Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
haben ja noch nicht einmal eine richtige Universität besucht!“ Sie hatte die Mathearbeit erst einmal aus Protest nicht unterschrieben. Auch erschien es ihr nicht transparent genug, dass ihr Sohn Max nur eine zwei bis drei im Mündlichen erzielt hatte. Sie waren sowieso nicht einverstanden mit diesen merkwürdigen Unterrichtsmethoden von Frau Edelweiß. Die mit ihrer Freiarbeit und mit dem Montessori, da kommt doch nichts dabei raus. Sie hat zwar bei dem Elternabend recht überzeugend geklungen, aber ob das wirklich so mit dem Lehrplan vereinbar ist, wie sie immer behauptet? Sie hat doch tatsächlich gesagt, der Lehrplan wäre eigentlich ein Montessorilehrplan, nur würde der Name nicht genannt werden, damit keine Rechtsansprüche bestünden. Alle Kinder hätten das Recht darauf, nach ihrem persönlichen Leistungsvermögen und Fortschritt zu arbeiten. Ja wo kommen wir denn da hin? Sie wird die Angelegenheit auf jeden Fall mal einem Rechtsanwalt zur Überprüfung geben. Die soll mal schauen, dass die Schere jetzt wieder zusammengeht. Der Markus ist in dem Schulheft schon zehn Seiten weiter als ihr Max, das geht gar nicht. Und außerdem erklärt sie auch nichts. Alles müssen die Eltern zu Hause tun. So wie das ihrer Meinung nach aussieht, sollte man da mal an dem Versetzungsrädchen drehen. Ihr Mann hat da ganz gute Kontakte zum Schulamt. Wenn die noch mal so dumm kommt und meint mit ihrem Sohn stimme was nicht, sie sollten mal die psychologische Beratungsstelle aufsuchen, dann würde sie was erleben. In ihrer Familie wird nicht zum Seelenklempner gegangen, wenn die keinen gescheiten Unterricht machen kann, dann braucht sie sich auch nicht wundern, wenn ihr Sohn manchmal dumme Bemerkungen macht, der ist halt pfiffig. Der stellt eben Ansprüche an seinen Unterricht. Außerdem sollten sich die Kinder auch nicht immer alles gefallen lassen. Ohne Ellbogen kommt man heutzutage nicht weit. Davon konnte ihr Mann ein Liedchen singen. Max wirkt in sich verschlossen und auch aggressiv, hat sie gesagt. Ich glaube die tickt nicht ganz richtig. Wenn ihr Mann jetzt seine Beziehungen spielen lässt, dann reicht es vielleicht noch für das nächste Schuljahr. Dann kommt Max in die vierte Klasse und was anderes als das Gymnasium kommt für ihn nicht in Frage. Das hat die Edelweiß nur noch nicht kapiert. Was macht die eigentlich jetzt? Das Auto steht jedenfalls auf dem Parkplatz, kam heute mal richtig knapp zum Unterricht. Leise schlich sie in den zweiten Stock und ging auf die Klassenzimmertür zu. Schon von der Treppe aus hörte sie laute Kinderschreie. Das ist unerhört, wollte sie schon loslegen, aber sie musste feststellen, dass der Lärm aus dem hinteren Klassenzimmer kam und nicht aus Frau Edelweiß Zimmer. Sie blickte um sich, dann legte sie ihr Ohr an die Tür. Komisch, man hört gar nichts. Max sagt immer, dass es so laut bei ihr wäre. Wahrscheinlich sind sie gar nicht drin. Doch da, sie hörte leises Murmeln. „Dich krieg ich schon noch irgendwann“, murmelte sie und ging ganz leise die Treppen runter. Im ersten Stock stieß sie auf den Rektor, der mit offenen Armen auf sie zuging. „Einen schönen guten Morgen, Frau Herrmann“, flötete er. „Gab es Probleme?“, fragte er besorgt. „Sie sehen aber wieder umwerfend aus heute morgen, richten sie ihrem Mann Wilhelm doch einen schönen Gruß aus“. „Der weiß wie man mit unseresgleichen umzugehen hat“, dachte sie anerkennend. „Können Sie ihren Mann noch einmal wegen der Turnhallenbelegung fragen? Müssen wir wirklich die Bereitschaftspolizei Lahr zwei Wochen vor dem Gipfel aufnehmen? Da müssten wir den ganzen Sportunterricht ausfallen lassen und gerade ihr Max macht doch so gerne Sport!“, fragte er einschmeichelnd. „Einige Eltern waren schon bei mir und haben sich beschwert.“ Frau Herrmann konnte nur zustimmen: „Die Eltern haben völlig recht, ich bin auch nicht damit einverstanden, dass der Sportunterricht ausfällt und man kann den Kindern auch nicht zumuten bei diesem feuchtkalten Frühjahrswetter rauszugehen. Da holt sich mein Max nur eine Erkältung. Letzte Woche ist er mit ganz schmutzigen Sportkleidern nach Hause gekommen, die Sportschuhe waren ganz verdreckt. Das geht doch nicht. Die Sportlehrerin hätte es unbedingt ankündigen müssen, dass sie rausgehen.“ „Das war sehr unklug von ihr, ich habe auch gleich eine entsprechende Vorschrift für die Gesamtlehrerkonferenz vorbereitet. Heute Nachmittag wird die GLK sein und dann darf kein
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