Geheimnis des italienische Grafen
getrennt?“, fragte sie tapfer und hoffte inständig, er würde protestieren. Wenn er doch nur erkennen würde, dass die Vergangenheit vorbei war – dass es nur mehr die Zukunft gab! Eine gemeinsame Zukunft!
Nun vertiefte sich sein Lächeln. Zärtlich küsste er ihre Hand. „Wenn du das willst … Aber ich will dir einen anderen Vorschlag unterbreiten.“
Gegen ihren Willen keimte neue Hoffnung in ihrem Herzen auf, nur eine winzige Knospe. Sie holte tief Atem. „Was für einen Vorschlag?“
Er griff in die Innentasche seine Gehrocks, nahm ein kleines Etui heraus und öffnete es, um ihr einen Ring zu zeigen. Von schimmernden Perlen umgeben, funkelte ein perfekter blauer Saphir. „Willst du mich heiraten, Thalia Chase? Nicht nur zum Schein? Diesmal wirklich und wahrhaftig?“
Als sie den Ring anstarrte, verschleierten plötzlich Tränen die glitzernden Facetten. Zitternd presste sie eine Hand auf den Mund. Dieser Ring und seine Bedeutung stellten alles dar, was sie wünschte – was sie ersehnt hatte. Und doch …
„Weil du dich … verpflichtet fühlst?“, wisperte sie. „Weil so viel zwischen uns geschah?“
„Thalia, cara mia ! Dachtest du etwa, ich wäre ein Schurke, der eine junge Dame verführt und dann im Stich lässt?“
„Aber ich wollte es! Niemals versuchte ich dich in eine Falle zu locken – dich zu zwingen …“
„Bitte, Thalia!“ Mit einem festen Händedruck brachte er sie zum Schweigen. „Du hast mir keine Falle gestellt. Was uns verbindet, ist wunderbar. Niemals würde ich es entweihen. Aber ich fürchtete, ich hätte dich gefährdet, weil ich mich in meiner Selbstsucht nicht von dir fernhalten konnte. Nach den Ereignissen in der Höhle kam ich nicht zu dir, weil ich beschlossen hatte, dein Leben nicht noch schlimmer zu machen.“
„Schlimmer?“, rief sie. „Dich nie wiederzusehen – das wäre das Einzige, was mein Leben zur Hölle machen würde.“
„Und meines ebenso. Wärst du nicht mehr in meiner Nähe, würde alles Sonnenlicht für immer erlöschen. Du bist meine Seele, mein Herz, meine Welt.“
Sein überwältigendes Geständnis löste einen Tränenstrom aus, den sie ungehindert fließen ließ. Alles, was sie empfand, drückten diese Worte aus. „Trotzdem wolltest du mich verlassen?“
„Würde ich dein Glück nicht an oberste Stelle setzen, wäre meine Liebe nicht echt. Nach allem, was vorgefallen war, dachte ich, du willst mich nie wiedersehen.“
„Warum hast du dich anders besonnen? Was hat dich heute hierher geführt?“
„Deine Schwester hat mir etwas gebracht“, erklärte er, griff unter seinen Stuhl und hob einen dicken, von einer Schnur umwundenen Packen Papiere auf.
„Oh, mein Theaterstück?“, fragte Thalia verwirrt.
„‚Das dunkle Schloss des Grafen Orlando‘ – die Geschichte eines mysteriösen Aristokraten und seiner abenteuerlustigen Ehefrau. Obwohl er sein Bestes tut, um sie zu schützen, führen seine Bemühungen zu Lug und Trug, zu immer schmerzlicherem Herzeleid. Die beiden müssen einander ehrlich begegnen, weil sie seelenverwandt sind.“
„Ja, genau so muss es sein! Aber ich fürchte, ich weiß noch nicht, wie die Geschichte enden wird.“
„Vielleicht, weil die gemeinsamen Abenteuer niemals ein Ende finden werden. Welchen Kurs das Leben der beiden auch nehmen mag – sie werden immer neue Abenteuer bestehen.“
„Und keine Gefahr ist zu groß, wenn sie ihr mit vereinten Kräften trotzen.“
„Willst du das, Thalia? Möchtest du den Rest deines Lebens mit meinem vereinen? Mit einem Mann, der dich heiß und innig liebt – über alle Grenzen der Vernunft hinweg?“
Freudestrahlend nickte sie. „Ja, natürlich will ich das, Marco! Weil ich dich ebenso liebe. Von ganzem Herzen.“
Er streifte den Ring auf ihren Finger, und das klare blaue Licht glänzte wie ein verheißungsvoller Leitstern. Wie die Glut einer Liebe, die von Anfang an Thalias und Marcos Schicksal gewesen war.
EPILOG
Aus der London Post:
Sir Walter Chase gibt die Vermählung seiner Tochter Miss Thalia Chase und des Conte Marco di Fabrizzi bekannt, die am letzten Samstag in der Chase Lodge stattfand. An der Zeremonie nahmen Sir Walter und Lady Chase teil, ebenso der Earl und die Countess of Westwood, der Duke und die Duchess of Averton – die nach einer ausgedehnten Hochzeitsreise eben erst nach England zurückgekehrt waren – sowie zahlreiche weitere Gäste. Der Trauung folgte eine Walzerparty. Bei Kuchen und Champagner wurde bis in die Nacht hinein
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