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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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ich leise Stimmen auf dem Gang. Lasses Stimme, erschöpft und ärgerlich und Agnes, die bittend und gleichzeitig vorwurfsvoll auf ihn einredete. Ich nahm mir zwei Kopfkissen und drückte sie auf meine Ohren, bis ich nur noch das Rauschen meines Blutes hörte und schlief irgendwann ein.
    Mein Zug ging um zehn, ich hatte den Wecker auf acht gestellt. Nach vier Stunden Schlaf war ich nicht wirklich wach, als ich in die Hotelhalle kam. Das Frühstück wollte ich mir ersparen, aber da meine letzte Mahlzeit schon eine Weile her war und nur aus zwei Grissinis bestanden hatte, ging ich doch noch in den Frühstücksraum. Dort saßen Karl und Johann und sahen nicht viel wacher aus. Wir begrüßten uns kurz und sie boten mir wieder eine Rückfahrt im Auto an, aber ich lehnte freundlich ab. Johann spürte, dass am Abend etwas passiert war, das mehr bedeutet hatte, als eine Schlägerei, aber er schwieg höflich. Am Ende aß ich noch nicht einmal, sondern nahm mir nur einen Kaffee.
    An der Rezeption gab ich Kristas Kleid und ihre Schuhe ab und traf meinen Vater, der gerade auscheckte. Lion und er hatten viel geredet und würden zusammen nach Potsdam fahren.
    »Lion schläft noch, wir fahren in einer Stunde. Soll ich dich zum Bahnhof bringen?«
    »Ich habe mir ein Taxi bestellt.«
    Mein Vater nickte, wollte noch etwas sagen, schwieg dann aber.
    Auf dem Bahnhof in Potsdam erwartete mich meine Mutter. In der letzten Zeit hatte ich sie kaum wahrgenommen, jetzt schien sie mir der einzige sichere Halt in der Welt zu sein und ich fiel ihr erleichtert um den Hals.
    Die Wohnung war mir fremd, meine Mutter hatte fiel umgeräumt, Lions Zimmer hatte sie gemeinsam mit ihm von den Seilen und einer Menge Müll befreit, aber mein Zimmer war unverändert. Ich räumte meinen Rucksack aus und schob die Plastiktüte mit der Platte, die ich die ganze Zeit mitgeschleppt hatte, unter mein Bett.
    Ich gab mir eine Woche. Eine Woche, in der ich umschalten wollte, von einem Traum auf die Realität, von einer Ausnahmesituation in den Alltag. Die Sommerferien hatten gerade begonnen, ich hatte genug Zeit, meine Wunden heilen zu lassen und in mein altes Leben zurückzuschlüpfen.
    Ich traf Sophia und tat so, als ob die Sache mit Lasse vorbei wäre, ich traf mich mit Karl, Johann und Sophia und wir gingen ins Kino, Pizza essen und abends küsste mich Johann, wenn er mich zurück nach Hause brachte. Alles wurde wieder wie vor dem Dreh, aber das alles änderte nichts daran, dass ich Lasse nicht vergessen konnte.
    Nach zwei Wochen war ich so zermürbt, dass ich anfing, in der Stabliste nach einer Telefonnummer von ihm zu suchen. Doch was ich dort fand, war nur die Adresse und Telefonnummer seiner Agentur. Natürlich. Wir hatten nie Telefonnummern ausgetauscht, wieso auch? Ich dachte daran, bei seiner Agentur anzurufen, bis mir klar wurde, dass er von seiner Mutter vertreten wurde, und dass es sicher nicht besonders originell klang, wenn ich dort anrief und mich nach Lasses Telefonnummer erkundigte. Wie ständig irgendwelche Mädchen. Ich überlegte sogar, Krista, mit der ich mir unregelmäßig Mails schickte und simste, nach seiner Nummer zu fragen, aber dann war ich doch zu stolz. Schließlich ging es mir wie ihr: Der Dreh war zu Ende, und Lasse rief nicht mehr an.
    Etwa zwei Wochen nach Ende der Dreharbeiten kam ein Päckchen für mich an. Darin lag eine Foto-CD mit Bildern vom Set und ein Hoodie mit dem kleinen Aufdruck Bell-Produktion auf dem Ärmel und dem großen Aufdruck »Heimweh« auf dem Rücken. Es entsprach genau meinem Gefühl. Ich zog die Jacke an, steckte die Ohrstöpsel meines neuen iPods ins Ohr, setzte die Kapuze auf und zog die Jacke nicht mehr aus, bis sie speckig war und meine Mutter darauf bestand, sie zwischendurch einmal zu waschen. Dabei lagen auch der blaue Rock und das T-Shirt, die Kleider, die Heike mir versprochen hatte. Rock und T-Shirt waren frisch gewaschen und gebügelt, doch ich fand, sie rochen nach der Blumenwiese und erinnerten mich an den Tag mit Lasse. Ich steckte beides zu der Platte unter mein Bett, vergrub sie.
    Aber ich vermisste nicht nur Lasse. Seltsamerweise fehlte mir das ganze Team, die Leute, die Atmosphäre am Filmset, das Drehen, die Kameras. Anne hatte mich in der neuen Spielzeit erfolgreich für eine kleine Rolle in einer der Theaterproduktionen vorgeschlagen und ich freute mich darüber, aber es war etwas anderes als beim Film zu sein.
    Es gab eigentlich nur Einen, der meine Gefühle gut nachempfinden konnte.

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