Gäbe es die Liebe nicht
umgehen würde. Auf seine Art. „Du wirst heute Abend mit mir essen.“ Bevor sie antworten konnte, legte er die Hände um ihre Schultern. „Ich dulde keinen Widerspruch. Du wirst mit mir essen. Ich hole dich um sieben ab.“
Sie beschloss, so zu reagieren, wie er es am wenigsten erwartete. „Einverstanden“, sagte sie gehorsam.
„Mir ist egal, ob du … Was?“
„Einverstanden“, wiederholte sie lächelnd. Wie sie erwartet hatte, brachte ihre Reaktion ihn völlig aus der Fassung.
„Ich … Na gut.“ Stirnrunzelnd schob er die Hände in die Taschen. „Bis dann.“ Verwirrt steuerte er seinen Wagen an und blieb auf halbem Weg stehen. Er sah über die Schulter zurück. Anna stand noch immer da. Ihr Lächeln war gelassen, und sie sah bezaubernd aus. „Frauen“, brummte er und ging weiter. Man konnte ihnen einfach nicht trauen.
Anna wartete, bis er losgefahren war, und lachte erlöst. Ihn so stottern zu hören war besser als jeder Streit. Noch immer lachend ging sie zu ihrem Wagen. Ein Abend mit Daniel war interessanter als einer mit einem Buch, dessen war sie sich gewiss. Als sie den Motor startete, spürte sie die Macht. Sie hatte alles unter Kontrolle. Und das gefiel ihr. Er brachte ihr Blumen mit. Nicht die weißen Rosen, die er ihr nach wie vor täglich schickte, sondern bescheidene Veilchen aus seinem eigenen Garten. Sie arrangierte sie in einer kleinen Glasvase, während er mit ihren Eltern sprach. In dem kleinen Salon ihrer Mutter wirkte er riesig und ein schüchternd, aber er fühlte sich wie ein Teenager beim ersten Rendezvous. Nervös setzte er sich auf einen Stuhl, der in ein Puppenhaus gepasst hätte, und nippte an dem Tee, den Mrs. Whitfield ihm serviert hatte.
„Sie müssen zum Abendessen kommen“, forderte sie ihn auf. Die vielen Rosen hatten ihr Hoffnung gemacht, obwohl sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was in ihrer Tochter vorging. Annas verbissener Ehrgeiz und stille Entschlossenheit waren ihr vollkommen fremd.
Mrs. Whitfield war jedoch nicht blind. Ihr entging nicht, wie Daniel Anna ansah, und mit einer Mischung aus Wehmut und Erleichterung stellte sie sich vor, wie aus Anna eine Ehefrau und Mutter wurde. Sicher, Daniel wirkte noch etwas ungeschliffen, aber daran würde ihre Anna sicher noch erfolgreich feilen. Vielleicht wäre sie in ein oder zwei Jahren schon Großmutter. Während sie an ihrem Tee nippte, musterte Mrs. Whitfield Daniel.
„John und Sie sind ja jetzt Geschäftspartner“, stellte sie fest und tätschelte seine Hand. „Leider erzählt er mir niemals etwas, obwohl ich ihn immer auszufragen versuche.“
„Oh ja, das tut sie“, warf Mr. Whitfield ein.
„Also wirklich, John.“ Lachend sah sie Daniel an. „Natürlich sind wir alle neugierig, was Mr. MacGregors Geschäfte angeht. Pat Donahue hat mir erzählt, dass Sie ihnen ein Grundstück in Hyannis Port abgekauft haben. Ich hoffe, Sie wollen nicht aus Boston weg.“
Daniel ahnte, woher der Wind wehte. „Ich mag Boston.“
Anna fand, dass er lange genug Rede und Antwort gestanden hatte, und reichte ihm ihr Tuch. Sofort sprang er auf und legt es ihr um die Schultern.
„Macht euch noch einen schönen Abend, Kinder.“ Mrs. Whitfield wollte sie zur Tür bringen, aber ihr Mann legte ihr eine Hand auf den Arm.
„Gute Nacht, Mutter.“ Anna küsste sie auf die Wange und lächelte ihrem Vater dankbar zu, bevor sie auch ihm einen Kuss gab.
„Machts gut“, sagte er und strich ihr über den Kopf, wie er es tat, seit sie denken konnte.
Vor dem Haus atmete Daniel tief durch.
Lachend hakte Anna sich bei ihm ein. „Du brauchst nichts zu sagen.“ Er öffnete ihr die Beifahrertür seines blauen Cabrios. „Wo wollen wir essen?“ fragte sie beim Einsteigen.
Er glitt hinters Steuer und ließ den Motor an. „Zu Hause. Bei mir zu Hause.“
Anna verspürte einen Anflug von Nervosität. Hastig erinnerte sie sich daran, dass sie alles unter Kontrolle hatte. „Ach ja?“
„Ich bin Restaurants leid“, erwiderte er, und sie hörte die Anspannung aus seiner Stimme heraus. Erfreut stellte sie fest, dass auch er nervös war.
„So? Ich hatte den Eindruck, dass du gern unter Menschen bist.“
„Ich habe keine Lust, mich beim Essen anstarren zu lassen.“
„Es ist erstaunlich, wie unhöflich manche Menschen sein können, nicht wahr?“
„Und wenn ich mit dir rede, möchte ich nicht, dass halb Boston zuhört.“
„Natürlich nicht.“
Er bog in seine Einfahrt ein. „Falls du dir Sorgen machst… Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher