Ganz oder Kowalski
wiedergutmachen.“
Sie unterhielten sich über das Übliche. Über die Red Sox . Darüber, wie lange Lisa dieses Mal in den Sommerferien mit den vier Jungs durchhalten würde, ehe sie die Nerven verlor. Über Evans neuen Truck, den er in der Farbe Weiß gekauft hatte, obwohl Terry ihn ausdrücklich gebeten hatte, keinen weißen Wagen zu kaufen, weil man den nicht sauber halten konnte. Darüber, wie Evans und Terrys Eheberatung lief.
Joe stieß Sean gegen den Arm. „Ich schwöre, dass Emma ungefähr im Sekundentakt zu dir herübersieht.“
Sean widerstand dem Drang, sich umzudrehen und es selbst herauszufinden. „Sie ist nur nervös, das ist alles.“
„Das sind nicht die Nerven.“
„Ich glaube, ich kenne sie besser als du.“
Joe lachte. „Du kennst sie seit einer Woche.“
„Seit zehn Tagen.“
„Ich bringe deine Seifenblase ja nicht gern zum Platzen, doch ich kenne sie schon länger als zehn Tage. Nicht gut, aber ich bin ihr ab und zu bei Mike und Lisa begegnet. Nicht, dass es eine Rolle spielen würde. Dieser gewisse Ausdruck auf dem Gesicht einer Frau ist eigentlich allgemeingültig.“
„Da ist kein ‚gewisser Ausdruck‘.“
„O doch, das ist er“, widersprach Kevin.
„Das könnte der gewisse Ausdruck sein“, fügte auch Leo hinzu.
„Mike und ich können es nicht sehen“, bemerkte Evan. „Wir blicken in die falsche Richtung. Wir könnten uns natürlich umdrehen, doch dann würde sie sich wahrscheinlich fragen, warum wir sie alle anstarren.“
Obwohl er davon überzeugt war, dass seine Cousins ihn auf den Arm nehmen wollten, verlagerte Sean ein bisschen das Gewicht, um Emma aus den Augenwinkeln betrachten zu können.
Gut, dann sah sie ihn eben an. Oft. Aber Joe und Kevin übertrieben, denn es gab keinen „gewissen Ausdruck“. Die Blicke waren viel zu flüchtig, um irgendetwas hineinlesen zu können – und schon gar nicht das, was Emma ihrer Meinung nach mit ihren Blicken sagen wollte.
Er beobachtete eine Weile, wie sie ihn beobachtete. Dann trug Tante Mary ihnen auf, das Fleisch fertig zu machen, damit sie den Grill anzünden konnten. Da seine Cousins allesamt halfen und viele Köche ja bekanntlich den Brei verdarben, zog Sean sich zurück. Er brauchte sowieso eine Pause von dem Spielchen mit Blicken, das er und Emma spielten. Also schnappte er sich ein Bier und machte sich auf den Weg in den großen Werkzeugschuppen. Es war die inoffizielle „Höhle“ der Kowalski-Männer, in die keine Frau einen Fuß zu setzen wagte. Selbst Tante Mary blieb draußen stehen und rief hinein, statt die Schwelle zu übertreten.
Es roch nach altem Motoröl, das auf den Holzfußboden getropft und dort eingezogen war. Der Holzstapel neben dem alten Kaminofen sorgte dafür, dass ein Mann hier selbst in den kalten Monaten einen Platz hatte, an den er sich ungestört zurückziehen konnte. An den Wänden hingen Regale voller Einweckgläser, in denen sich Schraubenmuttern, Bolzen, Schrauben, Unterlegscheiben und all die anderen Dinge befanden, die sich im Laufe der Jahre in einem guten Werkzeugschuppen so ansammelten.
Sean machte sein Bier auf, schaltete das alte Radio ein und setzte sich auf einen der Barhocker, die jemand vermutlich aus Jasper‘s Bar & Grille mitgebracht hatte. Er war zu aufgewühlt, um untätig herumzusitzen. Also stellte er sein Bier ab und sah sich das neueste Projekt an. Anscheinend handelte es sich um den Motor einer Schneefräse, der neu zusammengebaut werden sollte.
Gerade machte er mit Benzin und einer Drahtbürste ein paar verschmierte Bolzen sauber, als die Tür aufging und sein Onkel hereinkam. „Hallo, Onkel Leo.“
„Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde.“ Er begutachtete Seans Arbeit und nickte zufrieden. „Ich habe den Jungs beigebracht, wie man einen Schraubenschlüssel verwendet. Steph hat mir manchmal geholfen – allerdings sind ihre Finger inzwischen eher damit beschäftigt, irgendwelchen Unsinn in ihr Handy zu tippen, statt eine Schraube in ein Gewinde zu drehen.“
„Ich sollte sie fragen, wie das verfluchte Telefon funktioniert, das ich gekauft habe. Ich kann zwar damit telefonieren, doch das war’s leider auch schon.“
Leo nahm eine andere Bürste und zog einen Milchkasten neben Sean. „Also, wie geht es dir?“
„Nicht schlecht, würde ich sagen, wenn man bedenkt, in was für einen Schlamassel ich mich da habe hineinziehen lassen.“
„Nein, mein Junge. Wie geht es dir wirklich? “
Sean zuckte die Achseln und nahm ein Tuch, um
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