Flirte nie in Italien
werde nicht tatenlos zusehen, wie du dein, eigenes, vor allem aber das Glück anderer zerstörst."
Bernardo antwortete nicht, doch sein finsterer und gequälter Blick ließ es Lorenzo ratsam erscheinen, sein Ziel weniger direkt anzusteuern als geplant.
"Kennst du einen gewissen Carlo Bondini?"
"Sag mir endlich, warum du gekommen bist!" forderte Bernardo ihn aufgebracht auf.
"Um dir zu sagen, dass dein Strohmann endlich aufhören soll, Angie zu tyrannisieren. Zufällig habe ich seinen letzten Auftritt mitbekommen, und ich musste mich ziemlich zusammenreißen, um ihm nicht..."
"Er sollte sie nur dazu bringen, die Praxis zu verkaufen", beteuerte Bernardo.
"Von schikanieren war nie die Rede."
"Dann hättest du nicht ausgerechnet diesen Flegel engagieren dürfen", entgegnete Lorenzo.
"Ich kann auf deine Ratschläge verzichten", erwiderte Bernardo schroff.
"Das mag durchaus sein", gestand Lorenzo ihm mit einem ironischen Lächeln zu. "Schließlich bin ich kein Mediziner. Im Gegensatz zu Bondini. Und auch wenn er ein hundsmiserabler Arzt ist, scheint er in diesem Fall die richtige Diagnose gestellt zu haben.“
"Kannst du mir vielleicht verraten, worauf du hinauswillst?" fragte Bernardo verständnislos.
"Mir scheint, du solltest schleunigst damit anfangen, dein Verhältnis zu deiner Familie zu überdenken", erklärte Lorenzo ihm. "Wenn du schon für Nachwuchs sorgst, solltest du dich wohl nicht länger dagegen sträuben, selbst dazuzugehören."
11. KAPITEL
Lange hatte Angie den Feierabend nicht mehr so herbeigesehnt wie an diesem Tag. Sie fühlte sich matt und ausgelaugt, und obendrein hatte sie starke Rückenschmerzen. Noch zwei Patienten warteten auf sie, und dann konnte sie endlich in ihre Wohnung gehen und die Füße hochlegen.
Doch als sie in das Wartezimmer kam, musste sie zu ihrem Schrecken feststellen, dass dort ein weiterer Mann Platz genommen hatte. Und dass er sich nicht auf morgen vertrösten lassen würde, war ihr klar, sobald sie in Bernardos entschlossenes Gesicht sah.
Nachdem sie den letzten Patienten für diesen Tag verabschiedet hatte, schloss sie die Haustür ab und ging zögernd ins Wartezimmer, weil sie nicht wusste, was sie Bernardo sagen sollte.
Kaum stand sie ihm gegenüber, war der Vorsatz, betont gleichgültig zu wirken, bereits im Ansatz gescheitert. Er saß da, als wäre er direkt den quälenden Träumen entsprungen, die sie seit zwei Monaten plagten. Bis in den Schlaf hatte er sie verfolgt, und im Lauf der Zeit hatte Angie sich so sehr daran gewöhnt, morgens mit einem flauen Gefühl aufzuwachen, dass sie zunächst die eindeutigen Anzeichen für die grundlegende Wende übersehen hatte, die ihr Leben genommen hatte.
Mehrfach hatte sich Angie bei dem Gedanken ertappt, dass es nicht einer gewissen Komik entbehrte, dass sich ausgerechnet eine erfahrene Ärztin angestellt hatte wie ein unerfahrenes Mädchen vom Land, die weder über ihre Bildung noch über ihren gesunden Menschenverstand verfügte.
Doch kein Wissen und keine Erfahrung halfen ihr weiter, als sie ihm sprachlos gegenüberstand und verzweifelt nach den richtigen Worten suchte.
"Geht's dir gut?" Bernardo kam ihr mit einer schlichten, gleichwohl herzlichen Frage zuvor.
"Sehr gut sogar", erwiderte sie, erleichtert, endlich die Sprache wieder gefunden zu haben. "Möchtest du einen Kaffee?" setzte sie hinzu und ging in ihre Wohnung, ohne eine Antwort abzuwarten. "Soll ich uns etwas zu essen machen?" fragte sie, als sie die Küche erreicht hatten, und öffnete den Kühlschrank.
„Für mich nicht", lehnte Bernardo, der ihr gefolgt war, dankend ab.
"Wirklich nicht?" vergewisserte sich Angie und suchte ziellos im Kühlschrank nach etwas Essbarem, nur um Bernardo nicht ansehen zu müssen.
"Willst du dich nicht zu mir setzen?" fragte er freundlich, aber bestimmt. "Wir müssen dringend miteinander reden."
"Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist“, erwiderte Angie und drehte sich zu ihm um. "Vor zwei Monaten haben wir schon einmal miteinander gesprochen, und ich brauche dich sicherlich nicht daran zu erinnern, wie das geendet hat."
"Mir blieb keine andere Wahl, als zu gehen", entgegnete Bernardo betroffen.
"Die Situation drohte mir die Luft abzuschnüren."
"Besten Dank für das reizende Kompliment."
"Warum willst du mich nicht verstehen, Angie?" Bernardo sah sie mit einem Ausdruck der Verzweiflung an. "Vielleicht war es falsch von mir, aber damals hielt ich es für das Beste. Und zwar für uns beide."
"Weshalb du
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