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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Kugeln. Willst du das Gewehr jetzt wiederhaben?«
    »Ich glaube, bei dir ist es in besseren Händen.«
    Miss L. sah alle zwei Minuten auf ihre Armbanduhr und sagte Valentine die Zeit an. Sie hörten Laster die Straßen zum Platz herauffahren.
    Dann öffnete sich das Maul. Rafferty kam heraus und überquerte den Steg zum Gerüst mit einem kleinen Mädchen auf den Armen, das in eine Decke gewickelt war. »Sie kommen! Sie kommen! Entschärft die Bomben!«, rief Rafferty.
    Sieben andere Menschen kamen aus dem Turm, ziemlich zittrig und von einer glänzenden Schicht der Lösung überzogen, in der sie getrieben waren. Offenbar erfreuten sie sich bei den Soldaten des Pazifikkommandos einer gewissen Beliebtheit. Einige jubelten.
    »Ich sehe noch keinen Weltenweber«, sagte Valentine. »Vielleicht ist das nur ein Vorschuss, um uns hier festzuhalten.«
    »Auf die eine oder andere Art bekommen wir, was wir wollen«, sagte Thunderbird.

    »Was ist das?«, fragte Gide und zeigte nach oben. »Sind das Drachen?«
    Valentine folgte ihrem Blick. Vier Gestalten, die an Quallen erinnerten, trieben langsam kreisend auf Luftströmungen heran.
    »Sehen gruselig aus«, kommentierte ein Bär.
    »Kommt ganz darauf an, auf welcher Seite sie stehen«, sagte ein anderer.
    »Was kommt denn da jetzt runter?«, fragte Thunderbird.
    Es war Silas, dessen Kamelhaarmantel im Wind flatterte. Gide schrie. Valentine wandte sich ab, als er aufprallte.
    »Was war das? Ein Bonus?«, fragte ein SB.
    Die vier Weltenweber sanken zur Erde herab, zu erschöpft, ihre echte Gestalt zu verhüllen. Sie konnten nicht einmal sprechen. Das hielt die Bären nicht davon ab, in Jubelgeschrei auszubrechen.
    Nur einer jubelte nicht.
    Valentine wusste nicht, wie er den Platz hatte überqueren können, ohne dass irgendjemand auf ihn aufmerksam geworden war. Vielleicht war er von einer Leiche zur nächsten gekrochen und hatte sich unter den Toten versteckt, die bei dem organisierten Aufstand von Polizisten getötet worden waren. Wie dem auch sei, Silvers stand vor der Leiche seines Herrn. Valentine sah Tränen in seinen Augen und fühlte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Selbst Ahn-Kha neigte nicht zu Tränen.
    Von einer Ausnahme abgesehen.
    Der Grog hockte sich auf ein Knie, legte eine Hand auf Silas’ zerschmettertes Gesicht, lauschte an seiner Brust. Als er sich wieder löste, war die Seite seines Gesichts blutverschmiert.
    Ein tiefes Grollen löste sich aus seiner Brust. Er zog eine Klinge aus seinem Kilt und kontrollierte die Schärfe mit
dem Daumen. Für einen entsetzlichen Moment fürchtete Valentine, er würde sich die Klinge in die haarige Brust stoßen, aber Silvers führte nur einen schnellen, flachen Schnitt quer über seine Narbe, der jedoch länger war als diese alte Verletzung. Dann ging er auf alle viere und hastete zu der Limousine. Dort nahm er sein zweiläufiges Gewehr aus dem Koppel und legte sich den Gurt um.
    Als Letztes schob er sich die Klinge zwischen die Zähne und machte sich auf zum Turm.
    Als er an Valentine vorbeikam, fletschte er die Zähne und richtete ein Ohr auf. Valentine, der nicht fähig war, die Geste zu erwidern, schlug sich dreimal mit der linken Hand auf die Brust.
    Silvers schnaubte und legte eine Patrone in jeden Lauf. Dann kletterte er das Gerüst hinauf. Ein lauter Knall erklang, als er ein Loch in die Türkreatur blies. Er zog den Verschluss seiner Kanone zurück und schob ihn wieder vor. Dann sprang er hinein.
    »Verschwinden wir von hier«, sagte Valentine.
    »Ich rede mit den Truppen außerhalb des Platzes«, sagte Miss L.
    »Sagen Sie ihnen, dass uns jeder willkommen ist, der mit uns von hier verschwinden will«, sagte Thunderbird. »Keine Repressalien, keine Prozesse und keine Aktionsgruppen mehr. Wir werden Seattle auf die altmodische Art mit unseren bloßen Händen den Rest geben.«

16
    U nion Rock, Wyoming, im vierundfünfzigsten Jahr der kurischen Herrschaft: David Valentine reiste wieder gen Osten auf einer Straße, älter noch als die Route 66, und eskortierte zwei der vier Weltenweber, die - manche würden sagen, durch Verhandlungen, andere, durch bloßen Schwindel - in Seattle gerettet wurden. Posten und Raststätten am Oregon Trail hatten ihre Lage geändert, aber die alte Straße sah immer noch beinahe genauso aus wie im neunzehnten Jahrhundert bis hin zu den Transportmitteln, denn Ochsen und Pferde waren unabhängig von Oktanzahlen.
    Statt von Pionieren auf ihrem Weg nach Westen wird die Straße heute von

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