Jack Raymond
Unter dem Eis
Thriller
© bei Alfred Bekker
Neuausgabe Dezember 2010
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Einsatzort: Antarktis
Unter dem Eispanzer der Antarktis existiert ein riesiger See, der über tausend Meter tief ist. Bislang habe lediglich Forscher einige Wasserproben dieses prähistorischen, abgekapselten Sees genommen. (Soweit die Fakten).
Der Grund dieses Sees ist ein idealer Ort, um möglichst unbemerkt Atomwaffen zu testen. Die Wassermassen und die Eisschicht schirmen die Neutronenstrahlung weitgehend ab und machen es auch sehr viel schwerer, den charakteristischen Gamma-Outburst anzumessen, der normalerweise jede Atombombenexplosion global messbar macht.
Ein internationales Industriekonsortium, das sich unter der Kontrolle eines reichen arabischen Geschäftsmanns aus Dubai befindet, betreibt dort die angebliche Forschungsstation X-Point, die sich in Wahrheit allerdings mit Tests von Atomwaffen befasst.
Die seismischen Erschütterungen sind natürlich weltweit spürbar, nur kann man sie nicht eindeutig zuordnen. Doch die Verdachtsmomente verdichten sich, nachdem amerikanische Wissenschaftler Messungen machen, die die Möglichkeit von A-Tests nahe legen.
Wenig später ist von den amerikanischen Wissenschaftlern kein Lebenszeichen mehr zu hören. Sie bleiben verschollen und wurden vermutlich ermordet.
Das Szenario ist bedrohlich: Durch die Atomtests könnten (was die Betreiber, die diese Tests im Auftrag „interessierter Staaten“
durchführen, nicht berechnet haben) nach und nach Teile des Eispanzers in Bewegung geraten, schlagartig ins Meer stürzen und einen Riesen-Tsunami auslösen, dessen Mörderwellen Buenos Aires, Rio, New York etc. unter Wasser setzen würden.
Eine Truppe von Spezialisten wird ins Gebiet gebracht, um aufzuklären, was sich dort abspielt und wenn möglich weitere Tests zu stoppen. Die Truppe muss sich beeilen: Der Winter bricht bald ein und der bedeutet in der Antarktis nicht nur mörderische Temperaturen, sondern auch dauerhafte Dunkelheit...
Und dann ist da in der Tiefe unter dem Eis die Bombe, die den Super-Tsunami auslösen wird...
UNTER DEM EIS
von Jack Raymond
Das gepanzerte Kettenfahrzeug quälte sich über die hart gefrorene Schneedecke, die sich bis zu den fernen, schroff aus dem Eis ragenden Gebirgszügen erstreckte, bei denen es sich um erste Ausläufer des transantarktischen Gebirges handelte. Eine einzige, weiße Fläche, die das Licht der Mitternachtssonne grell reflektierte.
Das Fahrzeug hielt an.
Eine Klappe am Heck öffnete sich und Bewaffnete in weißen Thermoanzügen sprangen in den Schnee. Sie trugen MPis. Einer von ihnen deutete auf das nahe Biwak, dessen rote Außenhaut einen markanten Kontrast zur Gleichförmigkeit der südpolaren Schneewüste bildete. Daneben befanden sich zwei Motorschlitten.
„Da sind sie!“, rief der Bewaffnete. Die Kältemaske aus Neopren sorgte dafür, dass seine Stimme dumpf klang. Er lud seine MPi vom Typ Uzi durch und nahm sein Funkgerät vom Gürtel. „Hier Hunter 13. Wir haben die Bastarde gefunden!“
„Verstanden Hunter 13. Hier X-Point. Sorgen Sie dafür, dass man nichts von ihnen findet! Weder die Leichen noch ihr technisches Gerät .“
*
Eine Öffnung entstand in der Außenhaut des Biwaks. Jemand zog den Reißverschluss herunter und reckte den Kopf heraus. Ein vollbärtiger Mann mit Schneebrille. Seine Züge wurden starr vor Entsetzen.
Die Angreifer eröffneten das Feuer. Aus mehr als einem Dutzend Maschinenpistolen wurde geschossen. Der Mann mit dem Vollbart zuckte zusammen, sank zu Boden und riss dabei den Reißverschluss vollends auf.
Die Außenhaut des Biwaks wurde von den Einschüssen geradezu perforiert. Ein wahrer Geschosshagel prasselte auf das Lager hernieder.
Schließlich gab der Kommandant der Angreifer per Handzeichen das Signal zur Feuereinstellung.
Das Biwak war in sich zusammengebrochen.
Ein blutrotes, zerfetztes Leichentuch, das sich gnädig über das Opfer gelegt hatte.
Der Anführer der Gruppe trat darauf zu. Er trug die handliche Uzi jetzt an einem Riemen über der Schulter. Eine Hand war noch immer am Griff, sodass er die Waffe blitzschnell abfeuern konnte, wenn sich wider Erwarten unter dem Zeltstoff doch noch etwas regte.
Er bückte sich, hob die Zeltplane und riss sie zur Seite.
Ein zweiter Bewohner des Biwaks kam zum Vorschein.
Er lag in seinem Schlafsack, die Augen starr in den makellos blauen