Wer ist die Coolste im ganzen Land
Wieder vereint
H alley Brandon hatte das Schlimmste auf Erden überlebt: zwei ganze Monate von ihrer aller-aller-besten Freundin getrennt zu sein. Aber jetzt war sie endlich wieder zu Hause.
Kaum hatte ihre Mutter das champagnerfarbene Mercedes-CLK-Cabrio zum Stehen gebracht, riss Halley auch schon die Autotür auf und raste durch das mit ultramodernen Designermöbeln eingerichtete Wohnzimmer ihrer Familie in den Garten hinaus, der direkt an das Grundstück der Familie Greene grenzte.
Sie schlüpfte durch die schmiedeeiserne Pforte und schlich sich auf Zehenspitzen am riesigen Infinity-Pool der Greenes entlang, dessen Beckenrand so raffiniert abgesenkt war, dass der Eindruck entstand, das in der südkalifornischen Sonne wie ein geschliffener Aquamarin funkelnde Wasser würde mit dem Horizont verschmelzen. Avalon saß an ihrem Lieblingsplatz neben dem mit bunten Mosaiksteinchen ausgelegten Tisch - das Gesicht hinter einem Vorhang langer, glatter blonder Haare verborgen. In den vergangenen Jahren hatte Halley jeden Juni, Juli und August genau hier verbracht, Pfirsich-Eistee von Snapple geschlürft und Avalon zu Wettschwimmen herausgefordert. Aber in diesem Frühjahr hatte sie sich für einen Workshop für Nachwuchskünstler an der Universität Berkley beworben und war tatsächlich angenommen worden
- diese Chance hatte sie einfach wahrnehmen müssen . Avalon verstand anfangs nicht, wie viel Halley der Platz in diesem Workshop bedeutete, und hatte versucht, ihr die ganze Sache wieder auszureden. Aber irgendwann hatte sie es eingesehen und sich unglaublich für ihre Freundin gefreut.
Halley ließ sich geräuschlos in ihren Lieblingsliegestuhl sinken und seufzte wohlig. »Ist das nicht ein fantastischer Tag?«
»Ohmeingott!« Avalon sprang von ihrem Stuhl auf. »Du bist wieder da !« Sie warf sich auf ihre Freundin und umarmte sie so fest, dass Halley kaum noch Luft bekam. Die beiden Mädchen kicherten, als Halley versuchte, die Tränen zurückzublinzeln, die in ihre tiefblauen Augen getreten waren.
»Also echt!« Avalon kletterte wieder von der Liege und hielt Halley eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Ich fass es nicht! Du bist wirklich wieder da!«
»Und wie ich wieder da bin!« Halley lachte und fuhr rasch mit einem Finger unter ihren Lidern entlang, bevor sie sich von Avalon hochziehen ließ.
»Du hast keine Ahnung, wie schrecklich du mir gefehlt hast.« Avalon schüttelte mit bühnenreifer Dramatik den Kopf und schaute mit ihren zartbitterschokoladenfarbe - nen Augen auf ihre perfekt french-pedikürten Zehennägel hinunter. »Es war die Hölle ohne dich.«
»Glaub ich dir, aber …« Halley wollte gerade anfangen, Avalon in allen Details von jeder einzelnen Minute, die sie in Berkley verbracht hatte, zu erzählen, als sie ein aufgeregtes Bellen hörte. Sie wirbelte herum und sah, wie der junge Golden-Retriever-Mischling, der beiden Mädchen gehörte und auf den Namen Pucci hörte (nach dem
Lieblingsdesigner von Constance Greene und Abigail Brandon alias »Die Mamas«), hinter der safrangelben, im spanischen Stil gebauten Villa der Greenes hervorpreschte. Mit der gleichen Begeisterung wie Avalon vor ein paar Minuten sprang Pucci in Halleys Arme und bedeckte sie mit glücklichen feuchten Hundeküssen.
»Oh, Pucci! Ich hab dich auch vermisst, du süßes, süßes Pucci-Knutschie!« Halley schlang die Arme um das Fellknäuel und sank in den Liegestuhl zurück. »Und wie groß du geworden bist! Unglaublich!«
Pucci stieß ein leises »Wuff!« in Avalons Richtung aus und Halley warf einen Blick auf ihre Freundin.
»Ohmeingott - Pucci ist nicht die Einzige, die gewachsen ist!«, kreischte sie und starrte auf den Busen ihrer besten Freundin. Avalons Brüste, die sonst in Körbchengröße A passten, hatten ihren Umfang seit Juli praktisch verdoppelt.
Avalon zog eine Grimasse. »Hey, kein Wort über meine Äpfelchen bitte.«
»Du meinst wohl eher deine Melonen !« Halley musste sich das Lachen verbeißen.
»Ha-ha.« Avalon sah leicht angesäuert aus.
Halley spürte, dass sie aus Versehen auf eine Avalandmine getreten war und sich schnellstens aus dem gefährlichen Terrain zurückziehen sollte. Und zwar leise. »Jedenfalls siehst du echt klasse aus - mit oder ohne sie!« Halley grinste und lehnte sich wieder entspannt in den Liegestuhl zurück. »Deine Bräune ist der Hammer und dieser Rock einfach genial .«
»Danke. Stella McCartney. Ich weiß, dass Outlets eigentlich nicht so unser Ding sind, aber als ich
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