Frau Holle
»Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenne ich, ich bin schon längst ausgebacken.«
Die Faule aber antwortete: »Ich will mich doch nicht schmutzig machen«, und ging weiter.
Danach kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: »Ach, schüttel mich, schüttel mich, meine Äpfel sind alle reif.«
»Das könnte dir so passen«, sagte sie, »da könnte mir ja ein Apfel auf den Kopf fallen«, und ging weiter.
Als sie zum Haus der Frau Holle kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte. Wie ihre Stiefschwester trat sie in den Dienst der Frau Holle.
Am ersten Tag bemühte sie sich, war fleißig und gehorchte der Frau Holle, wenn die ihr etwas sagte. Sie dachte dabei an das viele Gold, das sie bekommen würde.
Am zweiten Tag aber begann sie schon zu faulenzen. Am dritten Tag noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht mehr aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht ordentlich und schüttelte es nicht so, dass die Federn aufflogen.
Das war die Frau Holle bald leid und entließ sie aus ihrem Dienst. Die Faule freute sich darüber und meinte, nun würde sie das Gold erhalten.
Die Frau Holle führte sie wie ihre Stiefschwester zu dem Tor. Als sie aber darunter stand, wurde statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. »Das ist zur Belohnung für deine Dienste«, sagte die Frau Holle und schloss das Tor zu.
Da lief die Faule nach Hause, aber sie war über und über mit Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen rief:
»Kikeriki,
unser schmutziges Mädchen
ist wieder hie.«
Das Pech aber blieb an ihr kleben und ließ sich nicht abwaschen, solange sie lebte.
Über die Autoren und die Illustratorin
Maja Wagner , geboren 1973, machte nach ihrem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Restauratorin, danach zur Bauzeichnerin. Später studierte sie Design mit dem Schwerpunkt Illustration an der Fachhochschule Münster. Ihre Werke wurden unter anderem in Seoul, Tokio und Sofia ausgestellt. Seit 2007 ist sie als freie Illustratorin tätig und hat bereits verschiedene Kinderbücher illustriert.
Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm gaben wichtige germanistische Grundlagenwerke wie das
Deutsche Wörterbuch
heraus. Berühmt geworden sind sie aber vor allem durch ihre Märchensammlung. Die Brüder trugen alte, überwiegend mündlich überlieferte Märchen zusammen und überarbeiteten sie. In den Jahren 1812 und 1815 veröffentlichten sie den ersten und zweiten Band der
Kinder- und Hausmärchen
. 1825 erschien eine einbändige „kleine Ausgabe“ der
Kinder- und Hausmärchen
, die bereits zu Lebzeiten der Brüder zehn Auflagen erreichte. Es ist in erster Linie Wilhelm Grimm zu verdanken, dass durch die Sammlung, Überarbeitung und Herausgabe der Volksmärchen diese eine weite Verbreitung fanden und als literarische Gattung aufgewertet wurden.
Projektleitung: Anke Braun
Konzeption und Umsetzung: Verlagsservice4kids, Wien
Redaktion: Anke Braun, Waltraud Grill, Arne Hillienhof, Michaela Raßloff
Illustrationen: Maja Wagner
Audioproduktion: Tim Schönemann, Produktentwicklung für Verlage
Satz, Layout und Litho: Haimel, satz & mehr, Lohmar
Einbandgestaltung: Matheus Vilela
E-Book-Herstellung: readbox, Dortmund
wissenmedia in der inmediaONE] GmbH, Gütersloh/München, 2012
Alle Rechte vorbehalten
ISBN (EPUB): 978-3-577-21052-2
ISBN (MOBI): 978-3-577-21252-6
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