Antonio im Wunderland
Antonio Marcipane, Gastarbeiter der ersten Stunde, ist
in Rente gegangen. Jetzt sitzt der Süditaliener auf der
Hollywoodschaukel im Garten seines Reiheneckhau-
ses, knabbert Macadamia-Nüsse und schmiedet Pläne.
Ein Urlaub in der Heimat steht an, denn natürlich muss
die neu gewonnene Freiheit mit der ganzen italieni-
schen Familie gebührend gefeiert werden. Doch damit
nicht genug. An seinem Lebensabend möchte Antonio
sich seinen Kindheitstraum erfüllen: Amerika. Da woll-
te er schon als junger Mann hin – und ist dann bloß bis
Kempen gekommen. Zusammen mit seinem «liebe
Jung» macht er sich auf den Weg über den großen
Teich. Die zwei reisen in einer geheimen Mission: Sie
müssen den Star-Architekten Mauro Conti finden.
Denn nur er kann die verfallene Altstadt von Campo-
basso retten ...
JAN WEILER
1967 in Düsseldorf geboren, ar-
beitete als Texter in der Wer-
bung, absolvierte dann die Deut-
sche Journalistenschule in Mün-
chen und war viele Jahre Chefre-
dakteur des «Süddeutsche Zei-
tung Magazins». Heute lebt er als
Autor mit seiner Frau und seinen
zwei Kindern in der Nähe von München. Sein erstes
Buch, «Maria, ihm schmeckt’s nicht», gilt als erfolg-
reichstes Romandebüt der letzten Jahre und stand viele
Monate lang auf der Bestsellerliste.
Jan Weiler
ANTONIO IM
WUNDERLAND
Roman
Kindler
1. Auflage Juli 2005
Copyright • 2005 by Rowohlt Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg
Satz aus der Quadraat PostScript InDesign bei
Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Druck und Bindung GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN 3 463 40484 2
Für Milla
VORWORT
Mein Freund Hans Pongo ist Fußnotenautor. Er
schreibt Fußnoten für alle, die ihn darum bitten. Ist ein
Text seinem Autor zu wenig wissenschaftlich oder sieht
zumindest so aus, dann ruft er Hans an, und der macht
ein paar Fußnoten rein. Einfache Erläuterungen oder
Übersetzungen kosten fünf Euro, längere historische
Zusammenhänge bis zu 30 Euro, läuft die Fußnote über
mehr als eine Seite, so werden bis zu 200 Euro pro Stück fällig. Hans hatte mal eine Doktorarbeit von einem Juristen, da hat er über dreitausend Euro verdient.
Auch die Fußnoten in diesem Buch machen was her,
finde ich. Aber das ist nicht der Hauptgrund dafür, dass
dieses Buch Fußnoten enthält. In Wirklichkeit möchte
ich auf diese Weise meinen Freund Hans ehren. Er lei-
det darunter, dass viele Autoren, darunter sogar sehr
prominente Namen wie Xxxx Xxxxx oder Xxxxx Xxxxxx
und sogar Xxxxx Xxxxxx Xxxx 1 sich seiner Künste zum Teil sogar mehrfach bedient haben, er aber niemals er-wähnt wird. Deshalb möchte ich das an dieser Stelle
tun. Viel Spaß. Beim Lesen.
1 Namen einer einstweiligen Verfügung vorbeugend geschwärzt.
Außerdem sieht so etwas auch sehr schick aus. Leser mögen das.
7
ZWEITES VORWORT
Der Verleger hat angemerkt, dass das da eben doch
wohl bitteschön ein Witz sei und kein Vorwort. Ein
Vorwort schreibe man, wenn man ein Anliegen habe
oder wenn es dringend zum Verständnis eines Werkes
erforderlich sei – und nicht bloß zum Vergnügen. Er
hat Recht. Ich weise also zusätzlich darauf hin, dass
dies das zweite Buch von mir ist, in dem es um das
Fremdsein geht, um unsere Angst vor dem Fremden,
dessen mühsame und oft vergebliche Überwindung,
und um die befremdliche Welt, in der die Menschen
versuchen, ihren Platz zu finden. Ich finde, das ist ein
furchtbar ernstes Thema. Und weil das so ist, muss
man möglichst unterhaltsam damit umgehen. Sonst
liest es keiner und die Mühe war umsonst. Außerdem
habe ich die Fußnoten billiger bekommen. 64 Euro,
kann man nicht meckern.
Jan Weiler
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EINS
Hollywoodschaukeln gehören zu jenen Dingen, die
nicht in Würde altern können. In Würde alt zu werden
bedeutet, auch im Herbst des Lebens begehrenswert zu
erscheinen, den Menschen immer noch ein Funkeln in
die Augen zu treiben, jederzeit Gesprächsstoff werden
zu können. Wie Jean-Paul Belmondo. Der ist ein gutes
Beispiel dafür, dass man in Würde altern kann, selbst
wenn man wie ein ungemachtes Bett aussieht. Mit einer
Hollywoodschaukel hat Jean-Paul Belmondo gemein,
dass der Zenit ihrer Popularität etwa gleich lang zu-
rückliegt.
Der Unterschied zwischen einer Hollywoodschaukel
und Jean-Paul Belmondo besteht darin, dass die Holly-
woodschaukel die meiste Zeit draußen herumsteht und
rostet, während Jean-Paul Belmondo vermutlich rein-
geht, wenn es
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