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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Lempertz am Kölner Neumarkt die Auktion Nummer 582, »Alte Kunst«, statt. Nichts in diesem Katalog deutete auf Bilder des ehemaligen Architekten und Rüstungsministers Hitlers hin – dabei stammten ein gutes Dutzend aus dem Eigentum Speers. Diesmal fand die Auktion tatsächlich statt und wurde nicht im letzten Moment abgesagt. »Gemälde Neuer Meister« wie Carl Gustav Carus, Anton Castell und Johannes Jacob Frey wechselten ihren Besitzer ebenso wie Werke von Bernhard Fries, Adam Ludwig Kunz oder Wilhelm von Kobell. Die Gemälde von Johann Wilhelm Schirmer und Eduard Schleich dem Älteren sowie die »Italienische Seenlandschaft« eines »unbenannten Deutschen Meisters« vom Anfang des 19. Jahrhunderts – wohl die »Tiberlandschaft in der Art Phil. Hackert«, die Speer im Dezember 1937 für 1000 Reichsmark bei der Galerie Haberstock gekauft hatte – komplettierten den Verkauf aus einer mexikanischen Lagerhalle: ein wahres Auktionsfeuerwerk für Liebhaber der Romantik. Der Nachlassverwalter von Robert und Marguerite Frank ließ für die Erben deren Anteil aus dem Vergleich auf einen Schlag versteigern – 14 Werke. Anonym. Als Einlieferer Nummer 121. Der Gesamterlös: mehr als 750000 D-Mark. Die Rechnung Robert Franks und seiner Frau Marguerite ging im Nachhinein auf – auch wenn sie selbst nicht mehr die Ernte einfahren konnten. Das jahrzehntelange Leugnen und Verstecken in einer Lagerhalle in Mexiko-Stadt lohnte sich zwar nicht mehr für die Franks, aber doch für ihre Erben.

»Nichts von Speer gehört«: Der Auktionskatalog von Lempertz aus dem Mai 1981. Während der Auktion wurde ein gutes Dutzend der Speer’schen Bilder verkauft – anonym.
    Kunsthaus Lempertz, Köln (Alte Kunst Auktion 582/1981)

»Keine Bauchschmerzen«: Lempertz-Geschäftsführer Henrik Hanstein (Mitte, hier bei einer Auktion im Jahr 2002) beteuert, dass bei den Speer-Bildern keinerlei Anzeichen auf »jüdische Provenienz« hingedeutet hätten.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (version)
    Und für Albert Speer noch mehr. Denn bei dieser besagten Auktion und anderen mit dem Thema »Alte Kunst« ließ Hitlers Rüstungsminister ebenfalls diverse Gemälde bei Lempertz versteigern – gleichfalls anonym. 35 Jahre lang hatte er die Bilder seiner Sammlung bis dahin nicht mehr gesehen. So viele Jahre waren inzwischen vergangen, seit er sie bei seinem »Freund« Robert Frank auf dem brandenburgischen Gut Sigrön versteckt hatte und Ende April 1945 in den sicheren Tresor der Hamburger Commerzbank bringen ließ. Albert Speers Geduld, Stillhalten und Verschweigen zahlten sich nun ebenfalls aus: Sein Ruf wurde nicht beschädigt – und er ein reicher Mann. Während die Frank-Erben ihre Hälfte der Bilder in einer Auktion verkauften, »erhielt Speer aus seiner Sammlung die schneller verkäuflichen Bilder«, wie sich Lempertz-Geschäftsführer Prof. Henrik Hanstein erinnert. Still und heimlich wurde sein Anteil peu à peu versteigert. Albert Speer war allerdings bei keiner dieser Auktionen anwesend. Sukzessive fuhr er mehrfach in seinem NSU Ro 80 nach Köln, parkte in einem nahe gelegenen Parkhaus und holte das Geld persönlich bei Lempertz am Neumarkt ab. Anonym, konspirativ und geheimnisvoll ließ sich Hitlers Rüstungsminister den Betrag aushändigen – bar in einem Umschlag. Quittieren wollte er partout nicht, bloß keine Beweise! Die Zahltage machten Albert Speer auf seine letzten Tage noch einmal zum Millionär: Insgesamt erbrachte der späte Geldregen eine runde Million D-Mark. Keine schlechte Rendite für die Kriegsbeute.

    »Späte Kasse«: Albert Speer Anfang der 1980er-Jahre mir seinem NSU Ro 80.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (N.N.)
    Jemand, der bei der Versteigerung dabei war, als die Bilder versteigert wurden, der hatte nichts von Speer gehört, der hatte nichts von Speer gewusst. Lempertz war in solchen Sachen doch immer sehr zurückgenommen mit Informationen. Also bin ich fest davon überzeugt, dass diejenigen, die ersteigert haben, nichts von der Provenienz Speer gewusst haben.
    Günter Hank, Nachlassverwalter der Familie Frank
    Bei Lempertz hatte man offenbar kein Problem damit, einen Kunden mit der fragwürdigen Prominenz eines verurteilten Kriegsverbrechers bedient zu haben. Und auch die Herkunft der Bilder sorgte bei Henrik Hanstein und seinen Mitarbeitern nicht für Bauchschmerzen. Treuherzig unterstrich der Kunstexperte und Geschäftsmann, dass keines der Bilder aus der Speer-Sammlung auf jüdische Herkunft

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