Gefährliches Spiel
Taille schmiegte, einen engen schwarzen Rock, eine glänzende schwarze Strumpfhose und hübsche knöchelhohe Stiefeletten. Eine Perlenkette und passende Ohrringe komplettierten das Outfit. Selbst in ihrer Arbeitskleidung war sie die eleganteste Frau, die er seit langer Zeit gesehen hatte.
„Sie sehen …“ Perfekt. Höllisch sexy. Er biss die Zähne zusammen. Ireland, der raue Soldat, der er in Wirklichkeit war, konnte so etwas sagen, aber Ames, der kultivierte Geschäftsmann, ganz sicher nicht. Selbst wenn es die absolute Wahrheit war. „… gut aus. Sie sehen wirklich gut aus. Sie könnten im Weißen Haus dinieren, so wie Sie angezogen sind.“
Das zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen, genau wie er es erhofft hatte. Ihr Lächeln war eine Geheimwaffe. Sie seufzte. „Also gut. Ich muss hier nur noch alles abschließen.“
Abzuschließen bedeutete, die Büchereitür zuzuziehen und einen Schlüssel einmal im Schloss umzudrehen.
Nick wartete. Charity sah zu ihm hoch, und als sie seine düstere Miene bemerkte, erschien eine kleine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen. „Stimmt etwas nicht?“
„Das ist alles? Das ist abschließen? Den Schlüssel einmal im Schloss umdrehen?“
Sie lächelte milde. „Wir sind hier nicht in der großen, bösen Stadt, Mr Ames.“
„Meine Freunde nennen mich Nick.“
„Also gut, Nick. Ich weiß nicht, ob Sie schon die Gelegenheit hatten, durch die Stadt zu gehen. Das hier ist nicht New York oder auch nur Burlington. In der Bücherei, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte, gibt es Bücher und ansonsten nicht viel mehr als ein paar nicht mehr ganz neue Tische. Was sollte da zu stehlen sein? Und außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, wann das letzte Mal ein Verbrechen in Parker’s Ridge begangen wurde.“
Das Hochgefühl, das Nick bei dem Gedanken an einen Abend mit Charity Prewitt verspürt hatte, verschwand.
Parker’s Ridge war der Wohnort eines der gefährlichsten Verbrecher der Welt. Eines von Grund auf bösen Mannes. Eines Mannes, der unmittelbar für den Tod von vielen Hunderten von Menschen verantwortlich war, für unfassbares Leid und Unglück.
Und er war Charity Prewitts bester Freund.
2
Eine Verabredung . Charity Prewitt hatte tatsächlich eine Verabredung ! Charity war seit … Himmel, sie konnte sich noch nicht einmal mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal mit einem Mann ausgegangen war.
Wenn man Wassily nicht mitrechnete, der vierundfünfzig Jahre alt war und seit seiner Zeit in einem sowjetischen Gefangenenlager schreckliche Narben trug, gab es zehn Junggesellen in Parker’s Ridge. Jeder einzelne unverheiratete Mann in einem Radius von vierzig Meilen war mit ihr ausgegangen, mehrfach. Jedem einzelnen unverheirateten Mann fehlte etwas Wesentliches – Zähne, Bildung, Arbeit. Ganz sicher fehlte ihnen allen Sinn für Humor.
In den Städten der Umgebung sah es nicht besser aus. Die meisten waren aus einem guten Grund noch Junggesellen. Und eine einzige Verabredung reichte meist mehr oder weniger aus, um den Grund herauszufinden.
Charity hätte sich noch weiter umsehen können, doch seit Mary Conway in den Mutterschutz gegangen war und dann gekündigt hatte, als ihr Kind zu früh und in der Entwicklung zurückgeblieben geboren wurde, hatte Charity sich mehr oder weniger allein um die Bücherei gekümmert. Die pensionierte ehemalige Hauptbibliothekarin, die alte Mrs Lambert, kam aushilfsweise, wenn es einen Notfall gab, aber sie war vierundsiebzig und fast taub. Und der Stadtrat schob es immer wieder hinaus, Geld für einen weiteren Angestellten freizugeben. Also blieb alles an Charity hängen.
Außerdem musste sie sich natürlich um Onkel Franklin und ihre kränkelnde Tante Vera kümmern, die ihre ständige Hilfe benötigten. Charity hatte einen Einzugsbereich von vierzig Meilen, in dem sie suchen konnte, und wünschenswerte Junggesellen – selbst solche, die wenigstens nicht abstoßend waren – gab es in diesem Umkreis nicht gerade wie Sand am Meer.
Als Mr Nicholas „Meine Freunde nennen mich Nick“ Ames – der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte, der ganz offensichtlich all seine eigenen Zähne und Körperteile besaß und außerdem wohlhabend zu sein schien – sie um eine Verabredung bat, nun, das war wie Weihnachten einen Monat zu früh.
Er war am Morgen in die Bücherei gekommen, um etwas über die Gegend zu erfahren, da er, wie er sagte, hier einige Investitionen tätigen wollte. Charity war beeindruckt
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