Gefaehrliches Verlangen
wissen. »Ist Dana hier?«, fragte Mia vorsichtig, da sie ihn nicht wütend machen wollte. »Johns Schwester? John hat gesagt, dass sie in Lenkarda sei ...«
»Nein«, sagte Korum und warf ihr dabei einen unleserlichen Blick zu. »John war von den Keiths — ich nehme an mit voller Absicht — falsch informiert worden.«
»Sie ist kein Charl?«
»Nein, Mia, sie war niemals ein wirklicher Charl. Sie war das, was du einen Xeno nennen würdest — ein Mensch der von allem besessen ist, das mit den Krinar zusammenhängt. Ihre Familie hat das nie gewusst. Als sie Litmir in Mexiko getroffen hat, hat sie ihn angebettelt mit ihm mitgehen zu dürfen und er hat eingewilligt, sie eine Zeit lang mitzunehmen. Das Letzte, das ich von ihr gehört habe ist, dass sie jemand anderen hat, der sie mit nach Krina nehmen wollte. Ich gehe davon aus, dass sie dort sehr glücklich sein wird, wenn man ihre Vorlieben bedenkt. Und der Grund dafür, dass sie ihre Familie verlassen hat, ohne ihr auch nur ein Wort davon zu sagen, hat wahrscheinlich etwas mit ihrem Vater zu tun.«
»Ihrem Vater?«
»Dana und John hatten keine sehr glückliche Kindheit«, sagte Korum und Mia spürte, wie seine Hand ihren Griff verstärkte. »Ihr Vater ist jemand, der schon vor langer Zeit hätte unschädlich gemacht werden müssen. Den Informationen nach, die wir über deinen Kontakt zum Widerstand gesammelt haben, lebt Johns Vater einen bestimmten Fetisch aus, der sehr junge Kinder beinhaltet—«
»Er ist pädophil?«, fragte Mia leise und die Galle kam ihr bei dem Gedanken daran hoch.
Korum nickte. »Genau das. Ich glaube, seine Kinder waren die ersten, die seine Zuneigung zu spüren bekamen.«
Ihre Übelkeit bekämpfend und voller Mitleid mit John und Dana sah Mia weg. Wenn das stimmte, dann konnte niemand Dana einen Vorwurf daraus machen, dass sie weggehen wollte, um alles das, was mit ihrem alten Leben zu tun hatte, hinter sich zu lassen. Obwohl Mias eigene Familie normal und liebevoll war, hatte sie letzten Sommer im Zuge ihres Praktikums mit Opfern häuslicher Gewalt und Kindesmissbrauchs zu tun gehabt. Sie wusste, welche Narben das auf den Kinderseelen zurückließ. Einige dieser Kinder würden sich, wenn sie erst einmal älter wären, Alkohol oder Drogen zuwenden, um ihren Schmerz zu betäuben. Dana hatte sich offensichtlich dem Sex mit den Krinar zugewandt.
Natürlich nur, wenn Korum sie in dieser ganzen Angelegenheit nicht anlog.
Während sie darüber nachdachte, kam sie zu dem Entschluss, dass er das wahrscheinlich nicht tat. Warum sollte er? Es war ja schließlich nicht so, als könnte sie mit ihm Schluss machen, selbst dann nicht, wenn sie herausfand, dass Dana dort gegen ihren Willen festgehalten wurde.
»Und was ist mit John?«, fragte sie. »Ist er in Ordnung? Und Leslie?«
»Ich nehme es an«, sagte er mit deutlich kühlerer Stimme. »Keiner der beiden wurde bis jetzt festgenommen.«
Erleichtert beschloss Mia, es dabei zu belassen. Sie hatte die Vermutung, dass mit Korum über den Widerstand zu sprechen nicht das cleverste war, was sie in ihrer Situation gerade machen konnte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung.
»Wohin gehen wir?«, fragte sie und sah sich um. Sie liefen gerade durch etwas, das wie ein unberührter Wald aussah. Kleine Äste und Zweige knackten unter ihren Füßen, und sie konnte überall Naturlaute hören — Vögel, verschiedene Arten summender Insekten, raschelnde Blätter. Sie hatte keine Ahnung, was er für den Rest des Tages geplant hatte, aber sie wollte einfach nur noch ihren Kopf unter eine Decke stecken und so einige Stunden lang unauffindbar verharren. Die Ereignisse des Morgens und die daraus resultierenden Gefühlsausbrüche hatten sie komplett ausgelaugt und sie brauchte dringend eine Auszeit, um alles das verarbeiten zu können, was passiert war.
»Zu meinem Haus«, antwortete Korum und drehte sich dabei zu ihr um. Und wieder zeigte sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht. »Es ist nicht weit zu Fuß von hier. Und sobald wir da sind, wirst du dich entspannen und ein wenig ausruhen können.«
Mia warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Seine Antwort war erschreckend nah an dem gewesen, was sie gerade gedacht hatte. »Kannst du meine Gedanken lesen?«, fragte sie völlig entsetzt von dieser Vorstellung.
Er grinste und sein Grübchen an der linken Wange kam zum Vorschein. »Das wäre schön — aber nein. Ich kenne dich bloß jetzt schon gut genug um zu merken, wann du
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