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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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sie bloß nicht zu Gesicht kriegen. Außer wenn ich in eins ihrer Restaurants gehe – dann will ich einen von ihnen sehen, aber sofort. Verstehen Sie, was ich meine?
    (Gelächter.)
    Oder bin ich die Einzige, die so denkt? Die sehen alle so komisch aus und sind blöd und uncool und machen verrückte Sachen, und dann sind sie auch so gewalttätig. Wie die einen ansehen, nur weil man mit dem Finger auf sie zeigt und sie auslacht. Und die Kinder von denen, die sind wirklich hässlich, finden Sie nicht auch? Kinder, um die sich keiner kümmert, und wenn sie dann größerwerden, brechen sie in Ihre Wohnung ein und stehlen Ihr Smartphone. Verstehen Sie, was ich meine? »Was haben Ausländer und Spermien gemeinsam? Millionen kommen rein, aber nur einer von ihnen tut was.«
    (Schallendes Gelächter. Ein paar Männer grölen, ein paar Frauen kreischen.)
    Also. Ich heiße Azime. Einfach nur Azime. Ein Wort. Wie Madonna. Adele. Herpes – ein Wort sagt alles. Und ich weiß, was Sie jetzt denken: ›Was macht ein nettes… ein nettes, womöglich gutaussehendes… ein nettes, womöglich gutaussehendes Muslimmädchen… mit ein wenig traurigen Augen… – was macht die hier, steht vor uns Ungläubigen, Menschen ohne Moral, wo sie doch auch zu Hause bleiben und ein schweigendes Opfer häuslicher Gewalt sein könnte?‹
    Also, ich habe eine Mission. Ich will Vorurteile bekämpfen.
    (Deutet auf einen Mann in der ersten Reihe.)
    Schauen Sie sich diesen Kerl in der ersten Reihe an, verrenkt sich den Hals, um zu sehen, ob ich einen Rucksack habe. Deshalb habe ich eine Mission, Leute. Ich will euch bigotten Typen helfen, alles zu vergessen, was ihr über weibliche türkisch-kurdische Comedians zu wissen glaubt. Das habe ich mir vorgenommen. Den Leuten die Augen und die Herzen und die Taschen zu öffnen. Das ist mein Kreuzzug. Ich will euch zeigen, dass sogar Fatwa und Terrorismus und religiöser Extremismus ihre lustigen Seiten haben.

1
    Nach ihrem Tod sprach man wochenlang in jedem türkischen Restaurant über sie, an der Bushaltestelle, in den Waschsalons, Wettbüros und verrauchten Cafés von Green Lanes, aber keiner wollte sie gekannt haben, keiner fragte nach den Einzelheiten. »Die Täter müssen sie schwer misshandelt haben. Nicht alle Verletzungen ließen sich durch den Sturz erklären, als man sie tot vor einem sechzehnstöckigen Hochhaus fand.« Die großen Zeitungen griffen den Fall auf, nannten sie »ein allseits beliebtes Mädchen, eine gehorsame Tochter und fromme Muslimin«, und bei so viel Anteilnahme hätte man gedacht, dass es rasch Antworten auf alle offenen Fragen geben würde: Wer hatte das Mädchen umgebracht, wer hatte sie vom Balkon im achten Stock gestoßen, wenn sie tatsächlich gestoßen worden war? Und warum war sie umgebracht worden, wenn sie denn umgebracht worden war?
    Der Islamische Rat Großbritanniens wollte sich nicht äußern und erklärte lediglich, es sei »Aufgabe der Polizei«; allerdings werde man die Angelegenheit aufmerksam verfolgen. Amnesty International, zu einer Stellungnahme gedrängt, schrieb, entscheidend sei, dass diese »grausame Bluttat« nicht ungesühnt bleibe.
    Aber was das kleine Grüppchen ihrer Freunde am meisten quälte, war, dass niemand, kein Einziger – nicht ihre Familie, nicht die Polizei, nicht die Behörden, die wegen laufender Ermittlungen ihr Begräbnis sechs Wochen lang hinausgezögert hatten, oder die Honoratioren der geschäftigen türkisch-kurdischen Gemeinde –, dass niemand etwas unternommen hatte, um die Sache aufzuklären und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. »Wieder ein Todesfall mit ethnischem Hintergrund« war das Fazit der Zeitungen, und mit diesem Schlusswort senkte sich der unvermeidliche Staub des Vergessens auf die Angelegenheit.
    »Mörder!«
    Als er diesen Schrei über die gebeugten Häupter der Trauernden schallen hörte, fuhr der Vater des toten Mädchens, an den er gerichtet war, herum und suchte mit weit aufgerissenen Augen nach dem Ankläger. »Wer hat das gerufen? Wer hat das gerufen?«
    Er riss sich vom Grab seiner Tochter los, wo er sich mehrfach verneigt und leise Klagelaute ausgestoßen hatte, bahnte sich einen Weg durch die dichtgedrängten Angehörigen, Freunde und anderen Trauergäste, bis er ganz hinten auf ein paar Fremde stieß. »Wer war das? Sagt mir, wer das war! Wer hat das gerufen? Sie war meine Tochter !«
    Die Anklage war aus dieser kleinen Gruppe gekommen, den Schulfreunden des toten Mädchens, und keiner von

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