Fußfall
Schubverstärkungsbomben weniger dazu, Schub zu erzeugen, als um Energie für die Büschelbomben zu bekommen. Gerade rechtzeitig gelang es Harry, sich festzuhalten.
»Wo sind wir?« fragte ihn Franklin.
»Etwa in der Mitte vom Klotz. Das vorhin war der mittlere Seitentunnel. Unter uns liegt der BackbordWassertank . Hier ist eins von den Teilelagern.« Er sah hinein, und Franklin spähte ihm über die Schulter. »Nichts hat sich losgerüttelt. Schweiß- und Schneidmaterial, Reparaturplatten – genauso groß wie die Wände. Man muß sie schräg kippen, um sie durch die Kanäle zu kriegen.«
»Weiß ich.«
»Flickstücke für Dampfleitungen, Handräder für Ventile, elektrische Leitungen … Werg für Rohrdichtungen.«
Sie gingen weiter. Harrys Versuch, sich von den Rungen der Leiter abzustoßen, um dann von der gegenüberliegenden Wand schräg wegzuprallen, mißlang. Am besten hielt er sich parallel zu den Leitern und in ihrer Griffweite. »Sich hier bewegen ist schwieriger, als ich gedacht hatte, und man wird auch sehr schnell müde.«
»Ja, es überrascht einen jedes Mal aufs neue«, sagte Franklin.
Die Öffnung wurde größer und gab den Blick auf ein Rohrgewirr frei. Leitungen mit einer lichten Weite von einem Meter fünfzig erweiterten sich zu Kegeln von sechs Metern Durchmesser . Sie führten durch die RumpfAußenhaut und wiesen in Viererreihen in drei um jeweils neunzig Grad versetzte Richtungen . »Das sind die LageSteuerdüsen . Wir sind jetzt in der oberen BackbordEcke vom Klotz«, sagte Harry. »Noch ist alles schön ordentlich. Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie es nach der Schlacht aussehen wird.«
»Als ich zum erstenmal etwas von ›Dampfleitungen‹ hörte, hab ich mich gefragt, ob ich wohl Kohlen schaufeln muß.«
Harry lachte. »Wollen wir den Querkanal nehmen und auf der anderen Seite wieder runtergehen?«
»Nur zu. Ich weiß sowieso schon nicht mehr, wo wir sind.«
»Achtung! Beschleunige. «
WUMM
***
Nikolai lief den anderen voraus. Nach wie vor war die Schwerkraft so gering, daß sie mit gewaltigen Sätzen vorwärtskamen.
Bei mehr Schwerkraft geht es langsamer, dachte Jeri. Es fiel ihr schwer, Schritt zu halten. Die Russen waren offenkundig nicht bereit, ihretwegen das Tempo zu drosseln. Jedesmal, wenn sie an einem der ringförmigen Roboter vorbeikamen, beschlich Jeri Angst. Und wenn das Ding sie nun mit zuckenden Tentakeln verfolgte …?
Sie zogen durch die Kanäle, immer tiefer ins Schiff. Wohin sie nur wollen? Was auch immer ihr Ziel sein mochte, keinen Augenblick zögerte Nikolai an Abzweigungen. Gelegentlich fielen Jeri Markierungen auf. Kyrillische Buchstaben. Natürlich!
»Wir sind da, Genosse Kommandant.«
Obwohl Dmitri das Kommando beansprucht hatte, sprach Nikolai ausschließlich mit Arwid Rogatschow und hörte auch nur auf ihn. Wahrscheinlich kann er den Kommissar ebensowenig leiden wie ich, dachte Jeri.
Der Raum unter ihnen war voller Metallschränke und behälter , doch weit und breit war kein Rüßler zu sehen. Ungeduldig wartete Dmitri darauf, daß sich Nikolai und Rogatschow Zugang verschafften, dann stürzte er sich vor ihnen auf die Behälter, öffnete sie und schleuderte ihren Inhalt achtlos zu Boden.
Auf dem Etikett stet etwas auf russisch. Wo sind … oh!
Dmitri öffnete einen weiteren Behälter. »Hah!« Er griff hinein , holte eine großkalibrige Pistole hervor und suchte eine Weile weiter, bis er Munition fand.
»Das hat dem anderen Amerikaner gehört, Greeley«, sagte Arwid. »Ist noch eine da? Die Amerikaner hatten mehrere und haben mir eine geschenkt.«
»Ja, hier.« Dmitri nahm eine weitere Pistole heraus und gab sie zusammen mit einer Patronenschachtel Arwid.
Nur zwei. Ob Dmitri so gut schießen kann wie ich? Vermutlich sinnlos, ihn danach zu fragen.
Arwid lud die Pistole durch und hielt sie hoch. »Nur gut, daß mein Arm wieder heil ist!« rief er ihr zu.
Und was haben die Rüßler mit dem Bild gemacht? »Ist da noch was? Vielleicht ein Messer? Als sie uns gefaßt haben, hatte ich eine Walther PPK. Ist die dabei?«
»Nein.« Arwid öffnete Wandschränke. Wie Schaufensterpuppen hingen Raumanzüge dort. »Vermutlich ist es zuviel zu erwarten, daß wir gefüllte Atemluftflaschen finden.«
»Kämen wir nicht auch ohne die aus«, fragte Dmitri, »wenn man die Anzüge luftdicht kriegte?«
»Höchstens ein paar Minuten.«
»In der Zeit kann man viele Fithp umbringen«, sagte Dmitri. »Mal sehen, ob sie uns passen.«
***
Mrs. Woodward
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