Gallaghers Tod
…
»Die Tochter von Celia Rutherford?«, fragte Rebecca.
»Nicht so laut!«, zischte Armand. »Der Name wird hier auf Oea nicht so gerne gehört. Wenn jemand herausbekommt, dass ich mit ihr Geschäfte mache, gibt das einen handfesten Skandal.«
»Warum tust du es dann?« Rebecca verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Max Branigunn, der erste Ehemann ihrer Mutter Debi, war vor vielen Jahren von Piraten ermordet worden, die auf der Lohnliste von Hidalgo Rutherford gestanden hatten. Sie konnte nicht verhehlen, dass sich in ihr instinktiv eine gewisse Abneigung aufbaute.
Armand machte eine wegwerfende Handbewegung. »Komm schon, fang du nicht auch noch an. Claire ist in Ordnung. Sie ist inzwischen eine erfolgreiche Geschäftsfrau und hat nicht die geringsten Verbindungen zu irgendwelchen Raumpiraten. Für die Verbrechen ihres Opas oder die ihrer Mutter kann sie nichts – genauso wenig, wie man dich für die diversen Vergehen deines Vaters verantwortlich machen kann.«
Rebecca schluckte. Das hatte gesessen. »Okay«, sagte sie gedehnt.
»Trotzdem muss ich im Interesse meiner Firma Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen«, räumte Armand ein. »Und da Rutherford auf Oea nun mal eine Persona non grata ist, dürfen meine geschäftlichen Kontakte mit ihr nicht bekannt werden.«
»Kann ich verstehen. Wann geht es los?«
»Sobald du kannst.«
Rebecca streckte sich. »Trigger braucht neue Brennstäbe, ich brauche eine Dusche und würde gerne mal wieder ausschlafen. Ist morgen Nachmittag früh genug?«
»Absolut. Darf ich dich angesichts der vorgerückten Stunde wenigstens zum Abendessen einladen?«
»So mit Kerzenschein und leiser Musik?«
»Kriegst du.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du gibst wohl nie auf.«
Er grinste breit. »Ich bin in einer Stunde wieder da und hole dich ab.«
Nachdem er gegangen war und die Roboter sich mit den gelieferten Ersatzteilen davongemacht hatten, ließ sich Rebecca müde in den Pilotensessel fallen. Die Aussicht auf ein delikates Dinner in einem vornehmen Restaurant hob ihre Stimmung zwar, aber lieber wäre sie sofort eingeschlafen.
»Claire Rutherford«, sagte Trigger nachdenklich. »Meine Güte, ist das lange her. Ich habe mich immer gefragt, was aus dem kleinen Mädchen von damals geworden ist.«
»Du hast das gehört?« Rebecca setzte sich mit einem Ruck auf.
»Richtmikrofon«, sagte Trigger lapidar.
Kapitel 2
Der Nebenjob
»Du weißt ganz genau, dass mir das gar nicht gefällt, wenn du so etwas machst.«
»Ja, Schatz.« Clou Gallagher stand am Wohnzimmerfenster seiner Villa und sah auf den See hinaus, der im Licht der untergehenden Sonne glitzerte wie ein Diamant.
»Und du machst es trotzdem«, fuhr Debi fort. »Nur, um mich zu ärgern.«
Er drehte sich zu ihr um. Sie saß in dem bequemen Sessel vor dem Kamin, das Kinn auf die linke Hand gestützt, und musterte ihn vorwurfsvoll. Sie hatte sich trotz allem, was geschehen war, überhaupt nicht verändert, fand er. Ihr Haar, das einst kastanienbraun gewesen war, hatte inzwischen die Farbe von poliertem Platin angenommen und auch in ihrem Gesicht hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen, aber in ihrem Inneren war sie noch immer ganz sie selbst geblieben. Und sie machte sich immer noch Sorgen um ihn und ärgerte sich, wenn er ihre Warnungen in den Wind schlug. »Ich fühle mich einfach noch nicht alt genug für den Ruhestand«, protestierte er.
Sie rollte mit den Augen. »Hatten wir diese Diskussion nicht schon einmal?«
Er seufzte. Natürlich hatte sie recht. Er war inzwischen achtundsechzig. Die langen Jahre im Kälteschlaf hatten ihm zwar ein wenig Zeit geschenkt, sodass er ein wenig jünger wirkte, als er tatsächlich war, aber er war wirklich nicht mehr der Jüngste. Er hätte es sich neben Debi in dem anderen Sessel bequem machen und die Früchte seiner Arbeit genießen können. Debi und er waren ja alles andere als mittellos: Sie bezog seit ihrem Ausscheiden aus den Diensten der terranischen Raumflotte eine beträchtliche Pension, und er hatte vor vielen Jahren dem späteren Regierungschef Katachara ein beträchtliches Lösegeld abgepresst. Beides zusammen war mehr als genug gewesen, um hier auf Oea XX ein neues Zuhause zu finden. Die letzten beiden Jahre waren wie im Flug vergangen, und manchmal kam es Clou so vor, als habe es die vielen, schmerzlichen Jahre der Trennung gar nicht gegeben. Er war in seinem neuen Lebensabschnitt angekommen, und er war mit Debi glücklich. Nur manchmal, an
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