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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Prolog
    D as Echo der beiden Männerstimmen, das durch die unterirdischen Gänge hallte, klang einerseits verzerrt, erweckte aber andererseits den Eindruck einer geschäftlichen Besprechung. Was auch zutraf. In gewisser Weise.
    Ein Mörder erhielt Anweisungen von seinem Auftraggeber. Der, so fand der Mörder, die Dinge unnötig verkomplizierte, wie das bei seinen Auftraggebern öfter der Fall war.
    Es war immer dasselbe. Da sie sich nicht zu erkennen geben wollten, tauchten sie derart maskiert oder verhüllt auf, dass ihre Anweisungen kaum zu verstehen waren. Da sie nicht mit dir gesehen werden wollten, fand das Treffen irgendwo draußen in einer gottverlassenen Gegend oder in einem stinkenden Keller wie diesem statt. Und sie waren nervös, weil sie Angst hatten, du würdest sie nach der Übergabe der Anzahlung niederstechen und das Weite suchen.
    Wenn sie doch nur begreifen würden, dass ehrenwerte Mörder, wie er einer war, zuverlässig sein
mussten.
Seine berufliche Reputation hing davon ab. Es hatte seine Zeit gedauert, aber nun sprach es sich mehr und mehr herum, dass »Sicarius« – ein lateinisches Pseudonym, das er sich selbst gegeben hatte – ausgezeichnete Dienste leistete. Ob man es nun mit »Mörder« oder mit »Dolch« übersetzte, der Name war gleichbedeutend mit der sauberen Beseitigung von politischen Gegnern, Ehefrauen, Gläubigern et cetera, wobei seine Auftraggeber stets über jeden Verdacht erhaben blieben.
    Zufriedene Kunden empfahlen ihn an andere in ähnlich prekärer Lage weiter, wenngleich meist in vermeintlich scherzhafter Form: »Du könntest diesen Burschen gebrauchen, den man Sicarius nennt«, sagten sie beispielsweise. »Er soll für Schwierigkeiten, wie du sie im Moment hast, genau der Richtige sein.«
    Und falls ihr Gegenüber dann nachfragte: »Ich weiß es natürlich nicht mit Sicherheit, aber ich habe gehört, er soll in einem Wirtshaus in Southwark zu finden sein, The Bear, glaube ich.« Oder im Fillola’s in Rom. Oder im La Boule in Paris. Oder wo auch immer er gerade seine Dienste anbot.
    Diesen Monat war es Oxford. In einem Keller, der durch einen langen Tunnel mit dem Gewölbe eines Gasthofs verbunden war. Ein Diener mit Maske und Kapuze – so was von unnötig – hatte ihn hergeführt und dann auf einen roten Samtvorhang gedeutet, der vor einer Ecke gespannt worden war, damit der Kunde sich dahinter verbergen konnte. Der Vorhang hob sich auffällig von den schimmeligen Wänden und dem feuchten Dreck auf dem Boden ab.
Verdammt,
die Stiefel waren bestimmt hin.
    »Und der … Auftrag wird Euch keine Schwierigkeiten bereiten?«, fragte der Vorhang. Die Stimme dahinter hatte äußerst präzise Anweisungen gegeben.
    »Die Begleitumstände sind ungewöhnlich, Mylord«, sagte der Mörder. Er sprach sie immer mit »Mylord« an. »Normalerweise hinterlasse ich ungern Beweise, aber wenn das Euer Wunsch ist …«
    »Allerdings, aber ich meinte Euer Gewissen«, sagte der Vorhang. »Fürchtet Ihr nicht die Verdammnis Eurer Seele?«
    Aha, jetzt waren sie also wieder an dem Punkt angekommen, wo die Kunden sich moralisch über ihn stellten. Er war der gemeine Verbrecher von niedriger Geburt, der das Messer schwang, sie dagegen die reichen Verbrecher, die nur den Auftrag erteilten.
    Er hätte antworten können: »Es ist ein Broterwerb, und noch dazu ein guter, Verdammnis hin oder her, jedenfalls besser, als zu verhungern.« Er hätte antworten können: »Ich habe kein Gewissen, ich setze Maßstäbe, denen ich gerecht werde.« Er hätte sogar antworten können: »Und was ist mit der Verdammnis
Eurer
Seele?«
    Aber sie bezahlten für ihren Überlegenheitswahn, also hielt er sich zurück. Stattdessen sagte er heiter: »Von hoher oder niedriger Geburt, Mylord. Päpste, Bauern, Könige, Knappen, Ladys, Kinder, ich beseitige sie alle – und stets zum selben Preis: fünfundsiebzig Mark in Gold als Anzahlung und hundert nach getaner Arbeit.« Der immer gleiche Tarif war Teil seines Erfolgs.
    »Kinder?«
Der Vorhang war schockiert.
    Oje.
Selbstverständlich
Kinder. Kinder erbten. Kinder standen dem Stiefvater im Weg, der Tante, dem Bruder, dem Cousin, jedem, dem das Vermögen zufallen würde, sobald der kleine Fratz aus dem Weg geräumt war. Kinder waren seine beständigste Einkommensquelle. Und schwieriger zu beseitigen, als man glauben mochte …
    Er sagte lediglich: »Vielleicht könntet Ihr noch einmal die Anweisungen wiederholen, Mylord.«
    Den Kunden zum Reden bringen. Herausfinden,

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