Geflüster auf Burg Schreckenstein
befürchtet hatte.
„Und wenn etwas nicht nach deinem Dickkopf geht…“, las Anke ihr weiter die Leviten, „…, dann drehst du durch und schadest dir damit selbst am meisten…“
„Ja… ja…“, stammelte es gebrochen aus dem Kontrollautsprecher , daß die Kratzbürsten nur so feixten.
„Mit deinem Egoismus, deiner Rücksichtslosigkeit stößt du viele vor den Kopf. Wenn du dich nicht änderst, wirst du eines Tages keinen Freund mehr haben…“, fuhr die dunkle Geisterstimme fort.
„Ja… ja… nein… nein… ich…“, stammelte es aus dem Kontrollautsprecher .
„Sie hält alles für Wirklichkeit, die Arme!“ flüsterte Sophie.
„Das macht das Gruselambiente!“ flüsterte Ingrid. „Mit uns wäre das nie gegangen.“
„Genau das hat meine Tante auch gesagt“, bestätigte Florian. „Wir dürfen sie nur nicht so lang zappeln lassen.“
„Keine Sorge“, sagte Ottokar. „Auch als Helfershelfer für Rosenfels bleiben wir doch Ritter!“
Geister-Anke fuhr fort: „Du mußt endlich lernen, auf die Wünsche anderer Rücksicht zu nehmen, dich nicht in Angelegenheiten hineinzudrängen, die dich nichts angehen. Es dreht sich nicht alles ausschließlich um dich. Deine Unbeherrschtheit, deine Launen…“
„Ja… ja…“, kam es tränenerstickt aus dem Lautsprecher, daß Anke vom Text der Hellseherin abwich. „Wenn Paule dir Schokolade anbietet, dann überwinde dich, und beiß hinein, sonst…“
Ein Aufschrei, ein Wimmern, ein Schmatzen und Glucksen, als ob jemand den Mund zu voll hat, um sprechen zu können.
Stephan umarmte Anke für diesen Einfall, Florian hob Ingrid hoch. Dampfwalze war aufgesprungen, ans Mikrophon getreten und rülpste seine aufgestaute Enttäuschung — die menschliche vor allem – in das empfindliche Gerät, daß es sich mit der Rückkopplung über den Kontrollautsprecher anhörte wie der Donner des Jüngsten Gerichts.
Noch ein leises Kettenrasseln, dann war es drüben still.
In der Folterkammer hielten alle den Atem an. Ottokar schaute auf seine Uhr. „Den Schokoladenkuß von Paule wird sie nicht so schnell vergessen. Dreht sie zurück!“
Konzertgeflüster
Umgeben von Rüstungen, Fahnen, Hellebarden, Bannern und anderen Trophäen kriegerischer Zeiten, saßen sie bereit zum Konzert im Rittersaal: Stephan und Anke, Ottokar und Sophie, Florian und Ingrid, die Minis , die Zwerghühner, Klaus und Isabella, Lehrerinnen und Lehrer, Andi und Amanda, Hans-Jürgen und Bettina, Ritter und Hühner, Oskar neben Irene, der Rex neben Fräulein Doktor Horn und ganz hinten Dampfwalze neben Beatrix.
Alle lauschten den einführenden Worten des Burgherrn, aus seinem Rahmen an der Wand auch der Raubritter, dem Florian ähnlich sah.
„Ich begrüße…, ks…, die Mädchen von Schloß Rosenfels mit ihrer…, ks…, charmanten Leiterin, Fräulein Doktor…, ks…“, schaltete er, wie die Ritter das immer wieder auftretende Knacken in seiner Nase nannten.
„Bravo!“ riefen die Minis und klatschten. Mauersäge fuhr fort: „Ich begrüße die…, ks…, vereinten Lehrkräfte sowie den…, ks…, den Herrn Bürgermeister von Wampoldsreute .“
„Jetzt noch ein kleines Bier, dann ist es wie in unserer Wirtschaft“, flüsterte Amanda.
Unbewegt saß Strehlau am Flügel. Mauersäge lehnte in der „Sängerbucht“, wie der Musterschüler den Bogen im Instrument nannte, weil da bei Gesangsvorträgen immer die Sänger stehen.
„Wir haben heute eine…, ks…, kulturelle Veranstaltung besonderer Art“, schaltete der Burgherr in den nächsten Gang. „Die Idee stammt von unserem…, ks…, Meisterpianisten Strehlau .“
Knapp nickte der Musterschüler in den Beifall.
„Es handelt sich um ein Jux…, ks…, konzert . Das Publikum hört nicht nur zu, es prüft seine…, ks…, musikalische Bildung. Die einzelnen Stücke…, ks…, werden angespielt, bis einer…, ks…, den Titel nennt. Die Auswahl reicht…, ks…, vom Volkslied über Oper, Operette,…, ks…, Unterhaltungsohrwürmer bis zur Symphonie…, ks… Das setzt Bildung nicht nur voraus, sondern wird…, ks…, diese auch erweitern. Zumal…, ks…, Fräulein Doktor Horn und ich dafür…, ks…, Preise gestiftet haben.“
Lang anhaltender Beifall bot Gelegenheit zu allerlei Geflüster. Da Anke mit ihrer verpflasterten Hand nicht klatschen konnte, fragte Stephan: „Hat sich Bea wenigstens bei dir entschuldigt?“
„Und wie!“ antwortete sie. „Paule hat Wunder gewirkt! Bea ist wieder ganz die alte. Sie hat mir
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