Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
1. KAPITEL
A ls Macy O’James in Sugarville auftauchte, wusste Gabriel Donovan sofort, dass diese Frau nichts als Ärger bedeutete. Verdammt, er wusste es schon, bevor sie überhaupt die Stadt betreten hatte. Allerdings war ihm da noch nicht klar, wer sie eigentlich war.
Gabriel saß neben Johnny Angelini im Streifenwagen. Die beiden Freunde trafen sich regelmäßig, um die Zusammenarbeit von Sheriffbüro und Fire Department zu besprechen. Zwar war der alte Sheriff Baxter gegen solche neumodischen Methoden. Doch das war den beiden Männern herzlich egal. Schließlich war Johnny Sugarvilles einziger Deputy und Gabe der Leiter der Brandschutzabteilung. An diesem heißen Julinachmittag planten Gabe und Johnny gerade die Durchsuchung eines alten Wohnwagens, der seit ewigen Zeiten am Stadtrand vor sich hingammelte. Gabe vermutete, dass es sich in Wahrheit um ein Drogenlabor handelte. Doch gerade als er Johnny seinen Verdacht näher erläutern wollte, ertönte plötzlich laute Rockmusik. Und in der nächsten Sekunde rauschte ein kirschrotes Corvette-Cabrio an ihnen vorbei.
Die beiden Männer wechselten einen Blick. „Hat das Tempolimit ja nur knapp überschritten“, kommentierte Gabe spöttisch.
„Stimmt.“ Johnny nickte. „Bei zwanzig drüber lohnt es sich kaum, einen Strafzettel auszustellen.“
„Das dachte ich auch gerade.“
„Andererseits“, sagte Johnny. „Heißer Wagen, heiße Fahrerin, Mann. Blond. Könnte meine zukünftige Braut sein.“
„Das ist ein Argument“, stimmte Gabe zu. Es war ihm zwar ein Rätsel, wie sein Freund bei der Geschwindigkeit noch die Haarfarbe erkannt hatte – ganz zu schweigen vom Erotikfaktor der Fahrerin. Trotzdem zweifelte er nicht an der Richtigkeit von Johnnys Aussage. Mr Angelini hatte Adleraugen, wenn es um Frauen ging.
Der Deputy strich sich über das Kinn. „Außerdem wird es eine ziemliche Sauerei geben, wenn Myerson gerade seine Kühe über die Straße treibt.“
„Kleines Auto, große Rindviecher“, bestätigte Gabe.
„Es ist meine Bürgerpflicht, meinen Job zu erledigen. Die zahlen mir schließlich nicht einen Haufen Kohle, damit ich unter einem Baum rumsitze. Also.“ Er hob eine Augenbraue. „Bist du dabei?“
Gabe überlegte. Es wäre vernünftiger gewesen, den Streifenwagen sofort zu verlassen. Er hatte nicht das geringste Bedürfnis, sich Johnnys „zukünftige Braut“ anzuschauen. Hin und wieder mal ein nettes Date – und das war’s dann auch. Im Gegensatz zu Johnny war Gabe nicht so wild hinter Frauen her.
Nicht mehr jedenfalls.
Auf der anderen Seite gehörte es zum Spiel, seinem Freund die Sache nicht so einfach zu machen.
„Ist wohl besser“, sagte Gabe trocken. „Wenn sie dich wegen sexueller Belästigung anzeigt, braucht sie einen Zeugen.“
Grinsend lenkte der Deputy den Cruiser unter den Bäumen hervor, hinter denen sie sich versteckt hatten, rumpelte über ein Rasenstück und bog in den Highway ein. Dort gab er Gas und schaltete gleichzeitig die Polizeisirene an.
Nur wenige Augenblicke später hatten sie die Corvette eingeholt. Der Wagen wurde erst langsamer und hielt dann am Straßenrand. Die plärrende Musik brach ab.
Zwei Koffer, die auf dem Rücksitz gestapelt waren, versperrten die Sicht auf die Fahrerin. In der plötzlichen Stille öffnete sich die Tür, ein langes nacktes Bein erschien, und ein blauer High-Heel senkte sich zu Boden.
„Du kannst hier warten“, sagte Johnny, die Hand am Türgriff. „Da muss eindeutig ein Experte ran.“
Gabe schnaubte. „Von wegen. Was für ein Kumpel wäre ich, wenn ich dir nicht Rückendeckung geben würde?“ Er kletterte aus dem Cruiser und warf Johnny über das Dach hinweg einen Blick zu. „Die Frau könnte ja schließlich bewaffnet und gefährlich sein.“
„Yeah, das macht mir auch Sorgen. Vielleicht muss ich sie durchsuchen.“
Nie im Leben! Beinahe hätte Gabe laut gelacht. So gerne Johnny mit Frauen flirtete, so groß war sein Respekt vor ihnen. Davon abgesehen, dass er sein Amt niemals derart missbrauchen würde.
Inzwischen hatte sich die Frau aus dem niedrigen Fahrzeug geschält. Mit dem Rücken an die Fahrertür gelehnt und die Hände in die Hüften gestemmt sah sie ihnen entgegen.
„Heilige Scheiße“, murmelte Gabe. Sie sah aus wie ein Pin-up-Girl aus den Zwanzigerjahren. Weißes Matrosenhemd, Schuhe im Retrostil und dazu knappe Hüfthosen – noch mehr Retro –, die ihre ellenlangen Beine betonten. Zum Teufel, sie trug sogar einen weißen Matrosenhut,
Weitere Kostenlose Bücher