Geheimcode Schreckenstein
gleich beginnen, denn an den Fenstern verschwanden die Ritterköpfe.
Drunten ging Mücke auf Hassan zu. „Grüß dich! Du wohnst bei uns. Ich heiße hier Mücke, wegen meiner Irrsinnsgröße – das ist Pummel. Und wie heißt du?“
Beide waren auf arabische Klänge gefaßt, Muhammed, Fahd, Jassim oder tatsächlich Hassan. Der Neue sah sie an und sagte: „Wolfgang.“
„Mann!“ staunte Pummel. „Bist du kein Muselmann?“ Der Neue lachte schallend und wandte sich zu den Frauen: „Habt ihr das gehört! Die denken, ich wär ein Kuwaiti .“ Und den beiden Rittern erläuterte er: „Dann hätt ich die rot-weiß gemusterte Ghutra auf dem Kopf.“
Der Rex stellte Mücke und Pummel als Wolfgangs Zimmerältesten und Klassensprecher vor; die Frauen waren Wolfgangs Mutter und ihre beiden Schwestern, eine davon aus Neustadt.
Mücke blinzelte zu Hassan hinauf. „Wir haben dich vorsichtshalber Hassan getauft. Den Namen hast du weg.“
„Von mir aus.“ Wolfgang lächelte gnädig.
Der praktische Pummel wandte sich dem Gepäck zu. „Dann laß uns das mal reintragen .“
„Von mir aus!“ Hassan zog die Schultern hoch. „An sich machen das unsere Heinis.“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die beiden Chauffeure, die mit Schaltuhr englisch sprachen.
Pummel hörte nicht hin, nahm zwei Taschen und trabte die Freitreppe hinauf.
„Wir tragen hier alles selber. Gutes Training!“ sagte Ottokar und griff sich einen großen Koffer. Mücke folgte seinem Beispiel.
„Easy, easy !“ rief Hassan. „Ich weiß ja nicht, wo’s hingeht.“
„Ich zeig’s dir!“ schaltete sich Schaltuhr ein. „Wenn du dich verabschiedet hast.“
Im Zimmer stellte Pummel das Gepäck vor das Klappbett. „Hoffentlich kann er seine Zähne selber putzen und braucht dazu keinen Diener.“
„Tausendundeine Nacht!“ flüsterte Ottokar und ließ den Koffer fallen. „Mit eigenem Flugzeug ist er gekommen! Sein Vater baut drüben irgend ‘ne Industrie auf.“
Mücke rollte hinter seiner Brille die Augen. „Tausendundeine Million!“
Die Tür stand offen, Schaltuhr und Hassan erschienen, einer der Chauffeure brachte weitere Gepäckstücke.
„I hope you’ll like our castle !“ Schaltuhr zeigte sein Kameradenlächeln.
„ Wait and see !“ antwortete Hassan und sah Ottokar an. „Ich kenn diese alten Kästen. Romantisch und renovierungsbedürftig! Ein Freund von meinem Vater hat grade drei gekauft – drüben in England.“
Schaltuhr und der Chauffeur hatten das Zimmer verlassen. Hassan sank auf den nächsten Stuhl. An seinem Handgelenk glänzte eine goldene Uhr. „Tja“, begann er.
„Die Araber haben drei Tugenden: Rechtschaffenheit, Tapferkeit, Gastfreundschaft.“
Pummel strahlte wie der Vollmond. „Dann bist du hier richtig!“
„So?“ Hassan hob die Brauen. „Und wo bleibt der Drink zu meiner Begrüßung?“ Er sah sich um, die Ritter waren sprachlos.
„Laßt mal!“ Hassan hatte sich erhoben und öffnete den Reißverschluß einer Tasche. „Ich hab was Besseres als ihr. – Na?“ Mit betont weltmännischer Gebärde hielt er den dreien eine Whiskyflasche unter die Nasen.
Ottokar schüttelte den Kopf. „Die heb dir mal für Papis Geburtstag auf!“
Hassan grinste. „Na schön. Wenn’s euch dafür noch zu früh ist… Wie war’s damit?“ Er zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche, eine Geldklammer fiel zu Boden mit viel Papiergeld.
Trutzig schüttelten die Ritter die Köpfe.
„ Stimmt’s also! Meine Tante hat schon so was geflüstert.“ Mit den Lippen zog er einen Glimmstengel heraus und hielt das Feuerzeug unter das andere Ende.
Pummel blies die Flamme aus. „Entschuldige. Wir sind alle Nichtraucher.“
„Das ist euer Problem.“ Hassan lachte und knipste die Flamme wieder an. Da zog ihm Mücke blitzschnell den Arm herunter.
„Genau. Deswegen wollen wir auch deine Nikotinabgase nicht im Zimmer.“
„He!“ begehrte Hassan auf. „Noch nie gehört, daß Minderheiten auch ihre Rechte haben? Da komm mal nach Kuwait! Dort gibt’s Inder, Pakistani, Filipinos, Engländer, Franzosen, Deutsche, Griechen, Italiener, Spanier – und jeder kann nach seiner Fasson selig werden.“
Die Ritter sahen einander an. Wenn der so dachte – verbieten konnten sie’s ihm nicht. Sie mußten ihn überzeugen!
Ottokar fand ein gutes Beispiel: „Du mußt das anders sehen! Stell dir eine Mannschaft vor – egal, in welcher Sportart. Da wollen alle dasselbe. Und sie schaffen es nur, indem sie sich an die
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