Gefahr für Al Wheeler
Flügel der Tür zum Salon flogen mit einem laut
widerhallenden Krach auf, und Hamilton Hamilton kam
herein. Er schoß sofort mit gefährlich funkelnden Augen auf mich zu.
»Was
zum Teufel haben Sie hier
zu suchen?« fragte er.
»Ich
mache einen Höflichkeitsbesuch«, sagte ich.
»Scheren
Sie sich zum Teufel!« Seine Stimme hatte sich prächtig erholt, stellte ich
fest. »Machen Sie, daß Sie aus meinem Haus hinauskommen, Sie unverschämter...!«
»Es
ist zum Heulen!« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Heute wird hier
mehr Theater gespielt als auf den Bühnen von zehn Broadwaytheatern.«
»Ich
warne Sie, Wheeler!« donnerte Hamilton. »Ich lasse Ihnen genau zehn Sekunden
Zeit, um von hier zu verschwinden — «
»Klemmen
Sie ab!« fauchte ich ihn an. »Benehmen Sie sich — oder ich befestige Sie mit
Handschellen an einen Ihrer eigenen Stühle!«
Ich
hatte bereits die Erfahrung gemacht, daß er leicht zur Ruhe zu bringen war, und
das brachte ihn auch zur Ruhe. Seine Augen wurden groß, und er wich einen Schritt
vor mir zurück. Aber er ließ noch immer seine Stimme dröhnen. — Doch hatte sie
nicht jetzt einen Unterton von Nervosität?
»Was
— was sollen diese Gewaltandrohungen bedeuten, denen meine Frau und ich
ausgesetzt sind?«
»Sei
ruhig, Hamilton«, sagte Gail gebrochen. »Corinne Lambert ist tot, und der
Lieutenant scheint zu glauben, daß du es warst — daß du sie ermordet hast.«
»Ich?«
Ich hatte das Gefühl, ich hätte den Dialog für ihn schreiben können. »Ich, ein
Mörder? Wieso, ich — ?«
»Halten
Sie endlich den Mund«, sagte ich verdrossen, »und hören Sie zu. Das geht Sie
alle drei an. Es hängt mir allmählich zum Hals heraus, mit anhören zu müssen,
wie hier Leute versuchen, sich aufzuspielen, wie sie sich ihrer Einbildung nach
unter den gegebenen Umständen aufspielen müssen.«
»Ich
habe in meinem ganzen Leben noch keinen größeren Stoffel kennengelernt als
Sie«, sagte Gail steif. »Er kommt einfach hierher in unser Haus und beleidigt
alle — «
»Lassen
Sie uns nicht noch mal mit diesem ganzen Quatsch von vorne anfangen«, sagte ich
kalt. »Unter einigermaßen günstigen Voraussetzungen kann ich den ganzen
Mordfall Lambert innerhalb der nächsten zehn Minuten klären, sofern Sie mich
nebenbei auch einmal zu Wort kommen lassen. Also einverstanden?«
Sie
ließen sich in feindseligem Schweigen nieder.
»Ich
werde Ihnen erzählen, wie alles war«, sagte ich. »Und zwar ohne Unterbrechung
durch irgend jemanden , einschließlich Sie, Mrs. Hamilton.«
»Mich?«
Sie schnaubte verächtlich. »Ich hoffe, daß zumindest ich die letzte bin, die
unter dem Druck einer plötzlichen Krise ihre Erziehung und Herkunft vergißt!«
»Eins
zu null für Sie«, sagte ich. »Nun also los — !«
Endlich
lauschte sie gespannt, während ich alles grundlegend erklärte, genauso wie ich
es in Sheriff Lavers ’ Büro bei Starkes Anwesenheit
getan hatte. Daß Lambert unschuldig und Hamilton der wirkliche Betrüger gewesen
war, der ersterem die Sache in die Schuhe geschoben hatte. Wie Corinne Lambert
irgendwie dahintergekommen war und ihre Kenntnisse dazu benutzt hatte, Hamilton
solange zu erpressen, bis er kein Geld mehr hatte.
Als
Lambert nach seiner Begnadigung nach Pine City
zurückgekehrt war, hatte er seine Unschuld nachweisen wollen. Hamilton
fürchtete, er würde sich rächen wollen. Seine Frau hatte noch mehr Angst davor,
so viel, daß sie Starke beauftragt hatte, ein Auge auf Lambert zu haben und
Hamilton zu schützen. Dann war Lambert in der Nacht, in der er triumphierend
erklärt hatte, er verfüge über genügend Beweise seiner Unschuld und
beabsichtige, zum Sheriff zu gehen, ermordet worden.
Ich
ging den Fall noch einmal Punkt für Punkt durch, und meine Zuhörer folgten der
Geschichte mit ungeheurer Aufmerksamkeit. Daran taten sie auch gut, dachte ich.
Jeder war in verschiedener Weise ausreichend tief in diese rätselhafte Sache
verwickelt, um begierig ihrer Aufklärung zu harren.
Als
nächstes zerpflückte ich die in Frage kommenden Motive — sprach über die
verschiedenen Verdächtigen — und kam dann geradewegs auf die Angelegenheit von
Corinnes vor ein paar Stunden erfolgter Ermordung zu sprechen.
»Wissen
Sie, Wheeler«, wagte Starke mit gelangweilter Stimme, die in keiner Weise zu
seinem eifrigen Zuhören paßte , einzuwerfen, »bis
jetzt haben Sie noch nicht eine einzige neue Tatsache mitgeteilt.«
»Weil
ich mir die noch aufhebe«, sagte ich. »Ich
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