FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
man sich in einer fixen Idee verbissen hat, ist es schwer, klar zu sehen. Die Kinder wollten dir durch das Beiseitetreten zeigen, dass sie dich gehen lassen, obwohl sie nicht wussten, warum du so aufgebracht warst. Ein Blick in dein gehetztes Gesicht reichte, um zu sehen, dass sie keine Fragen zu stellen brauchten. Nach deiner Flucht verließ kein Kind mehr ohne Grund sein Zuhause, weil sie so emsig nach dir, Luca und Henry suchten. Nur kurze Botengänge zu unseren Schlössern unterbrachen ihre Nachforschungen. Dein treuer Kobold saß die ganze Zeit starr auf dem Granitfelsen vor dem Gefängnis. Ihm war seine Verzweiflung anzumerken, dass er dir nicht zu Hilfe eilen konnte, aber seine Kräfte waren wie in Fesseln gelegt. Wir Magier waren einem Freudentaumel nahe, als wir von Erlas erfuhren, dass ihr das Schloss des Horros heil verlassen habt. Seitdem warteten wir hier zusammen mit den Kindern auf euer Eintreffen. Jetzt aber setzt euch an euren Platz. Wir wollen feiern, dass ihr gesund zurückgekehrt seid!«
Das laute Jubeln der Zuhörer unterstützte seine Bitte und die Drei machten sich auf, um ihren Mitbewohnern die ganze Geschichte zu erzählen. Die Servierwägen rollten durch die langen Tischreihen und zauberten für jedes Kind ein leckeres Überraschungsmahl auf den Teller. Während sich Henry und Luca laut lachend auf ihren Plätzen niederließen, zögerte Leandra und blieb stehen. Dann ging sie erneut auf Terratus zu, der noch an derselben Stelle stand. Es schien, dass er auf ihre Rückkehr gewartet hatte. Sie drückte ihm wortlos das gläserne Prisma in die Hand.
Dann sah sie ihm tief in die Augen und murmelte: »Ich verstehe nicht, warum der Terron in dem Glasstein verschwunden ist, als Luca und Henry auftauchten Er hätte uns alle Drei spielend besiegen können! Wieso kommt er jetzt nicht mehr heraus?«
Fast verkrampft umschlangen die Finger des Magiers das Prisma.
Er nickte und sprach leise: »Ich denke auch, dass das Böse in meinen Händen sicherer ist als bei dir. Wahrscheinlich war der Terron noch nicht stark genug, mit seiner ganzen Kraft zu kämpfen. Die Zeit wird kommen, Leandra, in der du verstehst. Noch ist es nicht soweit. Du wirst es selbst erkennen.«
Doch mit dieser Antwort wollte sich das Mädchen nicht zufrieden geben.
»Was hinderte mich daran, das Prisma an Ort und Stelle zu zerstören? Es ist doch sträflich, dieses Biest am Leben zu lassen, zumal es mich töten wollte!«, rief das Kind empört. Leandra schwirrten noch so viele Fragen im Kopf herum. »Wer hat diesem Monster zur Gestalt von Jenny verholfen und es aus dem Gefängnis befreit?«, wollte sie den Magier fragen, während sie tief Luft holte.
Terratus jedoch unterbrach sie, noch bevor sie den Mund öffnen konnte, und sprach streng: »Vertraue mir! Stell jetzt bitte keine Fragen mehr und geselle dich zu deinen Freunden!«
Terratus schob Leandra mit einem leichten Stoß in die Richtung ihrer Mitbewohner, die ihr zuwinkten und baten, sich endlich zu ihnen zu setzen. Dem Gehorsam gegenüber dem Magier verpflichtet, trottete sie an ihren Tisch und wurde dort von ihren Freunden herzlich umarmt.
Zum Schluss
Leandra, Luca und Henry saßen auf der Bank vor ihrem Haus und hielten die Gesichter in die warmen Strahlen einer Sonnenblume, die über Nacht auf dem saftigen Rasen gewachsen war. Sie hatten ihre Augen geschlossen und streckten faul alle Viere von sich.
»Habt ihr gehört, dass Gregor Mikowsky und seine Bande vor Terratus zitiert wurden? Das Haus der hörenden Ohren hat herausgefunden, dass Jenny diesem Kerl als Erste von der Lüge mit dem Peppep-Fieber erzählt hatte. Durch ihn verbreitete sich dieses Gerücht dann in Windeseile«, sagte Henry.
Leandra öffnete die Augen, streckte sich gähnend und antwortete: »Mich wundert es nicht, dass Jenny ihn ausgewählt hat, denn Gregor hasst mich bis aufs Blut!«
»Terratus hat ihm angedroht, ihn nie mehr nach Mikosma einreisen zu lassen, wenn er dir noch einmal zu nahe kommt«, freute sich Luca schelmisch.
»Na, dann freue ich mich auf zu Hause. In der Schule gibt es keinen Terratus, der auf mich aufpasst«, merkte Leandra an.
»Und dort gibt es keine Freunde wie uns«, lachte Luca und versetzte Leandra einen leichten Hieb zwischen die Rippen. Leandra wusste, dass ihre Zeit auf Mikosma bald zu Ende gehen würde. Sie musste wieder zu ihren Eltern zurück. Mit dem Wissen, bald wieder nach Mikosma zurückzukehren, schloss sie beruhigt die Augen und spürte die schützenden
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