauber vorübergehend aufzuheben, sodass sie durch eine Tür eine kleine, aber elegant eingerichtete Wohnung betreten konnten.
»Was mich betrifft, so bin ich sehr froh, dass sie deine Bitte ignoriert hat«, sagte eine Männerstimme, und ein großer, attraktiver Vampir in einem eleganten Gucci-Anzug und handgefertigten italienischen Lederschuhen erhob sich aus einem Ohrensessel, der vor einem offenen Marmorkamin stand.
Der Mann war selbst für Vampirverhältnisse unverschämt attraktiv. Sein dunkles Haar trug er aus seinem blassen, schmalen Gesicht und der breiten Stirn gestrichen. Seine Nase war fein geschnitten und wirkte dennoch kühn und arrogant, und in seinen dunklen Augen glühte eine erstickende Macht.
»Elijah«, murmelte Valla, die sich offenbar freute, ihn zu sehen.
Der Vampir trat zu ihr und blickte Levet unverhohlen warnend an.
»Wer ist das?«
»Mein Name ist Levet.« Levet verbeugte sich leicht mit gespreizten Flügeln, um ihre schimmernden Farben zu zeigen. »Zu Ihren Diensten.«
Er richtete sich wieder auf und erwiderte den starren Blick des Vampirs. »Ich habe schon von Euch gehört«, sagte Elijah mit anklagender Stimme.
Levet war verblüfft über die seltsamen Worte. »Aber natürlich haben Sie von mir gehört. Wer nicht?«, fragte er. »Ich bin ein sehr berühmter Krieger.«
Der Mann kniff die Lippen zusammen. »Was tut Ihr in Paris?«
Levet schob das Kinn vor und weigerte sich einzugestehen, dass er nur wenige Minuten nach seiner Ankunft in der Stadt gründlich in die Flucht geschlagen worden war. Das war nur ein vorübergehender Rückschlag.
»Ich befinde mich auf einer spirituellen Reise.«
Der Vampir wölbte eine dunkle Augenbraue. »Also werdet Ihr nicht bleiben?«
»Elijah.« Valla sah ihr Gegenüber mit finsterem Blick an. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Levet zu. »Hören Sie nicht auf ihn. Er lebt in dem Wahn, die Straßen von Paris gehörten ihm.«
Die eiskalte Macht des Vampirs strömte durch den Raum. Wie eine Überschwemmung, die einen Unvorsichtigen zu ertränken vermochte.
»Es ist kein Wahn«, entgegnete
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