Gefaehrliches Verlangen
zum Gebäude. »Ja, das ist mein zu Hause — und jetzt ist es auch deines.«
Mia schluckte nervös, als ihre Angst durch seine letzte Aussage verstärkt wurde. Warum sagte er das immer wieder? Dachte er wirklich, sie würde für immer hier leben? Er hatte ihr versprochen, sie zurück nach New York zu bringen, damit sie ihr letztes Jahr an der Uni beenden konnte, und Mia klammerte sich verzweifelt an diesem Gedanken fest, als sie auf die hellen Wände des Hauses starrte, die vor ihr schimmerten.
Als sie sich näherten, löste sich die Wand vor ihnen auf einmal auf und es entstand eine Öffnung, die groß genug war, um sie eintreten zu lassen.
Überrascht atmete Mia hörbar ein und Korum lächelte über ihre Reaktion. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Das ist ein intelligentes Gebäude. Es sieht deine Bedürfnisse voraus und erschafft Durchgänge, wo welche benötigt werden. Das ist nichts, vor dem du Angst haben müsstest.«
»Macht es das für jeden oder nur für dich?«, fragte Mia und hielt vor der Öffnung an. Sie wusste, dass ihr Zögern, hineinzugehen, nicht logisch war. Wenn Korum vorhaben sollte, sie gefangen zu halten, dann konnte sie sowieso nichts dagegen machen — sie befand sich ja schon in einer außerirdischen Kolonie aus der sie keine Fluchtmöglichkeiten hatte. Und trotzdem brachte sie es nicht fertig, freiwillig ihr neues zu Hause zu betreten, ohne dass sie sich sicher war, es auch wieder ungehindert verlassen zu können.
Korum, der ihre Bedenken zu erahnen schien, warf ihr einen aufmunternden Blick zu. »Das wird es auch für dich tun. Du kannst wann immer du möchtest das Haus betreten oder verlassen, auch wenn es für dich das Beste sein könnte, die ersten Wochen in meiner Nähe zu bleiben ... zumindest bis du dich an unsere Art zu leben gewöhnt hast und ich die Möglichkeit hatte, dich den anderen vorzustellen.«
Mia atmete erleichtert aus und schaute zu ihm hoch. »Danke«, sagte sie leise und ein Teil ihrer Panik verschwand.
Vielleicht würde es ja doch nicht so schlimm sein, vorübergehend hier zu leben. Wenn er sie wirklich am Ende des Sommers zurück nach New York bringen würde, wäre die Zeit in Lenkarda einfach nur ein mehrmonatiger Aufenthalt an einem unglaublichen Ort, den sich nur wenige Menschen überhaupt vorstellen konnten, und dann auch noch zusammen mit dem außergewöhnlichen Geschöpf, in das sie sich verliebt hatte.
Da sie sich jetzt ein wenig mit der Situation angefreundet hatte, trat Mia durch die Öffnung und betrat zum ersten Mal in ihrem Leben ein krinarisches Wohnhaus.
* * *
Das, was sie dort sah, hatte sie bestimmt nicht erwartet.
Mia hatte sich mental auf eine ganz andersartige und High-Tech dominierte Inneneinrichtung eingestellt — mit schwebenden Stühlen zum Beispiel, so ähnlich wie in dem Flugobjekt, das sie hierhergebracht hatte. Stattdessen sah der Raum exakt so aus, wie Korums Penthouse in New York. Es gab sogar das weiche, cremefarbene Sofa und Mia errötete, als sie sich daran erinnerte, was erst vor kurzem darauf passiert war. Das Einzige, was anders war, waren die Wände; sie schienen aus dem gleichen durchsichtigen Material gemacht zu sein wie das Schiff und sie blickte auf die grünen Pflanzen, die außerhalb des Hauses wuchsen, anstatt auf den Hudson.
»Du hast hier die gleichen Möbel?«, fragte sie überrascht und ließ seine Hand los, um einen Schritt nach vorn zu gehen und das alles aus der Nähe zu betrachten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Möbelhäuser die Siedlungen der Krinar belieferten — andererseits konnte Korum mit der Nanotechnologie wahrscheinlich alles herbeizaubern, was er wollte.
»Eigentlich nicht«, sagte Korum und lächelte sie an. »Das habe ich erst vor deiner Ankunft so eingerichtet. Ich dachte, es würde dir die Eingewöhnung vielleicht einfacher machen, wenn du dich in den ersten Wochen in einer vertrauten Umgebung entspannen könntest. Sobald du dich hier wohler fühlst, kann ich dir zeigen, wie ich eigentlich eingerichtet bin.«
Mia blinzelte ihn an. »Du hast das extra so für mich arrangiert? Wann?«
Selbst mit der schnellen Fabrikationstechnologie — oder wie auch immer Korum diese Verfahren nannte, das es ihm ermöglichte, Sachen aus nichts herzustellen — brauchte er wahrscheinlich einige Zeit, um das alles vorzubereiten. Wann hatte er bei allem, was heute passiert war, überhaupt die Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken? Sie versuchte, sich vorzustellen, wie er das Sofa
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