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Fleischmarkt

Fleischmarkt

Titel: Fleischmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Penny
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Sexindustrie.«

Ariel Levy
    Die sexuellen Körper der Frauen sind außer Rand und Band. Schauen Sie sich einmal um: Teenager, die Ingwerbier trinken und Picknicks veranstalten sollten, tragen Thongs und hören Lily Allen. 2 Kinder durchwühlen verbotenerweise gegenseitig ihre pornografischen Schulmäppchen. Babys kommen heute mit dem Playboy-Häschen auf den Augäpfeln zur Welt. Selbst schuld, die kleinen Luder, was schauen sie auch schon so früh in die Zukunft?
    Folgt man Ariel Levy und ihrem 2006 erschienenen Text
Female Chauvinist Pigs
, so sind sich die westlichen Gesellschaften nunmehr darin einig, dass die Art von Sexualität, die jungen Frauen im 21. Jahrhundert verkauft wird, weder positiv noch selbstwirksam sein soll. Die durch Frauenmagazine, GoGo-Tanz und
Girls Gone Wild
-Filme (GGW) geprägte ›Vulgärkultur‹ (
raunchculture
) ist ohne Frage ein Kontrollmechanismus. 3 Der patriarchale Kapitalismus ermutigt junge Frauen, sich auf monetarisierte und geruchlose sexuelle Transaktionen einzulassen, und zwar unter dem Deckmantel von ›freier Wahl‹ und ›Selbstermächtigung‹, obwohl die ökonomische Grundlage jeder sexuellen Arbeit, egal ob bezahlt oder nicht, ignoriert wird.
    Sich der Vulgärkultur zu entziehen, ist jedoch keine ausreichende Antwort auf die Marginalisierung des weiblichen Körpers in der heutigen Gesellschaft. Hochglanzmagazine, in denen viel nackte Haut gezeigt wird, und Striptanz sind Symptome des Problems, aber sie sind nicht das Problem. Die Gruppierungen des zeitgenössischen Feminismus, die ihre Bemühungen darauf konzentrieren, böse Briefe an die Herausgeber von Magazinen wie
Nuts
und
Playboy
zu schreiben, sind so fadenscheinig wie der ausrangierte Thong einer Stripperin. Um die Mechanismen der Verdinglichung und körperlichen Marginalisierung zu verstehen, die dafür verantwortlich sind, dass der Kampf der Frauen weitergeht, müssen wir eine etwas ehrgeizigere Sicht auf die Dialektik des Sexuellen entwickeln.

Die Kehrseite der Sexualisierung
    Wenn über Frauen von heute und ihre Sexualität berichtet wird, so wird sie meist mit einer Art Hurerei in Verbindung gebracht. Allmählich wird der Erwachsenenwelt klar, dass das Aufwachsen in einem Hagelsturm von Medienbotschaften, die die Verfügbarkeit der weiblichen Erotik propagieren, für die jungen Frauen, die mit ihren sexuellen Gefühlen ringen und ängstlich darum bemüht sind, keinesfalls das beschämende Etikett »Schlampe« verpasst zu kriegen, ziemlich verwirrend sein kann. Dieselbe Dialektik geißelt junge Frauen als schamlose Nutten, die rumvögeln, komasaufen und ihre wertlosen Schulabschlüsse mit runtergelassenen Schlüpfern in den Rinnstein kotzen. Offenbar unfähig, in ein Hochglanzmagazin zu gucken, ohne schwanger, anorektisch oder beides zu werden, firmieren die jungen Frauen von heute als besondere Objekte des Mitleids und der Verachtung. Das schadenfrohe Entsetzen über weibliche Promiskuität wird von rechten und linken Experten gleichermaßen kultiviert und hat wenig mit Feminismus zu tun.
    »Es gab durchaus einen Wandel im Sexual verhalten junger Frauen, aber er ist lange nicht so dramatisch, wie die Medien ihn darstellen«, sagt die Wissenschaftlerin Dr. Petra Boynton, die Sexualerziehung unterrichtet. »Die meisten jungen Menschen verlieren ihre Jungfräulichkeit nach wie vor erst nach ihrem 16. Geburtstag. Schaut man die Generation der heute Vierzig- und Fünfzigjährigen an, so hatten auch etliche von denen in ihrer Jugend ziemlich viel Sex, oft ungeschützt. Als Erwachsene sind wir schnell dabei, auf junge Menschen runterzuschauen und zu sagen: ›Oh Gott, sind die furchtbar.‹ Viele Gespräche, in denen scheinbar Sorge um die Jugendlichen zum Ausdruck kommt, enden letztlich damit, dass über ihr Verhalten moralisiert und verhandelt wird, was sie anziehen, sagen und tun und lassen sollten.«
    Natürlich beinhaltet diese Auffassung der sexualisierten Opfer auch einen Klassenaspekt. Die händeringenden Artikel über Teenagerschwangerschaften in Boulevardzeitungen werden immer begleitet von Fotos von ketterauchenden und finster blickenden jungen Frauen, die ihren Kinderwagen durch einen heruntergekommenen Problembezirk schieben. Natürlich sind die Fotos mit Models nachgestellt. In respektablen Zeitschriften und politischer Rhetorik kommt diese Auffassung als Anspielung auf ›Mädchen aus benachteiligten Bezirken‹ zur Hintertür herein. ›Sexualisierung‹ ist schön und gut, wenn Eltern aus der

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