Foundation 05: Das Foundation-Projekt
»Möchtest du, daß ich fortgehe?«
»Nein, Wanda«, antwortete Seldon mit vor Rührung erstickter Stimme. »Ich möchte nicht, daß du fortgehst, aber es ist die einzige Möglichkeit. Du und Stettin, ihr müßt euch abschirmen gegen Trantors derbe Körperlichkeit. Wenn eure telepathischen Kräfte zunehmen, werdet ihr von selbst Gleichgesinnte anziehen – die stumme, geheime Foundation wird wachsen.
Wir werden voneinander hören – natürlich nur gelegentlich. Und jeder von uns hat einen Primärradianten. Du siehst doch ein, daß das, was ich sage, die Wahrheit ist – und unumgänglich, nicht wahr?«
»Ja, Großvater«, sagte Wanda. »Und was noch wichtiger ist, ich spüre, daß dein Plan genial ist. Sei ganz beruhigt; wir lassen dich nicht im Stich.«
»Das weiß ich, mein Liebes«, sagte Seldon müde.
Wie konnte er das tun – wie konnte er seine geliebte Enkelin fortschicken? Sie war das letzte Bindeglied zu seinen glücklichsten Tagen, zu Dors, Yugo und Raych. Sie war außer ihm die einzige Seldon in der ganzen Galaxis.
»Ich werde dich entsetzlich vermissen, Wanda«, sagte er, und eine Träne stahl sich über seine runzlige Wange.
»Aber Großvater«, sagte Wanda, die gemeinsam mit Palver aufgestanden war und sich zum Gehen anschickte. »Wo sollen wir hin? Wo ist die Zweite Foundation?«
Seldon blickte auf. »Das hat dir dein Primärradiant längst verraten, Wanda«, sagte er.
Sie sah ihn verständnislos an, während sie ihr Gedächtnis durchforschte.
Seldon griff nach der Hand seiner Enkelin und drückte sie fest.
»Greife zu auf mein Bewußtsein, Wanda. Dort findest du die Antwort.«
Wanda tauchte in Seldons Gedanken ein, und ihre Augen wurden groß.
»Ich verstehe«, flüsterte sie.
Sektion 33A2D17: Star’s End.
Fünfter Teil
Epilog
Ich bin Hari Seldon. Ehemals Kanzler des Reiches unter Kaiser Cleon I. Emeritierter Professor für Psychohistorik an der Universität von Streeling auf Trantor. Leiter des Forschungsprojekts Psychohistorik. Herausgeber der Encyclopaedia Galactica. Begründer der Foundation.
Das klingt beeindruckend, ich weiß. Ich habe in meinen einundachtzig Jahren eine Menge geleistet, und nun bin ich müde. Heute frage ich mich im Rückblick, ob ich gewisse Dinge hätte anders machen können – oder sollen. Ein Beispiel: War ich mit der Psychohistorik, meinem Lebenswerk, so beschäftigt, daß mir die Menschen und Ereignisse, die meinen Weg kreuzten, im Vergleich dazu manchmal nicht wichtig genug erschienen?
Vielleicht habe ich hier und dort versäumt, kleine Veränderungen vorzunehmen, die die Zukunft der Menschheit in keiner Weise gefährdet, aber das Leben eines mir teuren Individuums entscheidend verbessert hätten. – Yugo, Raych… Die Frage drängt sich unwillkürlich auf… Hätte ich etwas tun können, um meine geliebte Dors zu retten?
Vergangenen Monat habe ich die Aufzeichnung der Krisenhologramme vollendet. Mein Assistent Gaal Dornick hat sie nach Terminus gebracht, wo sie unter seiner Aufsicht im Seldon-Gewölbe installiert werden. Er wird auch dafür sorgen, daß man das Gewölbe versiegelt, und daß die nötigen Anweisungen für seine Wiedereröffnung während der zu erwartenden Krisen hinterlegt werden.
Bis dahin bin ich natürlich längst tot.
Was werden sie denken, die künftigen Angehörigen der Foundation, wenn während der Ersten Krise, also in knapp fünfzig Jahren, ich oder, genauer gesagt, mein Hologramm zu ihnen spricht? Werden sie sich laut darüber wundern, wie alt ich aussehe, wie schwach meine Stimme klingt oder wie klein ich in diesem Rollstuhl wirke? Werden sie die Botschaft, die ich ihnen hinterlassen habe, verstehen – werden sie etwas damit anfangen können? – Ach, solche Spekulationen haben nun wirklich keinen Sinn. Wie hätte man bei den Alten gesagt? Die Würfel sind gefallen.
Gestern habe ich von Gaal gehört. Auf Terminus läuft alles nach Plan. Bor Alurin und die anderen Projektmitglieder gedeihen prächtig in ihrem ›Exil‹. Schadenfreude steht mir eigentlich nicht zu, aber ich muß einfach lachen, wenn ich an den selbstzufriedenen Gesichtsausdruck dieses aufgeblasenen Idioten Linge Chen denke, als er das Projekt vor zwei Jahren nach Terminus verbannte. Auch wenn das Verbannungsurteil letztlich in Form einer Kaiserlichen Charta ausgesprochen wurde (»Eine staatlich gestützte, wissenschaftliche Einrichtung und Teil der persönlichen Domäne Seiner Erhabenen Kaiserlichen Majestät« – der Hochkommissar wollte
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