Gefangen (German Edition)
Delia entrüstet. «Kommt gar nicht in Frage!»
«Warten Sie, lassen Sie ihn doch bitte ausreden. Es ist nicht so, wie Sie denken!», bat die Rothaarige.
Delia schnaubte ablehnend.
«Sehen Sie, unser Bordell heißt Sultan’s und diesem Namen werden wir unter anderem dadurch gerecht, dass eine unserer Damen in Haremskleidung auf einem Podest angebunden wird, sozusagen als Sklavin. Manche Männer mögen das. Ein bisschen schauen und necken, die Hilflosigkeit der Sklavin ausnutzen, ohne dass jedoch wirklich etwas passiert! Heute am Freitag ist natürlich besonders viel los und eigentlich habe ich niemanden übrig, der das machen könnte. Wie gesagt, Krankheitswelle.» Er lächelte sie gewinnend an. «Jedenfalls müsste ich das Podest heute Nacht leer lassen oder eine der anderen Damen dafür einsetzen, aber die haben alle ihre Stammkunden und eigentlich keine Zeit, Sie verstehen?»
Delia rümpfte angewidert die Nase. In ihrem Blick lag die ganze Verachtung, die sie für Menschen wie Koos und ihren Beruf übrig hatte. «Und was hat das mit mir zu tun?»
«Nun, wie gesagt, Sie sind sehr attraktiv.» Er musterte sie ungeniert von oben nach unten und zurück. Ihm gefiel ihre natürliche Schönheit. Sie hatte eine reine, alabasterweiße Haut, wie man sie oftmals bei Rothaarigen findet, die einen guten Kontrast zu ihren kastanienbraunen, gelockten Haaren bildete. Vielleicht schimmerten diese im Sonnenlicht sogar in einem Rotstich, der ihre blasse Haut rechtfertigte. Ihre grünen Augen waren einzigartig. Ein kühles, klares Grün, von wenigen gelben Sprenkeln durchsetzt. Eine einzigartige Mischung.
Um seine Lippen spielte ein gewinnendes Lächeln. «Und ich dachte – nun vielleicht könnten Sie sich vorstellen, diese Podestnummer zu übernehmen? Nur dort stehen, sich ein wenig zur Musik bewegen. Ähnlich wie Sie es gerade hinter dem Regal getan haben. Keine Verpflichtung, mit einem der Männer ins Bett zu gehen.»
Was schlug er ihr da vor? Sie sollte … Delia schwankte zwischen Empörung und Lachanfall. «Sie meinen – ich soll mich begaffen und dann auch noch anfassen lassen?» Sie brachte es mit wenigen Wort auf den Punkt: «Wie auf einem Sklavenmarkt zur Begutachtung? Kommt ja gar nicht in Frage!» Sie sah die Verkäuferin auffordernd an: «Kann ich jetzt bitte bezahlen?»
Doch Koos ließ nicht locker. Er betonte noch einmal die Harmlosigkeit dieses Jobs, nannte ihr den Preis pro Stunde und dass sie den Vibrator obendrein geschenkt bekäme. Sie würde doch nichts riskieren, dürfte es einfach ausprobieren. Im Zweifelsfall könne sie jederzeit aufhören und gehen. Kein Zwang, keine Verpflichtungen.
Delia war durchaus kontaktfreudig, Männer betreffend jedoch vergleichsweise schüchtern. Verlegenheit machte sich auf ihrem Gesicht breit. Sich von Fremden befummeln und anstarren zu lassen, vermutlich mit fast nichts bekleidet, war fern jeglicher Vorstellung. Das kam höchstens mal in ihren Träumen vor, und selbst dann mochte sie kaum glauben, dass es ihre Fantasie gewesen war! Andererseits – es hörte sich nach leicht verdientem Geld an und der Preis überstieg bei weitem das, was sie in ihrem Job in einer Stunde verdiente. Sie könnte endlich ihrer Kollegin Dana zurückzahlen, was diese ihr vor zwei Monaten geliehen hatte.
Max Koos kam seine hervorragende Menschenkenntnis zu Hilfe. Einfühlsam schilderte er Delia, wie einfach diese Arbeit wäre und dass er sie vor Übergriffen, die über ein bloßes Anfassen hinausgingen, schützen würde. Er würde nicht mehr von ihr verlangen als das, was er ihr erzählt hatte.
Zehn Minuten später hatte er Delia so weit. Sie warf ihre Skrupel über den Haufen. Warum nicht einmal etwas tun, was jenseits ihrer Vorstellungskraft und ihres Anstandes lag? Ihr Herz klopfte bis zum Anschlag, aber sie war entschlossen, sich auf das Abenteuer ihres Lebens einzulassen. Denn verglichen mit ihrem geordneten, eintönigen, gesitteten Leben würde dies wahrhaftig ein Abenteuer sein, ein sprichwörtlicher Sprung ins kalte Wasser.
Kapitel 2
Die pastellgelb gestrichene Fassade wies erstaunlich dezent darauf hin, dass sich dahinter auf fünf Stockwerken ein Edelbordell befand. Ganz offensichtlich wussten die Männer, die sich in dieser Szene bewegten, auch so Bescheid. Ein beleuchtetes Schild direkt über dem Eingang, eine Leuchtreklame hoch oben am Haus, die auf eine Internetadresse hinwies, das war alles. Delia hatte etwas Spektakuläreres, Auffälligeres erwartet. Rote Gardinen
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