Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
beschleicht einen das schale Gefühl, dass nebenan die Post abgeht und bei einem selbst das Popcorn das Heißeste während dieses Films bleiben wird. So in etwa sind Pärchenhotels. Händchen haltende Middleager, wohin man sieht. Tief ins Gespräch und in die Augen des anderen versunken, sich gegenseitig mit Dessert fütternd oder kichernd und giggelnd im Whirlpool – ziemlich verkrampft und inszeniert. Guckt alle her, wir haben noch Spaß miteinander! Und dabei wirkt die vom Hotel angebotene Romantik so keimfrei und keusch, denn es gibt ausgewiesene »Kuschelinseln« am Pool, weinblätterumflorte Sitzecken, Partnermassage im Hamam, aber der Nacktbadebereich ist dann so groß wie ein Kaninchenstall und streng abgeschirmt vom Rest der Gäste. Pärchenhotels sind eine für mich unbefriedigende Zwitterform: nicht richtig sexy und nicht entspannt. Wieso gibt es zum Beispiel kein Massageöl bei den Kosmetik-Goodies auf den Zimmern oder Gleitgelproben oder ein Toy auf dem Kopfkissen statt der unvermeidlichen Gummibärchen? Wieso wird im Wellnessbereich nicht neben Ayurveda und Shiatsu auch Tantra angeboten? Wieso überlässt man es nicht einfach den Gästen, ob sie mit oder ohne Textil ins Wasser gehen? Wieso hängen an den Wänden Landschaftsaquarelle und keine erotischen Fotografien? Wieso gibt es weder sexy Bücher noch eine vernünftige Auswahl an Pornofilmen? Ich glaube, ich muss einfach einen Gang hochschalten und die nächste Reise in ein erotisches »Hideaway« buchen, in eine explizite S/M -Wohnung vielleicht oder eines dieser Swinger-Hotels, in denen es statt Disco einen Darkroom gibt.
Oder ich schnappe mir einfach einen scharfen Mann oder eine heiße Freundin und checke in irgendeinem schönen, luxuriösen Hotel ein, das nicht groß mit »Romantik« wirbt. Denn letztendlich macht man sich die immer noch selbst.
Mehr Kunst. Mehr Hirn. Mehr Sex
Man kann nicht immer nur ficken. Manchmal braucht man mehr fürs Herz oder fürs Hirn. Im ersten Fall hilft der Partner, die beste Freundin oder das Haustier und im zweiten der Kulturbetrieb. Bildende Kunst finde ich wunderbar, auch Kino, Oper, Bücher oder Fernsehen, und Berlin ist ja Göttin sei Dank eine Stadt, in der man sich fast rund um die Uhr amüsieren kann – was gut ist, wenn man einen Job mit relativ freier Zeiteinteilung hat und einem die Provinzkultur vorkommt wie der Bällepool im IKEA -Kinderparadies.
Problematisch wird das Angebot dann, wenn mich ab und zu das Verlangen packt, meine Leidenschaften zu vermischen und ich mich auf die Suche nach erotischer Kultur oder Unterhaltung begebe. Denn es sieht doch so aus: Entweder ist ein Roman, ein Film, ein Gemälde oder ein Foto geil – oder es ist künstlerisch gut. Beides geht irgendwie nicht zusammen. Sobald es zu ambitioniert wird, schaltet sich das Oberlehrer-Hirnareal an und reflektiert vor sich hin, und dann ist nicht genug Blut übrig für die Muschi einige Etagen tiefer. Das Hirn ist eben nur dann das größte Lustorgan des Menschen, wenn es ans Vögeln denkt. Ein Gehirn, das über Zwölftonmusik brütet, läuft vielleicht heiß, den dazugehörigen Körper lässt das aber kalt.
Selbst bei einem von mir so geschätzten Künstler wie zum Beispiel Jan Saudek, der sich explizit für sexuelle Themen interessiert und die auch sehr drastisch verarbeitet, gehen Kunstgenuss und Lust nicht zusammen. Künstlerisch finde ich ihn großartig, bewegend und sogar erregend. Bloß masturbieren könnte ich vor seinen Werken nicht.
Das Erotikmuseum in Hamburg hängt voller toller Bilder: nackte Maiden auf Kanapees, Paare in Lack und Leder, Fotos vom letzten Sodomie-Selbstversuch, manches ist richtig gut. Aber feucht wurde ich erst, als mein Date, eine befreundete Kunsthistorikerin, die mir eine Privatführung versprochen hatte, sich eng hinter mich stellte und mir vorschlug, gemeinsam auf der Besuchertoilette zu verschwinden, um ein bisschen zu fingern.
Ganz schlimm finde ich erotisches Kunsthandwerk. Wie viele Vagina-Abdrücke in Gips, Fimo oder Schokolade muss ich noch sehen? Muss wirklich jeder, der einen Pinsel oder ein Airbrushgerät besitzt, Bodypainting betreiben und Blütenkelche auf Brüste sprühen? Bilder, die auf Motorhauben von Trucks knackig aussehen, wirken auf Gertruds Hüftgold eher teigig. Nichts gegen die VHS , aber die Kunstkurse sind doch was für Menschen, die zu Hause niemanden zum Schnorcheln haben.
Dann lieber ins Kino. Ein Film wie Shortbus (den verschenke ich dauernd an Freundinnen und
Weitere Kostenlose Bücher