Funkelnd
zuzuschlagen. Aber ich habe es nicht getan. Und ich habe auch keine Erklärung dafür. Als er mich auf seinem Motorrad nach Hause gebracht, mir einen Kuss auf die Stirn und von einer "Entschädigung" für meinen versäumten Arbeitstag gesprochen hat, bin ich nicht einmal explodiert. Ich glaube, ich habe sogar gelacht:
"Jetzt ist es klar. Es besteht kein Zweifel mehr daran, welche Rolle ich in deinem Leben spiele. Du entführst mich, machst mit mir, was du willst, setzt mich wieder ab und bezahlst mich. Klassisch."
"Amandine, fang bitte nicht wieder damit an. Wir hatten doch eine schöne Zeit, oder etwa nicht?"
"Scheinbar war es das für dich. Du weißt, dass ich niemals etwas von dir verlangt habe. Niemals habe ich dich wie eine schüchterne Geliebte bedrängt. Ich habe genommen, was du mir gegeben hast, ohne etwas zu verlangen und ohne mehr zu wollen."
"Ich kann dir nichts bieten. Nur mich selbst … Manchmal."
"Behalte deine Millionen. Ein wenig Respekt würde mir schon genügen."
"Wütend bist du noch viel schöner. Und du warst göttlich heute. Ich habe mein Versprechen nicht vergessen, weißt du …"
Lächelnd kommt er auf mich zu und ich spüre, dass von meinem Hochmut (der mich selbst erstaunt!) bald nichts mehr übrig sein wird, worauf ich beschließe, nach Hause zu gehen.
"Ich gehe jetzt. Beim nächsten Mal werden wir ja sehen …"
"Morgen! Morgen Abend. Wir treffen uns um 19 Uhr bei dieser Adresse. Es handelt sich um einen Privatverkauf. Ich möchte, dass du Abendkleider für die Gala anprobierst, auf die du mich begleiten wirst."
Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrt gemacht, doch ich gehe zu ihm und nehme die Einladung entgegen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich weiß nicht, ob es an den Prinzessinnenkleidern liegt, an der Vorstellung, ihn zu einer Gala zu begleiten oder einfach an seinem Vorschlag, mit mir shoppen zu gehen. Wir beide, zusammen, an einem öffentlichen Ort, senkrecht und bekleidet. Wie ein ganz normales Pärchen. Das wir absolut nicht sind. Aber es wird mir gefallen, während des Abends so zu tun, als ob …
Um 19 Uhr 15 komme ich in der Avenue Marceau an und stehe vor einer Boutique eines großen französischen Modehauses. Schon der Anblick der fünf vergoldeten Buchstaben macht mich völlig verrückt. Zum fünften Mal vergleiche ich die Adresse mit jener auf der Einladung. Ich hatte mir gesagt, dass eine Viertelstunde Verspätung „gut täte“, um bei dem Gedanken an die Kleider, die ich mir nie leisten könnte, nicht den Anschein eines hysterischen Groupies zu machen. Außerdem hätte Gabriel so genügend Zeit, vor mir anzukommen. Beides ist jedoch nicht der Fall. Er ist nicht hier und ich stehe vor diesem großen, reinweißen Gebäude, unfähig, meinen Blick vom Schaufenster abzuwenden. Zwei eiskalte Hände halten mir die Augen zu, ich drehe mich um und muss mich zurückhalten, um ihm nicht vor Glück gleich um den Hals zu fallen. Er mustert mich von Kopf bis Fuß und sein zufriedenes Augenzwinkern sagt mir, dass ich mich nicht geirrt habe. Zum Glück, denn ich habe drei Stunden damit verbracht, am Vorabend meinen Kleiderschrank zu durchwühlen, um mir letzten Endes ein naturfarbenes Strickkleid mit einem zarten, braunen Ledergürtel und meinen hochhackigen Stiefeletten auszusuchen. Ganz selbstverständlich geht er an mir vorbei und öffnet mir die Tür zur Boutique.
Die atemberaubende Deckenhöhe, die glitzernden Lichter, die von dem weiß lackierten Boden, in dem ich mein Spiegelbild sehen kann, reflektiert werden, und die zeitgenössische Dekoration in unterschiedlichen Grautönen stehen in Kontrast mit dem Stuck an den Wänden. Noch nie zuvor habe ich so viel Luxus gesehen. Ich versuche, selbstsicher und aufrecht zu gehen und erinnere mich an die Worte meiner Mutter ("Es ist alles eine Frage der Kopfhaltung, Amandine!"), während wir durch eine Reihe von Sälen gehen, von denen einer imposanter ist als der andere. Schließlich betreten wir das riesengroße Zimmer, das der Kollektion eines berühmten Couturiers, den ich von Fotos aus Modezeitschriften kenne, gewidmet ist. Ich kann mich nur schwer zurückhalten, keine Freudenschreie auszustoßen. Wenn Marion hier wäre (und uns niemand zusehen würde), würden wir vor Freude wie zwei Wahnsinnige umherspringen. An den Wänden hängt ein Dutzend prächtiger Kleider auf silberglänzenden Kleiderständern, die luxuriöser als alles sind, was ich bisher gesehen habe.
Gabriel beginnt mir zu schmeicheln.
"Ich
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