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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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ihr das alles so unverblümt ins Gesicht zu sagen. »Er hat zugegeben, dass du häufig die Männer gewechselt hast. Und dass du wahllos warst.«
    »Ich habe also häufig die Männer gewechselt.« Sie lachte, aber es klang freudlos. »Selbstverständlich hast du ihm geglaubt. Immerhin warst du auch tatsächlich unter meinem Rock gewesen.«
    »Sei nicht so vulgär.«
    Sie rang nach Luft. »Vulgär? Du hast mich doch gerade ein Flittchen genannt.«
    »Dein Vater hat dich …« Er verstummte, als er den Zorn sah, der in ihren Augen stand.
    »Was hat er noch gesagt?«, fragte sie. Ihre Stimme klang hohl.
    Harry wandte sich ab. Er konnte sie nicht ansehen, während er die Worte ihres Vaters wiederholte. »Er sagte, mit dir würde etwas nicht stimmen. Dass du nicht zu bändigen wärst. Stimmt das?« Er warf einen Blick über die Schulter und sah, dass sie ins Feuer starrte. »Nicht zu bändigen? Bitte. Ich muss das alles verstehen. Ich kannte dich doch erst diesen einen Sommer.«
    Wieder lachte sie scharf. »Ach Harry. Jetzt willst du es verstehen. Du bist nicht auf die Idee gekommen, mich damals einfach zu fragen.« Sie zupfte am Saum der Decke und starrte auf ihre Finger. »Nicht zu bändigen.« Sie seufzte. »Wie soll ich das wissen? Ich glaube nicht, aber ich bin nicht der Richter, oder? Ich weiß, dass ich mich immer davongeschlichen habe, um meinen Vater zu sehen. Jedes Mal, wenn es mir gelungen war, wurden meine Kindermädchen und meine Gouvernante zu meinem Vater zitiert und gerügt. Also kann ich mir vorstellen, dass sie sich beschwerten. Mein Vater überließ es jedoch ihnen, mich zu bestrafen. Nanny Dodd mochte die Bibliothek. Sie ließ mich mit Büchern auf dem Kopf in der Ecke stehen. Es war meine Gouvernante Miss Frazier, der das Priesterloch einfiel.«
    Harry blickte auf. »Das Priesterloch?«
    Sie sah ihn eindringlich an, als hätten ihre eigenen Worte sie überrascht. »Ja. In der Bibliothek.«
    Er setzte sich in den Sessel neben ihrem. »Du bist in ein Priesterloch gesperrt worden?«
    Kate zuckte mit den Schultern und zog die Decke höher. »Nachdem Frazier erkannt hatte, dass meine täglichen Stunden in der Bibliothek mir nur dabei halfen, Latein zu lernen, beschloss sie, dass das Priesterloch eine viel bessere Idee wäre. Da gab es nicht so viele Bücher.«
    Harry bemerkte, wie sie erschauderte. Ihm wurde übel. »Ich dachte, es wäre dein Ehemann gewesen …«
    Sie sah hoch. »Der Grund für meine seltsame Beziehung zur Dunkelheit? Oh nein. Obwohl er es sehr gern zu seinem Vorteil genutzt hat.«
    »Aber dein Vater …«
    Wieder senkte sie den Blick. »Ich bin mir sicher, dass er es nicht wusste.«
    Nie wäre Harry, wenn er an Kate Hilliard dachte, der Begriff »verletzbar« eingefallen. Und doch ertappte er sich dabei, dass er Mitgefühl mit dem einsamen, verängstigten kleinen Mädchen hatte. Er erinnerte sich an das erste Mal, als er sie an der Rückseite von Grange, dem Gutshaus seiner Eltern, hatte herumschleichen sehen. Sie hatte so scheu und ängstlich wie ein Rehkitz gewirkt. Damals hatte er gedacht, sie wäre eines der Waisenkinder aus dem Armenhaus.
    Sie fuhr fort, als wäre Harry nicht im Zimmer: »Schließlich wurde mir klar, dass mein Vater mich schlicht und ergreifend nicht in seiner Nähe haben wollte. Irgendwann einmal habe ich ihn nach dem Grund gefragt.« Fahrig zupfte sie am Saum der Decke. »Das war das erste und letzte Mal, dass mein Vater mich geschlagen hat.«
    Vor Harrys innerem Auge tauchte das Bild von der Elfe auf, die er in jenem Sommer kennengelernt hatte – fließendes Haar und verstaubte Kleider, die Augen leuchtend vor übersprudelnder Intelligenz und verschmitztem Humor. Sie hatte so ein strahlendes, freches Lächeln gehabt. »Du wirktest so glücklich«, sagte er. »So … furchtlos.«
    Sie sah ihn kurz an und starrte dann wieder in die Flammen. »Das war ich auch.«
    Harry erhob sich und stand einen Moment lang da. Er kämpfte mit sich, in welche Richtung diese Unterhaltung führen sollte. Und er hatte mit einem Mal Angst, sie zu einem Ende zu bringen.
    »Wie bist du auf die Idee gekommen, ich könnte ein Kind von George erwarten?«, wollte sie wissen, ohne aufzublicken.
    Harry trat ans Fenster und sah in die leere Dunkelheit hinaus. »Dein Vater hat es mir erzählt. Er sagte, du hättest dich den ganzen Sommer über zu George geschlichen, und dann wäre das Unvermeidbare geschehen. Dass er nur der … Letzte gewesen wäre.«
    Sie stieß ein bitteres Lachen aus. Es

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