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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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wie er anfangen sollte. Aber Frau Morgner nahm ihm den Einstieg ab.
    »Ihr kommt wegen meinem Bruder?«, fragte sie und trat beiseite. »Kommt rein.«

    Wenig später saßen die beiden Kommissare an einem Tisch, der so akribisch und geschmackvoll dekoriert war, dass man ihn ohne Probleme genau so, wie er war, für ein Schöner-Wohnen-Magazin hätte ablichten können. In der Mitte thronte ein kunstvolles Gesteck aus echten Blumen. Ikebana, wie Lisa feststellte. Heiko war sichtlich erleichtert gewesen, als er bemerkt hatte, dass die Frau bereits vom Tod ihres Bruders wusste und auch über die Einzelheiten durchaus informiert war.
    »Der Hintermanns Heinz hat mich angerufen«, erklärte sie nun, während sie ungefragt zwei Gläser Sprudel vor den Kommissaren abstellte.
    »Was hat er denn gesagt, der Herr Hintermann?«, wollte Lisa wissen, griff zum Glas und trank in großen Zügen. Wasser war bei diesem Wetter wirklich das einzig Wahre.
    »Dass man den Walter im Wald gefunden hat. Beim Angelvereinsfest. Dass ihn jemand erwürgt hat.«
    »Erdrosselt«, präzisierte Heiko, bereute seinen Einwurf aber, als er den entgeisterten Blick der Frau auffing.
    »Jedenfalls ist er tot.«
    »Wann haben Sie Ihren Bruder denn zum letzten Mal gesehen?«, fragte Heiko. Frau Morgner winkte ab. »Ach. Keine Ahnung. Aber ich kann euch sagen, wer ihn auf dem Gewissen hat. Das erspart euch ein Haufen Gschäft.«
    Lisa beugte sich verbindlich vor. »Nämlich?«
    Frau Morgner runzelte die Stirn und sagte dann: »Na, die Russenschlampe natürlich. Weiß doch jeder, dass es bei denen Auftragskiller gibt.«
    »Na na, Frau Morgner«, tadelte Heiko.
    »Bitte, wenn Sie mir nicht glauben! Ich hab nämlich recherchiert!« Sie stand auf und schwang ihre Leibesfülle zu einer Kommode, wo sie schließlich einen dünnen Schnellhefter aus einer der Schubladen zog. »Diese Irina ist nämlich aus dem Katalog«, triumphierte sie und legte den Ordner mit vielsagendem Lächeln auf den Tisch. Lisa zog die Augenbrauen hoch. »Also, ich bitte Sie, Frau Morgner, selbst wenn es so wäre, dann macht sie das noch lange nicht zur Mörderin.« Die Frau schnaubte. »Denen geht es doch nur ums Geld!«, befand sie. »Und wenn der Mann tot ist, kommt sie noch leichter dran. Praktisch, nicht?« Lisa schwieg. Es war wohl wenig sinnvoll, hier zu diskutieren. Sie hatte einmal eine Fernsehreportage über solche Frauen gesehen. Häufig hatten sie in ihren Heimatländern keine Perspektive. Manche von ihnen hatten ein Kind, das sie alleine durchbringen mussten. Viele waren arbeitslos, und in den Schwellenländern und in der Dritten Welt sah es naturgemäß nun einmal schlecht aus mit Sozialleistungen. Hinzu kam, dass von dem ›Taschengeld‹, das ein Mann seiner Frau bezahlte, in der Heimat oft eine Großfamilie ernährt werden konnte. Die Frauen verkauften sich, sicher. Aber sie taten es aus dem Wunsch heraus, sich und ihren Angehörigen ein besseres Leben zu ermöglichen. Dafür opferten sie ihr persönliches Glück. Natürlich war das eine Frage der Prioritätensetzung. Aber so konnte man leicht reden, wenn man im wohlbehüteten Deutschland lebte. Lisa taten Frauen wie Irina leid. Stöhnend ließ sich Frau Morgner jetzt wieder auf ihren Stuhl fallen. »Wissen Sie, ich hab den Namen von dieser Vermittlung einmal aufgeschnappt. Und dann hab ich da hingeschrieben und mich als mein Mann ausgegeben. Und das da haben sie mir geschickt.« Sie wies mit einer energischen Handbewegung auf den Schnellhefter. Heiko nahm das Ding auf und las: »Agentur Sonnenstrahl – bringen Sie Licht und Wärme in Ihr Leben!«
    »Dürfen wir das mitnehmen, Frau Morgner?«, fragte Lisa. Ein zufriedenes Lächeln, in dem auch irgendwie Überheblichkeit mitschwang, erschien auf dem runden Gesicht. »Gern. Dafür ist es ja da.« Lisa nickte unverbindlich und steckte den Ordner ein. »Nun gibt es ja sicherlich noch andere Leute, die ein Motiv hätten«, fuhr sie dann fort. »Mit wem hatte Ihr Bruder denn Probleme?« Frau Morgner leckte sich die Lippen, bevor sie antwortete. »Also, ganz ehrlich: Ein Menschenfreund war er nicht. Er war schon recht egozentrisch.«
    »Inwiefern?«
    »Naja, eigentlich hat er sich so ziemlich mit den meisten angelegt. Auf den Hintermann Heinz war er beispielsweise gar nicht gut zu sprechen, obwohl der ja eigentlich ein echt netter Kerl ist.«
    »Und wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Bruder?«
    »In Anbetracht der Tatsache, dass ihr das sowieso rausfinden werdet, sag ich es euch

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