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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hinunterzuziehen? Beide Zeitungen stammen vom Montag. Sie muss sie auf dem Rückweg nach Richmond gekauft haben, vielleicht auf dem Flughafen.«
    »Würde mich interessieren, was ihr Grundstücksmakler dazu zu sagen hat ...«
    »Ich weiß, was er dazu zu sagen hat, nämlich gar nichts«, unterbrach er mich. »Er hat keine Ahnung, wo Beryl war, und hat ihr Haus nur ein einziges Mal in ihrer Abwesenheit jemandem gezeigt. Irgendeinem jungen Paar, dem dann der Preis zu hoch war. Beryl wollte dreihundert Riesen für den Schuppen.« Er schaute sich mit undurchdringlicher Miene um. »Sieht so aus, als ob jetzt jemand ein Schnäppchen machen könnte.«
    »In der Nacht, in der sie ankam, hat Beryl doch ein Taxi vom Flughafen nach Hause genommen.«
    hartnäckig kam ich wieder auf die Einzelheiten des Falles zu sprechen.
    Er nahm sich eine Zigarette und deutete damit herum.
    »Wir fanden die Quittung dort in der Diele, auf dem kleinen Tisch an der Tür. Haben den Fahrer schon überprüft, der Knabe heißt Woodrow Hunnel und ist dumm wie Bohnenstroh. Er sagt, dass er am Taxistand des Flughafens gewartet habe. Sie ist bei ihm eingestiegen. Das war kurz vor acht, und es regnete in Strömen. Er ließ sie etwa vierzig Minuten später vor ihrem Haus aussteigen, trug ihr, wie er sagte, noch die beiden Koffer zur Tür und verschwand wieder. Das Fahrgeld betrug sechsundzwanzig Dollar, Trinkgeld inklusive. Ungefähr eine halbe Stunde später war er zurück am Flughafen und nahm neue Fahrgäste auf.«
    »Sind Sie sicher, oder hat er Ihnen das bloß erzählt?«
    »So gottverdammt sicher, wie ich hier stehe.« Er klopfte mit der Zigarette auf seinen Knöchel und fingerte mit dem Daumen am Filter herum.
    »Wir haben die Geschichte überprüft. Hunnel hat uns keine Märchen erzählt. Er hat der Lady kein Haar gekrümmt. Hatte keine Zeit dafür.«
    Ich folgte seinen Augen zu den dunklen Spritzern neben der Tür. Die Kleidung des Mörders musste voller Blut gewesen sein. Es war unwahrscheinlich, dass ein Taxifahrer seine Fahrgäste mit blutverschmierten Kleidern herumkutschierte.
    »Sie kann noch nicht lange zu Hause gewesen sein«, sagte ich, »gegen neun ist sie heimgekommen, und um elf ruft ein Nachbarwegen der Alarmanlage an, die eine halbe Stunde lang geheult hat. Das bedeutet, dass der Mörder gegen halb elf das Haus verlassen haben muss.«
    »Tja«, antwortete er, »dieser Teil der Geschichte bereitet mir auch das meiste Kopfzerbrechen. Nach dem, was in den Briefen steht, muss sie panische Angst gehabt haben. Deshalb verheimlicht sie auch ihre Rückkehr nach Richmond, so gut es geht, schließt sich in ihrem Haus ein und legt sogar ihre .38er griffbereit auf die Küchentheke, die zeige ich Ihnen, wenn wir dort sind. Dann peng! Es klingelt an der Haustür. Aber dann? Wir wissen nur, dass sie die Ratte hereingelassen und sofort die Alarmanlage wieder eingeschaltet hat. Es muss jemand gewesen sein, den sie gekannt hat.«
    »Ich würde auch einen Fremden nicht ausschließen«, sagte ich. »Wenn er vertrauenerweckend war, hat sie ihn vielleicht aus irgendeinem Grund hereingelassen.«
    »Um diese Zeit?« Er musterte mich kurz und ließ die Augen durch das Zimmer schweifen.
    »Hat er vielleicht um zehn ur in der Nacht Zeitschriftenabonnements oder Eiskrem verkauft, oder was?«
    Ich antwortete nicht. Ich wusste auch nicht weiter. Wir blieben an der offenen Tür zur Diele stehen.
    »Da ist das erste Blut«, sagte Marino und schaute auf die eingetrockneten Spritzer an der Wand. »Genau hier hat er sie zum ersten Mal erwischt. Ich stelle mir vor, dass sie wie wahnsinnig davongelaufen ist und er mit dem Messer hinterher.«
    Ich rief mir die Schnittwunden in Beryls Gesicht, an ihren Armen und Beinen ins Gedächtnis.
    »Ich vermute«, fuhr er fort, »dass er sie hier am linken Arm, am Rücken oder im Gesicht verletzt hat. Das Blut an der Wand ist von der Klinge weggespritzt. Sie war voller Blut, weil er sie schon mindestens einmal erwischt hatte, und als er wieder ausholte, wurden die Tropfen weggeschleudert und landeten an der Wand.«
    Die Flecken hatten elliptische Form, maßen etwa sechs Millimeterim Durchmesser und wurden zunehmend länglicher, je weiter entfernt sie sich links vom Türrahmen befanden. Die Blutspur war mindestens drei Meter lang. Der Angreifer hatte mit voller Kraft ausgeholt, wie ein hart schlagender Squash-Spieler. Ich spürte die Emotionen, die sich hinter diesem Verbrechen verbargen. Das war keine Wut mehr. Es war etwas

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