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Fußfall

Fußfall

Titel: Fußfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
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gesagt.« Melissa setzte sich neben sie. Nach einem Augenblick nahm Jeri sie in den Arm und sie hielten einander weinend umschlungen.
    »Wir müssen weg«, sagte Melissa.
    »Und wohin?«
    »Nach Dighton in Kansas«, ertönte Harrys Stimme hinter ihrem Rücken, »und zwar sofort. Wir müssen über den Fluß, und es gibt mindestens bis Dodge City keine einzige Brücke. Also müssen wir flußaufwärts bis zum Ende des Staubeckens fahren – ein Umweg von etwa dreihundert Kilometern. Wir müssen jetzt sofort los.«
    Jeri schüttelte den Kopf. »Was soll ich in Kansas? Ich kenne dort niemanden.«
    »Ich auch nicht, außer Mrs. Dawson«, teilte ihr Harry ungerührt mit. Es war leicht zu erraten, was er dachte. Er hatte keine Frau …
    »Harry, du kannst uns doch gar nicht brauchen auf deiner Maschine.«
    »Stimmt«, sagte er, »aber was hat das damit zu tun?«
    Melissa stand auf und zog an ihrer Hand. »Komm, Mutti, hier wollen wir nicht bleiben.«
    Ich könnte Bekannte von David suchen und sehen, wo er seine letzten Monate verbracht hat.
    Das ist morbid, wahrscheinlich triffst du am ehesten sein neues Schätzchen. War sie vielleicht sogar bei ihm? Hat die Erde deinetwegen gebebt, Liebling? »Also los, Harry! Ich dachte, du hättest kein Benzin mehr.«
    »Er hat mit seinem Brief dem Polizisten eine Tankfüllung abgeschwatzt«, erklärte Melissa.
    »Damit müßten wir es schaffen«, sagte Harry. Er führte sie um die Ecke. Sein Motorrad sah nicht mehr besonders gut aus und wirkte schon überladen, wenn niemand darauf saß.
    »Auch zu dritt?«
    »Ich denke schon.« Harry schwang sich mühsam in den Sattel . Er sah jetzt etwas erholter aus, sein Gesicht war nicht mehr so rot und sein Rücken nicht mehr so krumm wie zuvor. »Möchtest du vorher noch irgendwohin?« fragte er.
    Jeri schüttelte den Kopf und nahm Melissas Hand. »Sie … haben über hundert in einem Massengrab beigesetzt. Das will ich nicht sehen.«
    »Ich auch nicht, Mutti.« Melissa setzte sich vor Harry auf den Tank.
    Die jungen Leute sind so verdammt – robust. Aber das muß wohl so sein. Vor allem jetzt. Jeri verstaute den Schuhkarton in der Satteltasche und stieg hinter Harry auf den Soziussitz. »Ich bin soweit.«
    Als sie aus der Stadt fuhren, sah sie sich nicht um.
15 Die Weizenfelder
    Wenn endlich selbst Liebende Frieden finden
    und die Erde nichts ist als ein Stern,
    der einstens schien.
    J AMES E LROY F LECKER
    Vorrede zu
    Die goldene Reise nach Samarkand
Zeit: 60 Stunden nach der Stunde Null
    Sie hatten die letzten Vorberge hinter sich und fuhren durch die sanft geschwungene Weidelandschaft von Kansas, einem Land, dessen schnurgerade Straßen kleine Landstädtchen verbanden. Weizen- und Maisfelder gaben der Landschaft ihr eintöniges Gepräge. Kaum hielten sie einmal an, trieben der heiße Wind und die grelle Sonne sie zum Weiterfahren.
    Eine Unterhaltung war bei dem Lärm, den das Motorrad machte, unmöglich. Harry unterdrückte den Schmerz in seinem Rücken und versuchte, nicht an die Krämpfe in seinen Beinen zu denken. Phantasievorstellungen halfen ihm dabei.
    Jeri ist eine hübsche junge Frau, und sie ist ganz allein. Hat keine Ahnung, was sie in Kansas will. Vielleicht gab es nicht genug Zimmer, und sie mußten sich eins teilen, im selben Bett schlafen. In der ersten Nacht würde er sie einfach nur halten, und dann …
    Insgeheim wußte er es besser, aber diese Vorstellungen waren immerhin angenehmer als die Rückenschmerzen.
    Bis Dighton waren es noch gut sechzig Kilometer. Der Motor stotterte, und Harry schaltete auf Reserve. Sie würden es gerade schaffen, mit vielleicht noch Kraftstoff für fünfzehn Kilometer im Tank. Das muß und wird reichen, dachte Harry.
    Sechs Kilometer vor Logan, einem völlig unbedeutenden Kleinstädtchen, blitzte es links vor ihnen hell auf. »Mist, verdammter !« schrie Harry und bremste so scharf ab, daß die Maschine mit quietschenden Reifen zum Halten kam. »Runter, runter und flachlegen!«
    Jeri und Melissa warfen sich in den Straßengraben. Harry ließ die Maschine zu Boden gleiten. Er hatte unbewußt die Sekunden mitgezählt. Es dauerte nahezu eine Minute, bis der Donner über sie hinwegrollte. Die Druckwelle blieb aus.
    »Fünfzehn bis zwanzig Kilometer von hier«, sagte Harry.
    »Beim erstenmal waren wir näher«, sagte Melissa. Sie versuchte tapfer und gelassen dreinzusehen, aber es fiel ihr schwer zu vergessen, daß sie mit ihren zehn Jahren ihr ganzes Leben lang beschützt und behütet worden

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