Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Truppenstärke stieg auf 2000 Mann, davon 1000 Büchsenschützen. An Reitern hatte Gasca etwa 300; dazu 11 Geschütze. Hinojosa bekam den Oberbefehl; Alvarado wurde stellvertretender Befehlshaber, Valdivia Obrist im Stabe.
Beim Vormarsch auf Kuzko bereitete der Übergang über den Apurimak viel Schwierigkeiten. Man mußte eine Brücke bauen, um die Geschütze und die Bagage über den breiten Strom zu bekommen. Trotzdem die Vorhut Pizarros den Brückenbau zu verhindern versuchte, gelang er.
Carbajal riet daraufhin, Kuzko unter Mitnahme aller Kassen und Schätze zu räumen. Gasca rechne auf die Gelder, ohne die er 2000 beutegierige Soldaten nicht lange beisammenhalten könne. Wenn sich Pizarro in die Sierra zurückzöge, vermöge ihm der des Geländes unkundige Gegner nichts Ernstliches anzuhaben, während Pizarro ihn durch Streifzüge und Überfälle mürbe machen könne. Die Zeit als Helferin ändere manches!
Pizarros Temperament drängte zu rascherer Entscheidung. Carbajal fügte sich ironisch lächelnd. Er war Fatalist. Es lag ihm längst nichts mehr am Leben. Nur riet er, sofort den Paß zwischen dem Apurimak und Kuzko zu besetzen.
»Ich werde die Sache selber machen! Gebt mir 200 Büchsenschützen!«
»Vater,« erwiderte ihm Pizarro, »bleibt lieber bei mir! Ich bedarf Eurer.«
Darauf erhielt Juan de Acosta diesen wichtigen Auftrag, dessen Ausführung der Ritter regelrecht verballhornte. Als er in jugendlicher Saumseligkeit mit seinen 200 Schützen an die Paßnähe kam, fand er ihn von den gegnerischen Vortruppen besetzt. Ein Deserteur hatte dem Feinde den Plan verraten. Unverrichteter Dinge kehrte Acosta um.
Nunmehr nahm Pizarro eine Stellung im Tale von Xaquixaguana, etwa 27 km westlich von Kuzko, ein. Er verfügte über 900 Mann und sechs Geschütze. Diese Streitmacht war trefflich ausgerüstet; doch es fehlte der Mehrheit die Hauptsache: unbedingte Zuverlässigkeit.
Am Morgen des 8. April, am Karfreitag des Jahres 1547, kam es zur letzten Entscheidung, aber das Kriegsglück lächelte dem Eroberer nicht mehr. Noch ehe die Schlacht sich voll entwickelte, gingen die Truppen nach und nach auf die kaiserliche Seite über. Mit ihm trabte der Ritter Garcilasso de la Vega ab, der Vater des späteren Chronisten, und mancher andre. Als selbst Cepeda, der Führer der Pikeniere, angesichts aller das Weite suchte und auch auf den Rückhalt des Heeres, die Büchsenschützen, kaum mehr zu rechnen war, gab Pizarro seine Sache auf und ließ »Das Ganze halt!« blasen. Die ihm noch Treuen begaben sich auf die Flucht.
Pizarro ritt an diesem Tage ein kräftiges temperamentvolles Pferd von kastanienbrauner Farbe, auf dem der elegante Reiter, die Lanze schwingend, so recht das Bild eines wahren Ritters und Helden abgegeben hatte. Jetzt hielt er von der Höhe seiner Stellung stumm Ausschau. »Sterben wir wie Römer!« rief ihm Acosta zu. »Besser als Christen!« erwiderte der mutlos Gewordene und ritt sein Pferd langsam an, in Richtung auf die bergan heranrückenden Scharen seiner Feinde. Als ein Ritter auf ihn zukam, übergab er ihm seinen Degen.
Zu Gasca geführt, der mit seinem Stabe hinter seinen Truppen zu Fuß hielt, grüßte ihn Pizarro ehrerbietig vom Pferd herab. Der ruhmlose Sieger dankte kühl und stellte, unsoldatisch und unritterlich wie nur ein Pfaffe sein kann, ohne Weiteres eine Art Verhör mit ihm an. Empört zogen sich die kaisertreuen Ritter zurück, um die Demütigung eines ehrenwerten Mannes nicht mit ansehen zu müssen.
Auf die törichten Fragen, warum er das Land in Aufruhr gestürzt, den Vizekönig umgebracht, gegen die Regierung gekämpft und die angebotene kaiserliche Gnade ausgeschlagen habe, erwiderte Gonzalo Pizarro in kurzer knapper Rede:
»Meine Familie war es, die dies Land erobert hat. Ich hatte allen Anspruch auf die Statthalterschaft und habe für mein Recht gefochten.«
»Gewiß,« entgegnete Gasca, »Euer Herr Bruder hat Perú für Kaiser und Reich erobert. Dafür hat Seine Majestät ihn und Euch aus dem Staube emporgehoben. Francisco Pizarro war ein treuergebener Diener sein Leben lang; aber Ihr wart undankbar und ungehorsam.«
Pizarro schwieg und ward abgeführt.
Carbajal versuchte, nachdem abgeblasen war, sein Glück auf der Flucht. Beim Übergang über den Fluß stürzte sein Pferd. Da ergriffen ihn seine eignen Leute und brachten ihn in der Hoffnung auf besondre Belohnung ins feindliche Lager. Sein Lieblingslied: »Mutter, der Wind weht mir das Haar vom Haupt...« vor sich
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