FreeBook Bis das Harz gefriert
doppelläufige Waffe in der Hand, die er jetzt auf uns alle richtete. Der Henker versuchte, Tuffi zu entfernen.
Dumm, dass er dafür die Säge einsetzte und Tuffi schlau genug war, rechtzeitig loszulassen. Mit einem Übelkeit erregenden Geräusch grub sich die Kette der Säge in seinen Schritt.
Das Letzte, was ich sah und hörte, waren die Doppeldetonation des Schrotgewehres, die eine gewaltige Fensterscheibe in diamantartige Krümel verwandelte, die Schmerzensschreie des Weihnachtsbaumkillers und ein Autoschlüssel auf einer Kommode, den ich mir schnappte.
Romina und ich liefen um unser Leben und auf die Hintertür der Garage zu, der Henker humpelte aus dem Haus, immer noch die röhrende Säge in der Hand, und der Schleimer lud gerade nach. Ich riss die Garagentür auf und drückte eine Taste auf der Fernbedienung des Autoschlüssels.
Romina sprang auf den Beifahrersitz, und ich fummelte den Schlüssel ins Schloss. Eine Drehung, und der Motor schnurrte los. Ich trat auf das Gaspedal. Die Garagentür zersplitterte, und wir waren durch. Romina kreischte entsetzt auf: Vor uns war der Henker aus der Gartenzauntür getreten. Er hob die Motorsäge.
Ich hätte ausweichen können, aber ich wollte gar nicht. Der Dicke landete auf der Motorhaube, die Säge drang laut röhrend in die Windschutzscheibe ein, und dann war er weg. Wir fuhren um die Ecke und waren erst mal in Sicherheit.
Romina erzählte mir während der Fahrt, dass am Heiligen Abend auch bei ihr der besoffene Weihnachtsmann was mit ihren Wurzeln gemacht hatte. Weil sie meine Freundin war.
Jetzt mussten wir Marlon retten und fuhren zu Moni und Horst. Ich stellte den Wagen direkt unter dem Balkon ab. Dann klingelte ich an der Eingangstür. Einen Plan für die Rettung von Marlon hatte ich nur ganz grob.
Der erste Teil bestand darin, dass Romina das riesige, transportable Kühlfach der Limousine freigeräumt und mit Mineralwasser gefüllt hatte, so dass Marlon befördert werden konnte.
Die Tür öffnete sich, doch da war ich schon hinter der Hausecke verschwunden. Moni sah sich verwundert um und bemerkte das riesige weiße Auto unter dem Balkon. Als sie hinging, schlüpfte ich durch die Tür und sprintete die Treppe hoch. Die Kinder zerstörten gerade in ihrem Zimmer die Weihnachtsgeschenke, die sie heute bekommen hatten. Ich musste mich beeilen, öffnete leise die Tür zum Badezimmer.
Romina rief von unten, dass alles bereit sei. Ich warf Marlon, ohne lange zu fackeln, durch das Fenster.
Schleimers Auto hatte natürlich ein Schiebedach, unter dem Romina die Kühltruhe plaziert hatte. Mit einem gewaltigen Spritzer schlug Marlon auf.
Schnell sprang ich hinterher, schwang mich wieder auf den Fahrersitz und gab Gas.
»Gibt es hier irgendwo einen See?«, fragte ich Romina.
Die Antwort kam von hinten aus der Kühltruhe: »Schafahar einfasch hier links, mein grüner Freund«, lallte Marlon aus seiner Kiste.
Ich stutzte: »Romina, was hast du da reingetan? Das war doch kein Mineralwasser?«
»Ach, hier gab es kein Wasser, da hab ich die Champagnerflaschen genommen«, grinste sie und zuckte entschuldigend mit den Ästen.
»Oh Schannenbaum, oh Schannenbaum, wie grün …«
»Ruhe, Marlon! Sag mir lieber, wo ich langmuss!«
Langsam ging mir das auf den Zweig. Marlon sprang aus der Kiste, machte einen Salto und rief: »Einfasch geradeaus, mein grüner Freund!«
Wir kamen am See an und parkten an einer Stelle, wo ein Loch für die doofen Enten ins Eis gehauen worden war. Hier würden wir den besoffenen Fisch seiner Bestimmung übergeben.
Ich wuchtete die Kühltruhe mit Marlon heraus.
»Der Weihnachtsmann ischt da …«, trällerte er. Hätte ich mal auf ihn gehört.
Der Henker! Er hatte sich Romina geschnappt und riss jetzt mit einem Zug die Motorsäge an.
Die Kette der Säge näherte sich unerbittlich Rominas wunderschöner Krone … Ich nahm Anlauf, um mich dazwischenzuwerfen, wurde aber von etwas Nassem, Fliegendem überholt, das nach Schampus roch: Marlon, der fliegende Fisch, hatte sich aus seiner Kühltruhe katapultiert und traf den Killer mitten im Gesicht.
Der ließ Romina los und taumelte rückwärts, dann fiel er zusammen mit Marlon und seiner Säge in das Entenloch und rutschte unter die Eisfläche. Romina war bewusstlos, aber unverletzt. Im See erstarb mit einem Blubbern die Kettensäge, und dann wurde es still.
»Romina, wach auf, es ist vorbei!«
Sie seufzte: »Ist er wirklich weg?«
»Ja, da kommt er nicht mehr raus. Es ist vorbei.« Ich
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