FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
ungewöhnlichen Spiel ist also weniger der Widerstand des Mädchens, sondern die Tatsache, daß der „Sexklau“ sich quasi vor der Nase der Eltern abspielt. Man bedenke, die Häuser auf Mangaia bestehen nur aus einem Zimmer. Die Gefahr, daß die Eltern schon beim ersten Verführungsversuch aufwachen, ist groß. Noch größer ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, daß sie während des eigentlichen Koitus aufwachen.
Wichtiger sogar als der Trainingseffekt, ist natürlich das Prestige, das ein Junge damit vor seinen Kameraden erwirbt. Es ist nicht anders als bei uns. Möglichst viele Mädchen vor der Nase ihrer eigenen Eltern verführt zu haben, trägt zu einer enormen Prestigesteigerung bei. Dabei setzen die Mangaien die Kunst des Verführens der Kunst des Klauens gleich. Eben darum auch der etwas verwirrende Name für diesen Brauch, „Sexklau“. Auch der Status des Vaters der Verführten ist bedeutend. Die Tochter des Schamanen herumzukriegen, zählt nämlich fünfmal so viel wie das Betören einer gemeinen Fischerstochter.
Eigentlich grenzt es fast an ein Wunder, daß der „Sexklau“ so selten auffliegt. Doch bald schon finde ich die Erklärung dafür. Die Eltern sind nicht ganz so ahnungslos, wie ihre Kinder glauben und wissen genau, was abgeht. In Erinnerung an die eigene Jugend greifen sie aber nur selten ein. Im Gegenteil, sie sehen es als ein durchaus gutes Omen, wenn ihre Tochter nachts unmißverständliche Laute der Wollust von sich gibt. Das zählt als ein Zeichen dafür, daß sich eine dauerhafte und glückliche Bindung zwischen den jungen Leuten entwickelt. Nur bei extremen Statusunterschieden zwischen den jungen Liebenden und beim Verstoß gegen das Inzesttabu wird eingeschritten.
Ein weiterer Grund der elterlichen Intervention ist ein zu reger Freierverschleiß ihrer Tochter. Schließlich handelt es sich immer noch um „Sexklau“. Und wer möchte sich schon alles vor der Nase wegschnappen lassen. Denn genauso wie er für den Jungen und seine Familie eine Prestigesteigerung bedeutet, ist er für die Familie des Mädchens mit einem Prestigeverlust verbunden, der nur durch ein entsprechendes Handeln des eigenen Sohnes wettgemacht werden kann.
Jugendliche Mangaien genießen ein hohes Maß an Freizügigkeit. Obwohl körperlich dazu in der Lage, haben sie kaum Anteil an unangenehmen Pflichtaufgaben. Bis zu ihrer Hochzeit führen sie nur kaum produktive Arbeiten durch. Für ihre Sinneslust jedoch dürfen sie sich sogar in sogenannten Jugendhäusern zusammenfinden. Einzige Bedingung dabei ist, daß sie die Bauarbeiten dazu selber durchführen müssen. Diese Kommunen sind Aufenthalts- und Schlafraum aller geschlechtsreifen Jugendlichen, vor der Ehe. Meistens rottet sich ein Grüppchen von etwa sechs Freunden zusammen, das bald eine Schar etwa gleichaltriger Freundinnen um sich versammeln. Dabei gibt es durchaus gewisse Regeln. Das heißt: dauerhafte Beziehungen keimen auf, etwa im Sinne von unserem „Miteinandergehen“. Eine Pflicht zum Anschluß an ein Jugendhaus besteht nicht. Die meisten der hier Verkehrenden kommen und gehen, wann es ihnen paßt, beziehungsweise dann, wenn die Libido danach verlangt. Jugendhäuser sind der ideale Ort, um Liebesbeziehungen zu starten, sie auszutragen und sie nach erfolgter Befriedigung wieder zu beenden. In Gemeinschaft mit anderen läßt sich auch Liebeskummer schneller vergessen und auch schneller Ersatz beschaffen.
Daß die Jugendhäuser in erster Linie richtige Eros-Center für die Kids sind, mit kaum einer anderen Funktion, dafür spricht, daß man hier für gewöhnlich nicht einmal ißt. Zum Essen begeben sich die meisten nach Hause.
Den Missionaren, die endlich die Zivilisation in die Südsee bringen wollten, waren die Jugendhäuser natürlich ein Dorn im Auge. In ihrem sexfeindlichen Eifer schafften sie diese segensreiche Einrichtung ab. Die Rede war von Lasterhöhlen, Unzucht und Gotteslästerung, der unbedingt ein Riegel vorgeschoben werden mußte. Schließlich ging es ja um die Erlösung der unreinen Seelen der Wilden und um das ewige Leben im Paradies. Also wurden die Jugendhäuser verboten, abgerissen und an ihrer Statt Sonntagsschulen gebaut. Welch ein trostloser Ersatz für die spielerische Beschäftigung mit Sex. Erst durch Beiträge von Leuten mit Weitsicht erfahren die Jugendhäuser neuerdings wieder eine Renaissance.
Man erkannte nämlich den Wert der Jugendhäuser als Ehevermittlungsinstitut. Kostenlos, sozial verträglich und ohne den
Weitere Kostenlose Bücher