Ganz oder Kowalski
Samstag.“
„Also“, sagte Kevin, als sie allein waren. „Wie klappt es mit der Schlaflösung?“
„Sie schläft noch immer auf der Couch.“
„Ich glaube, Josh hat auf zwei Nächte getippt. Er ist also raus.“
Sean schüttelte den Kopf. Das mangelnde Vertrauen seines Bruders in seine Selbstbeherrschung empörte ihn ein bisschen. „Ihr werdet alle raus sein, wenn der Monat vorbei ist. Und auch euer Geld ist dann weg.“
Er sagte das so, als würde er selbst daran glauben, aber er bewegte sich auf unsicherem Terrain. Drei Nächte, in denen er mit Emma im selben Zimmer geschlafen hatte, hatten seinen Schlafzyklus enorm durcheinandergebracht. Und als er in der vergangenen Nacht von ihr geträumt hatte – nackt und heiß auf ihn, während ihre dunklen Locken seine Haut gekitzelt hatten –, war er verschwitzt und erregt aufgewacht. Dem Drang zu widerstehen, die drei Meter zu ihrem Sofa zurückzulegen, hatte ihn fast umgebracht.
Morgen arbeiten zu müssen ist gut, dachte er. Obwohl er mit ihr allein sein würde, würde ein bisschen körperliche Anstrengung ihm guttun. Wenn er sich bis zur Erschöpfung verausgabte, würde er in der Nacht vielleicht schlafen können, ohne sich nach ihr zu verzehren.
„Ich muss wieder an die Arbeit“, sagte Kevin und riss Sean damit aus Gedanken, die er besser sowieso nicht weiterverfolgte. „Dein Essen geht heute aufs Haus.“
„Danke, Mann.“ Er erhob sich, um seinem Cousin die Hand zu schütteln, ehe er den Rest seines Essens vertilgte.
Aus einer Laune heraus nahm er nach dem Mittagessen den schöneren, allerdings auch ein bisschen längeren Weg zu Joe und Keris Haus. Da die Wagen der beiden auf der Einfahrt standen, hielt er an und stieg aus.
Keri öffnete ihm die Tür. Sie sah erschöpft aus, und auch ihre Haare hatten schon bessere Tage gesehen. „Ach, hallo, Sean. So ein Zufall. Gerade habe ich noch gedacht: Hey, ich könnte noch den einen oder anderen Kowalski in meinem Leben vertragen.“
Er lachte und trat in den großzügig geschnittenen Flur. „Spielt das Baby verrückt?“
„Ich war schon der Meinung, dass bei den Kowalskis die Männer Nervensägen sind – entschuldige, dass ich das so sage. Doch die sind gar nichts gegen die Mädchen.“
„Joe schreibt?“
Gereizt stieß sie den Atem aus und stemmte die Hände in die Hüften. „Nein. Joe tut so , als würde er schreiben, damit ich Brianna nicht bei ihm ablade. Aber in Wahrheit spielt er wahrscheinlich irgendein dummes Spiel.“
Aus dem Nebenzimmer drang ein lautes Heulen. Sean hoffte, dass es die Tochter der beiden war und nicht ein wildes Tier, das nach Tischabfällen suchte. „Also ist er in seinem Arbeitszimmer?“
Keri nickte und deutete in die Richtung, bevor sie einen missmutigen Laut ausstieß und losmarschierte, um ihre Tochter zu beschwichtigen. Willkommen im Dschungel, dachte er, bevor er sich auf den Weg zu Joes Arbeitszimmer machte. Er klopfte zweimal an die Tür und trat dann ein.
Erschrocken und mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck blickte Joe auf. Sean ahnte, dass seine Frau ihn durchschaut hatte. „Sie weiß, dass du nur so tust, als würdest du schreiben, damit du dich nicht um die Kleine kümmern musst.“
„Weißt du, was richtig nervt? Alle sagen immer: Warte ab, bis sie größer ist. Als würde es dann noch schlimmer werden. Wie kann es noch schlimmer werden?“
Sean zuckte die Achseln.
„Jahrelang habe ich über Schreckgespenster und das Böse geschrieben, das in den Seelen einiger Menschen lauert. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es nichts Furchterregenderes gibt als ein kleines Mädchen.“
„So schlimm kann sie nicht sein. Was wiegt sie? Zehn Pfund?“, erwiderte Sean und lachte.
„Fünfzehn. Allerdings sind das fünfzehn Pfund schlechter Laune und noch schlechterer Gerüche. Glaub mir.“
„Ich glaub’s dir ja.“
Joe lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und seufzte. „Lass uns über dich und dein Leben reden. Schläft sie noch auf der Couch?“
„Ja, das tut sie.“
„Gut. Ich habe gewettet, dass ihr es drei Wochen aushaltet.“
Vielleicht, doch Sean würde nicht darauf wetten und sollte es auch besser nicht tun. Vor allem nicht, wenn es um einen so langen Zeitraum ging. Schließlich war er schon erregt, wenn er nur daran dachte, wie nah Emma bei ihm schlief. „Habt ihr Jungs euch schon überlegt, was ihr wegen der Kids macht, wenn wir uns am Samstag alle treffen?“
„Ja, aber das wird nicht billig für dich.“
„Kein Problem.
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